Paarweise
die sagten: Let ’ s agree to disagree. (Lass uns übereinstimmen, dass wir in diesem Punkt nicht zusammenkommen.)
Beide brauchen etwas Verbindendes, zum Beispiel nach außen hin als ein Paar zu gelten, einen gemeinsamen Freundeskreis und natürlich auch gemeinsame Geheimnisse zu haben.
Der Schlüssel heißt: gemeinsame Zukunftsorientierung. Beide sollten sich verbindende Ziele stecken bzw. Visionen entwickeln. Waren das früher die Kinder oder die Firma, ist es möglicherweise später der Anspruch, einfach ein gutes Paar zu sein, es zu schaffen, eine gute und wirklich langjährige Ehe zu führen; oder ganz einfach und rasch realisierbar neue gemeinsame Interessen wie Sport, Reisen, Hobbys etc. zu finden und gemeinsam zu betreiben.
Fallbeispiel: Erfahrungen weitergeben
Barbara und Michael sind nun schon fast 25 Jahre verheiratet. Das Nest ist leer. Seit einem Jahr leben sie allein in dem Haus, in dem früher Kinderlärm, laute Musik und Familiendiskussionen dominierten. Sie wissen beide, dass ihre Beziehung eine neue Form und eine neue Definition braucht. Die große Aufgabe, Kinder großzuziehen und erfolgreich in die Welt hinauszuschicken, ist erfüllt. Gleichzeitig möchten sie ihren Kindern, die inzwischen selbst beide feste Partner haben und bald heiraten wollen, etwas mit auf den Weg geben, das sie vor einigen Fehlern bewahren möge, die die Eltern gemacht haben.
Barbara und Michael kamen zu mir, um herauszufinden, wie man psychologische Erkenntnisse mit ihren eigenen persönlichen Erfahrungen aus 25 Jahren Ehe verbinden könnte. Sie wollten daraus eine kleine Broschüre machen, für ihre eigene Beziehung und auch als Empfehlung für ihre Kinder, um so immer wieder auf gemeinsame Zielsetzungen zurückgreifen zu können.
Fazit: statt den Mangel an idealem Soll zu beklagen das vorhandene Ist genießen.
Wir einigten uns auf drei grundlegende Einstellungen, die jeder Partner mit dem Ziel einer dauerhaften Beziehung lernen und einüben kann:
Die Andersartigkeit des Partners zu tolerieren, statt sie zu beklagen, diese vielmehr bewusst zur Kenntnis zu nehmen, ja vielleicht sogar als Ergänzung und Bereicherung zu schätzen;
sich verabschieden von kindlichen Elternprojektionen auf den Partner, von Idealen und von der Tendenz, von sich auszugehen: Der Partner ist anders, weder perfekt noch verantwortlich für die Frustrationen, die das Leben als Lektionen bereithält;
sich lösen von dem Automatismus, aufgestaute Aggressionen aus anderen Quellen reflexhaft beim Partner zu entladen.
Und zum Schluss meines Buches komme ich als Wissenschaftler zu der Frage »Ist Partnerschaft heutzutage nur noch eine schöne Illusion?« Sie ist und bleibt es genau dann, wenn man glaubt, es gäbe »den Richtigen« oder »die Richtige«, und wenn man annimmt, Liebe allein reiche für eine dauerhafte Partnerschaft aus. Die Qualität einer Beziehung basiert immer auf der Partnerschaftsfähigkeit beider. Und diese beginnt beim Selbstbewusstsein des Einzelnen, der sich von morgens bis abends erinnert, wie die drei maßgeblichen Dinge heißen: Zuneigung, Humor und Respekt.
Am Ende unseres Lebens werden jeden von uns drei Fragen erwarten, auf die Sie dann hoffentlich eine zufriedenstellende Antwort wissen:
Hast du deine Möglichkeiten genutzt?
Hast du anständig gelebt?
Hast du Liebe gegeben und bekommen?
Literatur
Achouri, Cyrus (2011). Wenn Sie wollen, nennen Sie es Führung. Systemisches Management im 21. Jahrhundert. Offenbach: Gabal.
Allensbacher Bericht (2001). Spaß haben, das Leben genießen Nr. 5.
Alt, Franz (1990). Jesus – der erste neue Mann. München: Piper.
Bauer, Joachim (2006). Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. München: Heyne.
Ben-Shahar, Tal (2007). Glücklicher. Lebensfreude, Vergnügen und Sinn finden. München: Riemann.
Bender, Doris; Lösel, Friedrich (2003). Kohärenzsinn und andere Persönlichkeitsmerkmale als protektive Faktoren der Ehequalität. In: Grau, Ina; Bierhoff, Hans Werner (Hrsg.). Sozialpsychologie der Partnerschaft. Berlin: Springer.
Bierhoff, Hans Werner; Grau, Ina (2003). Sozialpsychologie der Partnerschaft. Berlin: Springer.
Bierhoff, Hans Werner; Grau, Ina (1999). Romantische Beziehungen – Bindung, Liebe, Partnerschaft. Bern: Hans Huber.
Biermann, Daniela (2007). Bakterien gegen Depressionen. Pharmazeutische Zeitung online Ausg. 18.
Birkenbihl, Vera F. Witzesammlung. München:
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