Paarweise
Faktischen«. Wenn lange genug etwas falsch gemacht wird, wird es irgendwann normal. Das lässt sich umdrehen, aufs Positive übertragen, und schon heißt es: Wir machen es so lange bewusst richtig, bis es irgendwann normal für uns geworden ist. Wir wissen, wir können uns verändern, wenn wir unsere Gewohnheiten verändern. Schließlich wird unser impliziter bzw. unbewusster »Autopilot« durch unsere Gewohnheiten stets aktuell programmiert.
Wir haben unsere eigene Lebensführung in der Hand, und zwar mit den folgenden drei Glücksquellen:
Die Erfahrung , wie wir die Vergangenheit betrachten. Was hat uns gut getan?
Kreativität für die Zukunft . Das heißt, wir können bestimmen, wie wir am nächsten Morgen, am nächsten Wochenende leben möchten.
Die Einstellung zur Gegenwart , die Haltung, die Attitude, heute vielfach verbunden mit der Anregung, die Gegenwart achtsam zu leben.
Aktivität
Sokrates entwickelte einst den Gedanken des »Daimonion«. Das ist der innere Geist, der uns coacht, der vor einer Fehlentscheidung oder einer anderen Gefahr warnt. Der Daimonion ist jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten, bzw. wurde er von den Kirchen zum Dämon verbrämt. Diesen Daimonion aber lässt auch Goethe − ohne ihn als solchen namentlich zu bezeichnen − zwischen den Zeilen anklingen, wenn er Dr. Faust sagen lässt: »Im Anfang war die Kraft. Doch auch, indem ich dieses niederschreibe, schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe. Mir hilft der Geist. Auf einmal seh ich Rat und schreib getrost: Im Anfang war die Tat.« Und die Tat war für Goethe immer das Wesentliche. Am Ende seines Lebens schreibt er auch, was ihn glücklich gemacht hat: »Das war mein tägliches Schaffen, mein Tun.«
Doch ganz so einfach ist das nicht: Zwischen Reden und Handeln liegen Welten. Die offenbar mühsamste Aufgabe heißt also: Pläne und Visionen in die Tat umzusetzen. Da schenkt uns der Dalai Lama eine Orientierung mit seinem Gedanken: »Tue das, was du tust, mit ganzem Herzen.« Und ist damit gar nicht so weit entfernt von Marc Aurel: »Nütze jeden Augenblick, jede Stunde, jeden Tag, als wäre er der letzte, und gib ihm dein Bestes. Mach dich dabei weder zum Tyrannen noch zum Sklaven anderer Menschen. Darauf beruht die Glückseligkeit des Lebens.«
Extraversion: Der aktive Kontakt mit anderen Menschen
Die fünfte Quelle des Glücks sind Beziehungen. Also die gelebte Extraversion.
In der Romantik dachte man noch das Gegenteil (introvertiert), dass das Glück dort sei, wo man selbst nicht ist. Hölderlin schrieb: »Da wähn ich mich im Gefängnis und sehe durch die Gitterstäbe den freien Wandersmann. Welch süße Sehnsucht.« Für heute übersetzt würde man sagen: Wo ich bin, da soll das Glück sein. Also eine Drehung um 180 Grad. Heute möchten wir verstanden werden. Und da kommen wir gleich zum nächsten Punkt: Die größte Glücksquelle ist die, andere Menschen glücklich zu machen. Das deckt sich mit dem, was Erich Fromm schreibt, dass schenken beglückender ist, mehr Freude macht, als beschenkt zu werden, was auch in der Bibel nachzulesen ist, dass geben seliger ist als das Nehmen.
Freundschaften schließen und pflegen
Im Management-Coaching, wo es auch um Themen wie Burn-out geht, ist seit einiger Zeit häufig die Rede von der »Work-Life-Balance«. Der Begriff bedeutet, dass wir zur Aufrechterhaltung unserer psychosomatischen Gesundheit und damit auch unserer Leistungsfähigkeit eine ausgewogene Balance brauchen aus Beruf, Privatleben incl. Partnerschaft und Freizeit. Genau gesehen bedeutet der Begriff »Work-Life-Balance« aber, dass man in der Zeit der Arbeit nicht leben würde. Deshalb bin ich dazu übergegangen, den Begriff abzuwandeln in »Work-Leisure-Balance«.
Schon Epikur, der griechische Glücks-Philosoph aus dem 4. Jh. v. Chr., sagte zum Thema Freundschaft: »Von allem, was die Weisheit zur Glückseligkeit des ganzen Lebens in Bereitschaft hält, ist weitaus das Wichtigste der Besitz der Freundschaft.«
Der klassische Unterschied zwischen Partnerschaft und Freundschaft liegt darin, dass Freundschaft nicht über die Verliebtheit und die sexuelle Anziehung definiert wird, was wiederum dazu führt, dass Freundschaften in meinen Augen wesentlich weniger mit Besitzanspruch verbunden sind und damit auch häufig ehrlicher geführt werden.
Aus all meinen Erfahrungen als Paartherapeut kann ich sagen, dass beide neben ihrem Partner auch noch einen besten gleichgeschlechtlichen Freund bzw. Freundin
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