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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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mal!«
    »Die Fische haben sich gepaart, und dann hat Kampffischfreak Goldflossy geschrieben, sie soll ihn anrufen und ich … ich liebe dich auch … und …«
    Weiter kam ich nicht, das Nächste, was ich spürte, waren Bartstoppeln und Lippen. Unrasiert war er, die Stoppeln kratzten, während des Kussregens, der auf mich niederging, auf Gesicht, Haar, Hals.
    »Auch wenn ich nicht alles verstehe, es klingt wunderbar, mon cœur«, murmelte er, und ich hielt mich an ihm fest, schaffte es gerade noch, nach seiner Freundin zu fragen, was denn mit ihr sei, bevor unsere Lippen, Zungen, Fingerspitzen ihr eigenes Gespräch führten.
    »Ich hab keine Freundin, nur eine Ex«, flüsterte er in einer Atempause, es gelang ihm, hinzuzufügen, dass ich es war, die von seiner Freundin angefangen hätte, und er es für besser gehalten habe, nicht zu widersprechen. Aus bestimmten Gründen, die wir in der nächsten Kusspause klärten.
    Als er mich das erste Mal gesehen habe, an der Neuenthaler Ampel, sei etwas passiert, das er die ganze Zeit in einem Gedicht habe beschreiben wollen, was ihm nicht gelungen sei, und dann sei es zu der Führung in Mohnau gekommen, zu dem ersten gemeinsamen Essen im Chez Lutz, und ihm sei klar gewesen, dass er sich in mich verliebt habe. Aufgeregt und berauscht sei er zur Pension zurückgelaufen. Wo er eine kalte Dusche empfing, als Therese ihm sagte, dass ihre Tochter heirate. Deshalb sei ihm diese Freundin beinahe recht gekommen, als eine Art Schutz vor der eigenen Verliebtheit, und es sei auch unverantwortlich von ihm gewesen, mich zu dieser Recherche zu …
    »Susn, alles in Ordnung bei euch?«
    Thereses Stimme, ungewohnt ängstlich, von unten, und wir schafften es, aufzustehen und ans Fenster zu treten. Dornröschen und Prinz, in zerrissenem Hemd und schmutzigem Brautkleid, mit blassgeküssten Lippen. Es hätte nur noch gefehlt, dass wir in die Menge gegrüßt hätten.
    Aber unten stand keine Menge, nur Lucien, der vom Motorrad gestiegen war, eine Hand auf Thereses Schulter gelegt hatte, und Therese neben ihm hatte den Hut abgesetzt und sah von oben sehr klein aus. Hinter ihnen suchte die Kuh auf dem Bauplatz nach Gras. Irgendetwas an diesem Bild trieb mir die Tränen in die Augen, aber ich schluckte sie hinunter.
    Alles supi, rief ich, wir würden hier warten, bis Onkel Hartl käme. Und bei ihr?
    »Passt scho«, riefen Lucien und Therese wie aus einem Mund, ignorierten Fredl, der verhaftungsbereit um sie herumsprang. Vom Wald her das Geräusch brechender Zweige, Quietschen und Rattern, anscheinend rückte Verstärkung an. Lang würde es nicht mehr dauern, bis sie kämen und uns vor uns selbst retteten.

    Eine Stunde später standen wir in der Menge vor der Polizeiwache. Onkel Hartl hatte uns befreit. Nicht mit dem Schweißgerät, sondern mit einem Schlüssel. Den er Alexander Strobl abgenommen hatte. Natürlich war Alex Strobl aus allen Wolken gefallen, wusste nicht, wie so etwas hatte passieren können, versprach, seine Bauarbeiter zu befragen. Onkel Hartl hatte ihn schließlich unterbrochen in seinem Betroffenheitsgetue, ihn liebenswürdig aufgefordert, die Fotzn zu halten und ihm den Schlüssel auszuhändigen, andernfalls werde er ein wenig nachhelfen.
    So erzählte es Christiane Breitner, die bei der Schlüsselübergabe dabei gewesen war und Onkel Hartls Drohungen mit der Ankündigung einer Anzeige Nachdruck verliehen hatte.
    Jetzt stand sie neben uns im Gewoge. Sie habe bereits ihren Anwalt informiert, sagte sie, der Fall sei ja wohl klar: ein ganz besonders perfider Einfall der Strobls, um das Rededuell in letzter Minute noch zu torpedieren. Therese selbst aus dem Verkehr zu ziehen, wäre viel zu direkt gewesen, und der Strobl habe ja Cedric und mich beobachtet, als wir … nun ja … einander nähergekommen seien an seinem Porsche. Nein, ich müsse nicht rot werden, im Dorf habe wohl inzwischen jeder das Gerücht gehört, in Mohnau und Sonnau ebenfalls, und vermutlich wüssten es auch die Enten im See. So etwas passiere nun einmal, dass man sich ent- und verliebe, das gehöre dazu, und der Strobl habe es ausgenutzt, mit Cedrics Besorgnis gerechnet, und wenn Cedi nicht gekommen wäre, dann hätte er vermutlich selbst …
    »Freilassen!«, tönte es hinter uns, um uns. »Lasstas aussa, jetza! Alle zwoa!« Die Menge drängte nach vorne, und Christiane redete nicht weiter, aber ich konnte mir den Rest auch so denken: Die SMS an Cedric war viel später abgegangen als seine an mich, die, wie ich

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