P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
Briefe nicht erklären müssen. Wer wusste schon, wie die Frau darauf reagieren würde? Bei all dem Gerede über Verbrechen, was, wenn sie die Polizei riefe?
Doch Alex schien ganz locker zu sein, was die Sache anging. »Ich nehme an, erst mal werden wir sehen müssen, ob sie es ist, und dann können wir darüber nachdenken, was danach passiert.«
Leonie gefiel der Gedanke eindeutig nicht, einfach ohne echten Plan im Kopf zum Studio zu fahren, doch da Alex zu glauben schien, dass dies die wirksamste Handlungsweise war, konnte sie nicht widersprechen. Es war eine schöne Idee gewesen und sehr großzügig von Alex, hierherzufahren und ihr alles zu zeigen, und auch wenn Leonie sich darauf freute, mehr von diesem schönen Ort zu sehen, zerrte die Aussicht, Helena alles erklären zu müssen, an ihren Nerven.
Sie parkten das Auto auf einem öffentlichen Parkplatz in der Stadt und beschlossen, eine Mittagspause in einem Krabbenlokal zu machen, bevor sie sich zum Studio begaben.
Montereys Fisherman’s Wharf war voll von Ständen mit Meeresfrüchten und Märkten und sah in Leonies Augen wie eine Miniversion des Platzes in San Francisco aus.
Nachdem sie sich einen Korb mit köstlich frischen Krabben geteilt hatten, die mit Limonensaft serviert wurden, und gemütlich Kaffee getrunken hatten, gingen sie zurück zum Auto und fuhren zum Fotostudio, das sich mitten im Herzen der Cannery Row befand.
Die inzwischen aufgegebene Sardinenfabrikstraße von Monterey war eine Touristenattraktion geworden, und als sie und Alex durch die engen Straßen wanderten, bewunderte Leonie die alten historischen Dosenfabriken, die zauberhaften Lokale im viktorianischen Stil und die hübschen Ladenauslagen überall. Auf ihrem Weg blieb sie immer wieder stehen, um in die Fenster der kleinen Cafés, der Schokoladenläden und Kunstgalerien zu schauen, die sich entlang der Straße befanden.
Schließlich blieben sie vor Cannery Row Photography stehen.
»O Gott«, sagte Leonie und zog nervös noch einmal eine Grimasse, »ich bin mir echt nicht sicher, ob das tatsächlich so eine gute Idee ist. Ich meine, was sollen wir tun, und wie bringen wir heraus, ob es die richtige Helena ist? Ich glaube einfach nicht, dass ich …«
»Entspann dich, du musst gar nichts machen«, beruhigte Alex sie. »Du wartest hier, und ich gehe rein und stelle ein paar Fragen und komme dann wieder raus und sage dir, was ich glaube. Wenn wir uns sicher sind, dass sie es ist, können wir entscheiden, was wir dann machen, okay?«
»Ja, das klingt gut.« Leonie drehte sich der Magen um. »Du wirst doch gleich wissen, ob sie es ist, da ihr doch Nachbarn wart und so, oder?«
Alex seufzte. »Darauf würde ich nicht zählen. Ich habe sie doch nie richtig kennengelernt, und es ist einige Zeit her. Wer weiß, vielleicht klingelt es ja, wenn ich das Gesicht sehe?«, sagte sie, bevor sie das Studio betrat.
Nachdem sie ein paar Minuten draußen gewartet hatte, beschloss Leonie, einen schattigeren Platz aufzusuchen. Die Straßen waren voll, und die Nachmittagssonne war heiß und grell, und sie konnte eine Abkühlung vertragen. Sie ging ein Stückchen die Straße entlang, und die leise Seebrise verschaffte ihr sofort Erleichterung. Wie magisch wurde sie vom Meer angezogen, auf dem das Wasser so hübsch in der Sonne blitzte. Zu ihrer großen Freude entdeckte Leonie etwas, was aussah wie ein paar Seehunde, die faul im Wasser lagen. Es war ein wunderbarer Anblick, wie sie da auf dem Rücken lagen und in der Sonne dösten. Adam hätte das geliebt, überlegte sie, und wieder schlichen sich Gedanken an ihren Ex in ihr Bewusstsein.
»Niedliche kleine Kerle, was?«
Eine Männerstimme ließ sie aufschrecken, und Leonie entdeckte schnell, dass sie nicht alleine war. Etwas weiter weg beobachtete noch jemand die Seehunde. Vielleicht ein Surfer? Er war barfuß und trug einen Neoprenanzug, und mit seinem aus dem sonnengebräunten und ziemlich wettergegerbten Gesicht zurückgestrichenen glatten Haar sah er aus, als ob er gerade selbst direkt aus dem Ozean gestiegen wäre.
»Sie sind irre«, antwortete sie und schüttelte bewundernd den Kopf. Die Meereswesen waren nun außer Sicht wieder im Wasser verschwunden, doch immer noch hielt sie den Blick dorthin gerichtet, in der Hoffnung, dass sie noch einmal auftauchten.
»Wenn Sie glauben, das ist schon was, dann sollten Sie mal sehen, was unter Wasser vor sich geht«, sagte er und klang wie jemand, der genau wusste, wovon er redete, und Leonie
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