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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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zusammengestellt, arrangiert, müsste man zu einem solchen Gebinde sagen, das sicher ein Vermögen gekostet … sakra! Warum legte jetzt Matt die Arme um sie, was machte er überhaupt hier, er musste doch weiterreisen, beruflich, zu einer Messe, jedenfalls hatte er das gestern noch gesagt, und, mei, sie zerquetschten ja die Blumen!
    Verwirrt schob sie ihn weg. Hinter ihnen Kehrgeräusche, Anderl, der Wirt von der Feuerwehrkneipe, schwang seinen Besen.
    »Therese, ich musste einfach noch mal kommen.«
    Die Kehrgeräusche hörten abrupt auf. Stille. Gluckern und Plätschern, vom See her. Matt drückte ihr den Blumenstrauß in die Hände, und sie sah durch das Blütenmeer, wie er lächelte, wie seine Hamsterbäckchen sich tapfer behaupteten gegen die Schwerkraft.
    »Wir hatten ja gar keine Zeit, uns richtig zu verabschieden. Weißt du übrigens, dass der junge Künstler ganz beeindruckt von dir war?«
    Aha! Sie konnte es sich nicht verkneifen, sich kurz umzudrehen. Sollten sie hier in Neuenthal ruhig erfahren, dass Künstler aus der Großstadt von Therese Engler beeindruckt waren! Dann fiel ihr ein, dass Anderl von der Großstadt gar nichts wissen konnte, und sie warf ein vielleicht etwas zu forciertes »Du meinst, gestern in München?« in das bisher ohnehin etwas einseitige Gespräch. Matt musterte sie, leicht irritiert, und sie schaute schnell in die Blumen. Mei, wie die dufteten! Ganz schwindlig wurde ihr davon.
    »Weißt du, Therese, ich konnte heute Nacht einfach nicht schlafen.«
    Matt war dichter an sie herangetreten, sprach in den Strauß hinein. Zu nahe war er, beinahe unwirklich, hier im Tageslicht. Ob sie denn gut geschlafen habe, fragte er den Strauß, und sie schüttelte den Kopf, nein, hatte sie nicht, obwohl kein Vollmond war, nachgedacht hatte sie, über den Abend, längst vergangene Leidenschaft, und darüber, ob Matt eine Frau oder Freundin hatte, und, ja, über den Akkordeonisten. Schon erzählte sie Matt – oder eher dem Blumenstrauß – vom Pfingstmarkt, ein vergleichsweise sicheres Thema, berichtete von ihrem Plan, den Mohnauer Schleiertanz mit einer Attraktion auszustechen. Warum nicht mit einem Akkordeonisten, dem Mann von gestern? Seine Musik sei doch eindrucksvoll gewesen, und sie habe schon gedacht, ihn vielleicht zusammen mit der Neuenthaler Feuerwehrkapelle … Warum trat Matt jetzt einen Schritt zurück, mit gerunzelter Stirn? Vielleicht, weil Anderl seine Kehrtätigkeit wieder aufgenommen hatte, sich Schritt für Schritt näher an sie heranfegte, über den blitzsauberen Boden. Sie verstand es ja, schließlich war Anderl der Tubist der Feuerwehrkapelle, es ging ihn beinahe etwas an. Trotzdem warf sie ihm einen genervten Blick zu, fragte Matt, ob er die Band vielleicht kenne und ihr sagen könne, wie sie diesen Akkordeonisten …
    »Der ist längst abgereist.«
    Woher wollte er das denn wissen? Und wieso hatte er wieder diesen gereizten Ausdruck im Gesicht, diese Längsfalte zwischen Stirn und Nase, wie gestern, als sie vom Rauchen wieder hereingekommen war? Eine Falte, die sich schnell wieder glättete. Er lächelte.
    »Sag mal, Therese, gibt es hier vielleicht ein Café, wo wir reden können, ungestört, vielleicht ein bisschen zusammensitzen …« Er ließ den Satz in der Luft hängen, aber sie verstand auch so.
    »I hob no an Apfeldatschi«, sagte sie, in ihr plötzliches Herzklopfen hinein, Kruzifix, warum vergaß sie ihr Hochdeutsch, sobald er sie so ansah?
    »Einen Apfelkuchen«, übersetzte sie, »im Laden, und a Lavazza-Espressomaschin hob i … hab ich auch.«
    »Du musst nicht übersetzen, ich versteh dich gut, Therese, und ich … ich mag das, wenn du so redest. Du bist so natürlich. Weißt du, wie der Künstler dich gestern genannt hat? So kraftvoll bodenständig!« Er verneigte sich leicht vor ihr, und Anderl kehrte schneller, in immer engeren Kreisen, so fest, als wollte er auch unter dem Asphalt fegen. Sollte er ruhig mitkriegen, wie ein Mann ihr galante Komplimente machte! Sollte Neuenthal ruhig erfahren, dass Therese Engler im Rennen war, nicht nur, was das Bürgermeisteramt betraf!
    »Und so bist du, Therese, kraftvoll, aufrecht, geradeaus. Kein bisschen zickig oder kapriziös. Mon dieu, das hat mir so gefehlt. Du hast mir gefehlt.«
    Mei, musste er ihr gerade jetzt den Blumenstrauß abnehmen, als sie ihr glühendes Gesicht darin verbergen wollte? Und was war das für ein damischer Gedanke, der ihr da durchs Hirn schoss: Warum hatte er diesen Satz nicht vor

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