Paarungszeit: Roman (German Edition)
… äh … zusammen. Er lebe sozusagen mit ihr … Aber sie müsse ihm glauben, als er sie, Therese, wiedergetroffen habe, da sei ihm klargeworden, was ihm gefehlt habe, und er werde …
In diesem Moment erklang ein krähendes »Mattjö!« von der Treppe, und Matt rief etwas auf Französisch, raunte ihr ein »Ich ruf dich an, Therese« zu. Aber so hatte sie ihn nicht gehen lassen! Wenigstens ihren Bürgermeisterfilm wollte sie haben. Aber in der Kamera war gar kein Film. Alles digital, sagte Matt, ihr Neffe solle es in den Computer überspielen. Damit drückte er ihr die Kamera in die Hand und fuhr davon.
Was die Brulée mit diesem Akkordeon-Transvestiten zu tun hatte und woher sie die Adresse ihrer Pension kannte – vermutlich von Matt selbst! –, all das konnte Therese nicht mehr erfragen. Und mei, was würden die Franzosen hier in Neuenthal anfangen? Sollte nicht irgendwer ihnen wenigstens die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zeigen? Sollte sie Susn anrufen? Und was war da draußen schon wieder los?
Stimmengemurmel, von der Straße her. Anderls Kehrgeräusche hatten aufgehört.
»Delphine de Brulée«, verstand sie, »… Drehbuch. Doch. Die Toni hats gesagt!« Franzi. Die sie in Mohnau noch verteidigt hatte.
Dann Anderl: »A Sauerei is des scho.« Es hörte sich äußerst interessiert an.
»Wissts scho, wer die Filmmusik macht?«
Eine neue Stimme. Nat Wildmoser. Hatte einmal Musik zu ihrer Modenschau gemacht. Hardrock. Ziemlich greislich. Trotzdem ein netter Kerl, einer ihrer Wähler.
»Naa! Der Tschob is scho vergeben!« Fredl Weidinger. Auch das noch. »I hob genau gesehn, wias a Akkordeon einigetragen ham!«
»Aber bei … so einem Film«, Nat Wildmoser, zögernd, »meinst wirklich, Akkordeon passt zu so was? «
»Wenns die Szene mit den Wogen machen und der Löwenfiaß-Badewanne, dazu passt koa Akkordeon!«, mischte sich Franzi ein. »Dazu kannst koan Ländler spuin, des is doch ganz a anderer Rhythmus!«
»Vielleicht lieber was wie Ei wont your Sex oder Sche täm«, sagte Nat Wildmoser, und Fredl giftete: »Is doch egal! Des muss gestoppt werrn! Sofort!«
Was um alles in der Welt wollte er denn jetzt schon wieder stoppen? Und was hatte das alles mit ihrem Film zu tun? Gut, dass sie wenigstens die Kamera hatte. Sie stand auf. Teifi, taten ihr die Haxen weh.
»Wissts ihr, ob die Therese überhaupt a Badewanne mit Löwenfiaß hat?«, fragte Franzi.
»A geh, des is do Requisite! Des wird vom Filmstudio gestellt!« Nat Wildmoser schien sich auszukennen.
»Do bin i amoi gespannt, wias des synchro… äh … synchro… niern!«
Mei! Dass Anderl so ordinär klingen konnte!
»Dafür hams an Geräuschemacher, beim Film«, wusste Nat. »Der hockt sich mit aner Waschschüssl hin und planscht a bissl!«
»Des Wasser mein i ned!«
»Und des wollns wirklich drehn? In da Therese ihra Pension?«
»Sie drehen sicher no ned, sie müssens erst amoi proben! «
Was gab es da zu lachen? Und drohend zu rufen: »Jetzt hörst aber auf!«
Anderl war nicht zu bremsen: »Vielleicht hams ja des Drehbuch studiert, über Nacht, in da Therese ihra Pension!«
Therese blieb in der offenen Tür ihres Ladens stehen. Sie fühlte sich müde. Einfach nur müde.
»Äh, griaß Gott, Therese, scho auf?« Nat Wildmoser hatte sie zuerst gesehen, und auch alle anderen drehten sich zu ihr um, wünschten äußerst höflich einen guten Morgen, fragten, ob sie vielleicht Eier brauche oder Käse vom Edekamarkt, ob ihre Gäste denn gut versorgt seien?
»Schaug, da sans ja!«
Und tatsächlich, da schritten sie Neuenthals Einkaufsmeile entlang, die Franzosen, plaudernd, sich umschauend. Die Männer flankierten Delphine de Brulée, die ihr Karo-Röckchen trug und ihr garantiert sakrisch teures Blüschen. Zum Glück war der Transvestit immer noch in Männerkleidung, er hatte die Ärmel seines schicken Pullovers hochgekrempelt und entblößte gebräunte, leicht behaarte Unterarme. Der junge Mann machte sich auch gut, in Hemd und Jeans, hübsch anzusehen waren sie alle drei, in perfektem Gleichschritt kamen sie auf die Kreuzung zu, und in perfektem Gleichschritt überquerten sie die Ampel. Bei Rot.
13.
D a bist ja, Susn. Der Özcan wartet schon.«
Franzi stemmte die Arme in ihre beachtlichen Hüften. Man musste es ihr lassen, sie trug ihre Pinguinmaße mit Würde. Obwohl sie eher den Typ Pinguin verkörperte, der eine Robbe gefrühstückt hatte. Im letzten Jahr war sie gefeierte Bierkönigin unseres Landkreises gewesen, hatte den
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