P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
anfühlte. Schließlich war sie ja Adams Tochter und bald Leonies Stieftochter, also musste sie einfach versuchen, es zu überwinden.
Und um fair zu sein, war es nicht nur die Schuld des Teenagers; ihre Mutter hatte ihr so eingeimpft, dass sie ein Recht auf alles hatte, dass sie es einfach nicht besser wusste.
Deshalb war Suzanne für sie zurzeit in Ordnung, und da ihr offenbar klar war, dass Leonie nicht wegging, schien sich auch ihr Verhalten gegenüber der Verlobten ihres Vaters etwas gemildert zu haben.
Doch Andrea war eine ganz andere Geschichte.
In der ganzen Zeit, in der sie und Adam zusammen waren, hatten sich die beiden Frauen nie getroffen, und soweit es Leonie betraf, war das völlig in Ordnung. Sie hätte ihr ganzes Leben fröhlich weiterleben können, ohne Andrea kennenzulernen; es war schlimm genug, sich am Telefon ihr (allerdings für Adam zuckersüßes)Gejammere anzuhören. Als Adam deshalb eines Morgens beim Frühstück beiläufig vorschlug, sie sollten Andrea besuchen, hätte sie fast ihren Kaffee ausgespuckt.
»Ich weiß, sie möchte dich wirklich kennenlernen«, versicherte er, und Leonie fragte sich, wann genau Andrea dieses Interesse geäußert hatte. War das gewesen, als sie angerufen hatte, weil sie wollte, dass Adam Geld für Suzannes Gitarrenunterricht ausspuckte, oder eines der Male, da sie eine »dringende« Spende für ihre Haushaltsausgaben brauchte? Es verblüffte sie immer wieder, dass Adam nicht einmal in Frage stellte, warum eine Frau, deren Lebensstil zu unterstützen er sich entschieden hatte, in den neuesten Designerlabels herumstolzierte (wie Suzanne behauptete), während seine eigene Verlobte sich mit den Ausverkaufsständern begnügen musste.
»Du solltest ihre Handtaschensammlung sehen«, schwärmte das Mädchen. »Marc Jacobs, Miu Miu, Zagliani – du kennst doch die aus Schlangenleder, die man mit Botox spritzt?«, fuhr sie fort, während Leonie versuchte herauszufinden, ob so etwas zu den »Grundbedürfnissen« gehörte, die Andrea immer ins Feld führte. Suzanne hob ihre eigene »Anfänger«-Designer-Handtasche von Juicy Couture hoch. »Ich bin noch weit von so einer Sammlung entfernt, aber Dad hat mir versprochen, mir zu meinem Geburtstag eine Balenciaga zu schenken, und da werde ich sicher aufholen.«
Als Leonie ihre Kinnlade wieder vom Boden aufgehoben hatte, machte sie sich im Geiste eine Notiz, mit Adam darüber zu sprechen, ob es klug sei, in einer Vierzehnjährigen einen Designerhandtaschenfetisch zu fördern. Wenn das so weiterging, würde Suzanne mit sechzehn erwarten, dass man sie von Kopf bis Fuß in Chanel einkleidete. Doch noch schlimmer war, dass Leonie wegen ihrer Verlobung kaum eine andere Möglichkeit hatte, als zu diesen Extravaganzen beizutragen, trotz der Tatsache, dass sie und Adam sie sich eigentlich nicht leisten konnten.
Es war also eine Untertreibung, wenn man sagte, dass sie nicht gerade vor Freude überschäumte über die Nachricht, die Frau zu treffen, die die Wurzel all dieser Frustrationen war.
»Ja, sie hat erst neulich davon gesprochen«, fuhr Adam fort, und Leonie musste daran denken, wie beharrlich er am Anfang behauptet hatte, dass auch Suzanne sie unbedingt kennenlernen wolle. Das war nicht so gut gelaufen, oder? Und nicht zum ersten Mal war sie gezwungen, sich zu wundern, dass Adam für einen so intelligenten und reifen Mann manchmal die einfachsten Dinge nicht zu bemerken schien.
»Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, warum Andrea mich treffen will«, entgegnete sie und biss von ihrem Toast ab. »Ich meine, was haben wir denn gemeinsam, abgesehen von dir – und Suzanne.«
»Na ja, ich glaube, es ist doch nur natürlich, dass sie Suzannes zukünftige Stiefmutter kennenlernen will, oder? Offenbar hat Suzanne ihr alles über dich erzählt, und so …«
Leonie konnte sich denken, was Suzanne ihrer Mutter über sie erzählt hatte. »Ich finde, sie sieht ganz okay aus, aber auf eine ziemlich schäbige Weise. Sie braucht dringend eine Überholung – und könnte ein paar Pfunde abnehmen, aber ehrlich, dass sie nicht mal ein Paar Choos besitzt!«
Obwohl das bei näherem Nachdenken vielleicht unfair war. Sie hatte bemerkt, dass Suzanne auf ihre Art süß sein konnte, und auch wenn es eine Zeitlang gedauert hatte, glaubte Leonie gerne, dass sie und Adams Tochter langsam, aber sicher, na ja, nicht gerade Freundinnen wurden, aber zumindest doch so gut miteinander auskamen, wie Stiefmutter und -tochter konnten.
»Okay, wann
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