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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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mögen’s heiß«, sagte der Mohnauer Metzger vorne an der Theke gerade, und eine Frau kicherte, ausgerechnet diese Yoga-Britschn, die für den orientalischen Schleiertanz am Pfingstmarkt verantwortlich war und deren Namen Therese aus Prinzip immer wieder vergaß. Sacklzement! Warum fiel ihr erst jetzt der Pfingstmarkt ein? Der Akkordeontransvestit war hier, in ihrer Pension! Gut, dass sie ihm das Zimmer mit Gartenblick gegeben hatte! Wie konnte sie ihn nur überreden, bis zum Pfingstmarkt zu bleiben? Sie musste diese Bäsee kaufen!
    »Nackert!«, sagte der Mohnauer Metzger zur Brunnhuberin, der Frau des Bäckers. »Macht an Spagat oder so was, Sie wissens scho, die Haxn auseinand! Und jetzt machens no an Film! Und fuchzig Brezn.«

    »Brezn?«, grantelte die Brunnhuberin. »Dafür hots doch gar koa Lizenz, die Therese!«
    Kruzifix, was ratschten die da? Energischer pflügte Therese durch die Wartenden.
    »Fuchzig Brezn für mich, Frau Brunnhuber. Zur Weißwurscht heut Mittag. Filmt hots der Franzose, der, wo die Plakate gemacht hat, gä, Toni, so war’s doch?«
    »Freili, genauso war’s, er soll a Regisseur sein, sagt der Herr Weidinger, i hab ihn ja eben noch auf der Straßn troffen, und wissts was?« Toni, diese oide Biesgurkn, kostete die kleine Pause aus. »Heut Nacht is des ganze Filmteam angerückt, betrunken warns aa, und wissts, wer …«
    »Pssst!« Die Brunnhuber-Tochter, die neben ihrer Mutter einen Urlauber bediente, hatte Therese entdeckt, zeigte mit einem Mohnstangerl in ihre Richtung und packte das Mohnstangerl danach seelenruhig in eine Tüte.
    »Ah, Grüß Gott, Therese!« Toni, diese falsche Schlange, drehte sich lächelnd um. »I hob gehört, du hast Gäste.«
    Ja, was denn sonst? Was war dabei, wenn eine Pension Gäste hatte?
    »Was derfs denn sein, Frau Engler?« Die Brunnhuber-Tochter kassierte den Urlauber ab, lächelte ihr entgegen. Wie viele Bäsees aß wohl ein Franzose zum Petit Dingsbums? Delphine de Brulée würde bestimmt nur auf einem halben Bäsee herumkauen, so abgemagert, wie sie aussah, aber was war mit den Männern? Zwei Bäsees pro Mann oder gar drei? Kleinlich wollte sie nicht sein, auch für die Sachsen sollte es reichen, also: »Fuchzehn Bäsee«, sagte sie, deutete auf das weiße Schaumgebäck. Das halblaute Gemurmel im Laden verstummte.
    »Koa Brezn heut?«, fragte die Brunnhuber-Tochter.
    »Doch. Brezn auch. Zwölf Brezn und zwölf Semmeln fürs Frühstück. Croissants habts ja ned, nehm ich an.«
    Die Brunnhuber-Tochter glotzte. Sollte sie nur. Diese Mit-Mohnstangerln-auf-andere-Zeigerin. Die im Übrigen vor zwanzig Jahren – warum dachte sie jetzt daran? – ihre Susn beim Schneeflockentanz von der Bühne geschubst hatte. Und was schaute dieser Metzger sie so an, mit diesem Kennerblick, als ob er sie insgeheim tranchierte und schon mal die besten Stücke raussuchte? Und was hatte diese Yoga-Ananas-Schnoin schon wieder so dreckert zu lachen? Therese rückte ihren Hut zurecht, drehte sich zum Rest der Menge um.
    »Ich habe, wie wohl schon einige wissen, französische Gäste. Und dazu zwei Urlauber aus Sachsen.«
    So, das hatte gesessen. Maria vom Café Seerose, die neben der Yoga-Ananas-Schnoin stand und sie neugierig musterte, hatte bestimmt noch kein einziges ihrer Fremdenzimmer vermietet.
    Würdevoll sah Therese zu, wie die Brunnhuber-Tochter sich mühte, fünfzehn Bäsees, zwölf Brezn und zwölf Semmeln in sechs Tüten unterzubringen, zahlte und verließ den Laden. Sofort schwoll das Gemurmel hinter ihr an. Sie ging ein paar rasche Schritte, bog um die Ecke und stellte sich vor das Lüftungsgitter. Touristen hatten sich bestimmt schon oft gefragt, warum um dieses Gitter zu bestimmten Zeiten Gruppen von Einheimischen standen. Zum Glück war sie jetzt allein. Sie stellte ihre Tasche ab.
    Die Akustik war heute wieder prächtig, Franzis Stimme tönte in bester Radioqualität zu Therese herauf.
    »Jetza ist aba guad, so was macht die Therese ned!« Na also! Sauber! Franzi, als einzige Neuenthalerin, verteidigte Therese Engler gegen die Mohnauer und Toni. Was immer sie meinte mit so was.
    »Aber glaubts mir doch«, Toni klang fast flehend, »der Herr Weidinger war ja dabei, sie hot sie selber hergeholt, die … die … wie hoaßts glei, die Bestseller-Autorin mit dem Schweinkram do. Der Herr Weidinger hot grad erst ihre Bücher aus der Bibliothek konferiert.«
    »Meinst die … diese Brülée?« Vor Überraschung verfiel Franzi in ein Beinahe-Hochdeutsch. Mariaundjosef!

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