P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
Partnerin genauso neidisch und – man musste es leider sagen – bitter wie Leonie manchmal angesichts der Opfer, die sie bringen mussten, um eine andere Familie am Leben zu halten? Keiner würde bestreiten, dass Adam und Andreas anderer Ex zur Aufzucht ihres Sprösslings beitragen sollten, doch verglichen mit der gemütlichen Zweizimmerwohnung, die sie und Adam sich gerade in Dublin kaufen wollten, war dieses Haus hier ganz etwas anderes! Und als eine großgewachsene, kurvige und gut angezogene Frau mit langen blonden Haaren in der Tür erschien, die so viel Sexualität verströmte, dass Leonie fast das Gefühl hatte, sie müsste Adam festhalten, begann sie endlich zu begreifen, mit was für einer Frau sie es hier zu tun hatte.
Andrea war der Typ, zu dem Männer einfach nicht nein sagen konnten. Auch wenn Adam und sie sich vor gut zehn Jahren getrennt hatten und Leonie sich eigentlich nicht unsicher fühlen musste – wie sollte irgendeine Frau es angesichts dieser Venus nicht tun? Sie begriff nun, woher Suzanne ihre wachsamen, fast katzenähnlichen Augen hatte, die so gar keine Ähnlichkeit mit Adams hellem, offenem Blick aufwiesen.
»Hallo«, begrüßte Andrea Adam mit jenem kindlichen, zuckersüßen Ton, der Leonie am Telefon immer so auf die Nerven ging. »Du bist früh dran.«
Kein »Hallo, Sie müssen Leonie sein, deren Verlobter jeden Monat die Schuldenmasse eines kleinen Landes auf mein Bankkonto überweist, es ist so schön, Sie kennenzulernen« oder sogar nur ein kurzes »Hi«. Stattdessen und sehr zu Leonies Kummer streckte Andrea die Hand aus und zog Adam in eine Umarmung, die für ihren Geschmack viel zu intim wirkte. Und viel zu offensichtlich.
»Gut, dich zu sehen, Andi«, meinte Adam und trat zurück. Zu seinen Gunsten musste man sagen, dass er verlegen wirkte. »Ja, wir sind ein bisschen früh dran – der Verkehr war viel geringer, als wir erwartet haben, deshalb … Egal«, sagte er und stellte Leonie mit einem Lächeln vor, durch das sie sich sofort sehr viel besser fühlte, »das ist Leonie.«
» Das ist die berühmte Leonie?«, zwitscherte Andrea mit einer Falsettstimme, die wie Nägel klang, die über eine Tafel kratzten. Endlich bequemte sie sich, sie anzuschauen, und ihr herablassender Blick glitt von Kopf bis Fuß. »Ich habe so viel über Sie gehört, aber ich muss zugeben, dass Sie verdammt viel jünger aussehen, als Suzanne Sie beschrieben hat. Typisch Teenager, immer neigen sie zu Übertreibungen!«, fügte sie mit einem kindischen und gleichzeitig störenden Kichern hinzu, so dass sich Leonie fragte, was um alles in der Welt Suzanne gesagt hatte.
»Ich freue mich auch, Sie kennenzulernen«, erwiderte sie automatisch, als ob Andrea irgend so ein Gefühl geäußert hätte. Nachdem sie kein Wort des Glückwunsches über die Lippen gebracht oder auch nur den Grund erwähnt hatte, aus dem Adam und Leonie hier waren, führte Andrea sie in den Eingang.
Und während sie ihre Tasche nahm und Adam und seiner Ex nach innen folgte, fühlte sich Leonie, als ob sie die Drachenhöhle betreten würde.
Drinnen war das Haus unglaublich. Schick und modern eingerichtet, nur cremeweiße Wände, Walnussböden und Ledersofas, und das Ganze sah aus wie direkt einer Innenarchitekturzeitschrift entsprungen.
Andrea hatte ein gutes Auge für Inneneinrichtung, das musste Leonie zugeben, während sie durch die große, offene Küche auf der Rückseite des Hauses schritt. Am Küchentisch saß Suzanne neben einem kleinen Kind, das mit einem Stift zeichnete; das musste ihr kleiner Bruder Hugo sein. Nein, es war ihr Halbbruder, verbesserte sie sich, und als der Junge aufblickte, erkannte sie, dass Hugo Suzanne (und Andrea) ähnelte und deren blondes Haar und grüne Augen hatte.
Suzanne sprang bei ihrer Ankunft auf. »Dad, morgen Abend ist Disko im Gemeindezentrum, und ich will unbedingt hin, aber Mum meint, ich soll dich fragen«, sagte sie ohne Umschweife. Leonie fragte sich, warum Andrea diese Entscheidung plötzlich auf Adam abgeschoben hatte, hatte er doch normalerweise kaum etwas dazu zu sagen, was seine Tochter tun durfte oder nicht.
»Süße, Leonie und ich sind gerade erst gekommen«, erwiderte Adam brüsk. »Lass uns später darüber reden.«
»Gut!« Sie schenkte ihrem Dad einen ihrer berühmten Blicke, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Raum.
Andrea schien Mühe zu haben, nicht spöttisch dreinzuschauen. »Möchte jemand Kaffee?«
»Gerne, Andi, danke«, antwortete Adam und
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