Paarweise
Mann eine emotional und sexuell gesteuerte Marionette, die sich in Spielen, Kriegen und Wirtschaftskriegen austoben muss. Nun gelten viele Männer ja schlechthin als emotionale Analphabeten – bis hin zur Alexithymie, der Gefühlsblindheit, die in unserem Wirtschaftsleben, in IT-Branchen, im Ingenieurwesen etc. gar nicht so selten ist.
Der desaströse Einfluss aus Amerika
Durch Hollywood wurden diese verzerrten Geschlechterverhältnisse und der einseitige Umgang zwischen Mann und Frau über die gesamte Welt verstreut, auch in unseren Kulturkreis hinein. In den Frauen-Magazinen wie Cosmopolitan, Glamour oder Vogue wird dieser Stil aufgegriffen.
Ich gehe so weit, dies als mediale Gehirnwäsche zu bezeichnen, eine »McDonaldisierung« der westlichen Welt. In Europa laufen jeden Tag und jeden Abend TV-Sendungen aus den USA, Krimis, Soaps wie »Al Bundy«, Serien wie »Sex and the City«. Nun, es ist ja auch lustig, wenn Mr. Bean sich wieder einmal wie ein Dummkopf benommen hat und Al Bundy auf die Welt oder die List seiner Frau hereingefallen ist. Aber wenn Internet-Seiten mit gezielter Männer-Demontage in die Welt geschickt werden mit dem einzigen Tenor: Frau gut, Mann schlecht, dann stört dieses in meinen Augen ein souveränes Geschlechterverhältnis.
Der Tenor ist immer derselbe: Hier die starke, unabhängige Frau – dort der trottelige Mann. Das hat natürlich Auswirkungen auf das Bild der Geschlechter in der Gesellschaft.
Eine Folge davon ist: Wenn es darum geht, entspannt leben zu wollen, treffen sich Männer mit Freunden und bleiben unter sich. Zu Aktivitäten, Kampf, Sport, Abenteuer. Oder sie gehen ins Internet, zum Spielen oder zum problemlosen Fantasie-Sex mit einer virtuellen Partnerin.
Die Krise vieler Männer
Die Frau hat den Mann in puncto Emanzipation abgehängt. Der Mann hat sich darum nicht gekümmert. Ein vielfach zitiertes Bonmot von Altkanzler Schröder zum Thema Erziehung und Familie gilt als Gipfel dieser männlichen Arroganz, als er abwertend meinte »Frauen und all das andere Gedöns«. Das war 1998. Inzwischen haben die Frauen viel Macht übernommen und viele Männer mit Identitätsproblemen zurückgelassen. Das beginnt in Kindergarten und Grundschule, wo männliche Vorbilder fehlen und die natürliche Aktivität von Jungs vielfach pathologisiert wird. Eine amerikanische Philosophin lieferte dafür ein plastisches Bild, als sie meinte: »Wenn Tom Sawyer und Huckleberry Finn heute leben würden, würde man bei ihnen ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom diagnostizieren und sie mit Ritalin ruhig stellen« (Sommers 2000). Die kollektive Verunsicherung junger Männer in Deutschland zeigt sich unter anderem darin, dass die Hälfte der 25-Jährigen noch zuhause wohnt, bei den über 30-Jährigen noch 14 Prozent im »Hotel Mama«, schreibt der Männerforscher Hollstein (Franz/Karger 2011). Professor Hollstein lenkt einen Blick auf die akademische Forschung, wo als Pendant zu 200 Lehrstühlen für Frauenforschung die Anzahl der Lehrstühle für Männerforschung tatsächlich Null beträgt. Es fehlt das Gegengewicht. In puncto Forschung, Emanzipation, bewusste intellektuelle und öffentliche Diskussion über die neue Rolle des Mannes. Bei der aktuellen Misandrie und »Verlächerlichung« (Hollstein 2011) des Mannes kann es nicht bleiben. Auch Frauen haben Freude an der gesunden, starken männlichen Persönlichkeit,
nicht nur ihre Kinder. Somit könnten alle gewinnen, wenn wir aus der einseitigen Sichtweise entkommen, dass es heißt: »Heute ist es für jedermann in Ordnung, sich über Männer lustig zu machen, jedenfalls über weiße, bürgerliche Männer, aber nicht über Frauen oder Schwarze« (Nathansen/ Young 2001). »Sukzessive wird die entwertende Darstellung des Mannes habituell. Nicht zuletzt die Medien transportieren die Abwertung der Männlichkeit, 2007 werben die ›Cosmos Direkt Versicherungen‹ im deutschen Fernsehen mit folgendem Spot für ihre Lebensversicherung: Vater und Mutter sitzen auf dem Sofa, auf dem Teppich spielt ein kleines Mädchen, das – wohlgemerkt immer in der Anwesenheit des Vaters – zu seiner Mutter sagt: ›Du Mama, wenn Papa tot ist, kaufe ich mir einen Ponyhof‹. Die Mutter entgegnet: ›Moment. Wenn Papa weg ist, kauf ich mir erstmal ‘ne Finca auf Mallorca.‹ … Im gleichen Jahr inszeniert die ARD im Vorabendprogramm eine neue Serie ›Eine für alle. Frauen sind einfach besser‹, in der Männer als Versager und Intriganten präsentiert werden!
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