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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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und ich würde mich freuen, alle ausprobieren zu dürfen.
    Im Interesse der Professionalität und da ich engagiert wurde, um dir diese Information zu entlocken, stelle ich dir jetzt noch einmal die Frage – wirst du mir sagen, was ich wissen möchte? Von Gentleman zu Gentleman: Wo sind die Unterlagen?«
    Petra hat sie, denkt Boone. Ich habe sie bei Petra gelassen. Dann sagt er: »Welche Unterlagen?«
    »Ah, gut«, sagt Die Stimme. »Auf diese Antwort hatte ich gehofft.«
    Boone hört, wie der Motor gedrosselt wird und das Tempo zurückgeht, als sich das Boot Richtung backbord dreht. Wenige Minuten später spürt er, dass es auf etwas Festes stößt und Metall auf Holz kratzt.
    Wir sind nicht lange genug gefahren, denkt er, das kann noch nicht Mexiko sein.
    Sie heben ihn aus dem Boot und zerren ihn über die Anlegestelle – er spürt die leicht schwankenden Planken unter seinen Füßen, dann geht es eine Steigung hinauf.
    Boone spürt jeweils eine Hand an jedem Ellbogen, aber sie packen nicht fest zu, als wären sie sicher, dass er bereits völlig eingeschüchtert ist. Keine abwegige Annahme, denkt er, zumal seine Arme auf seinem Rücken liegen, und er an den Hand- und Fußgelenken mit Klebeband gefesselt ist.
    Er fragt: »Wohin gehen wir?«
    »An einen Ort«, sagt Die Stimme, »von ausgesuchter Stille und erlesenem Schmerz.«
    Boone schätzt Winkel und Abstand Der Stimme zu sich selbst, reißt sich los und wirft sich mit dem Körper so horizontal wie möglich in die Höhe, beugt die Knie und tritt zu. Er spürt, wie seine Füße etwas treffen, und hört Die Stimme stöhnen: »Uuuuh.« Etwas Schweres geht zu Boden und Boone hört Die Stimme schreien: »Mein Knie! Mein Knie!«
    Boone legt das Kinn auf die Brust, als sie auf ihn einschlagen. Pistolenkolben, Stiefel, und Fäuste – aber auf die Schultern, die Rippen und die Beine, nicht auf den Kopf. Sie wollen ihn nicht töten, und sie wollen auch nicht, dass er das Bewusstsein verliert, also liegt er da und konzentriert sich auf das Wimmern Der Stimme.
    »Bringt ihn zum Transporter«, sagt sie.
    Er hört, wie die Tür eines Transporters aufgeschoben wird, dann wird er hochgehoben und hineingestoßen.
    Die Tür schließt sich.

143
    Petra sitzt im Wohnzimmer auf dem Fußboden,
    den Laptop zwischen den gespreizten Beinen, einen Becher Tee in der rechten Hand und tut das, was sie am besten kann.
    Organisieren.
    Sie gibt Daten aus Nicoles Erpresserunterlagen ein und versieht jeden Eintrag mit Querverweisen, bis das Programm ein Netzdiagramm aus Namen, Firmen, Immobilien, Gutachtern, Geologen, Stadtratsabgeordneten, Richtern und bekannten Bürgern erstellt.
    Das Softwareprogramm versieht jede Verbindung mit einer eigenen Farbe, und wenige Stunden später ist der Bildschirm ein dichtes, kunterbuntes Netz – ein Jackson Pollock der Korruption, in dessen Zentrum sich Bill Blasingame und Paradise Homes befinden.
    Sie drückt eine Befehlstaste, und das Netz lässt weitereNetze entstehen, es wuchert, spinnt zahllose Netze innerhalb der Netze. Sie hat das Gefühl, als würde sie in ein Hochgeschwindigkeitsmikroskop blicken und zusehen, wie sich ein Krebsgeschwür in Lichtgeschwindigkeit ausbreitet.
    Die Türklingel schreckt sie auf.
    Wer kann das so spät nachts noch sein?
    »Boone?«, fragt sie in die Sprechanlage.
    »Ja.«
    Sie drückt auf den Summer.

144
    Psychologisch läuft in den ersten Stunden einer Entführung erstaunlicherweise immer wieder dasselbe ab.
    Auf den anfänglichen Schock folgt eine kurze Phase der Fassungslosigkeit, gefolgt von Verzweiflung. Dann setzt der Überlebensinstinkt ein, und Hoffnung keimt aufgrund der immer wiederkehrenden Frage auf:
    Sucht mich jemand?
    Dann geht der oder die Entführte eine mentale Checkliste durch, alle banalen kleinen Details, die ein durchschnittliches Leben ausmachen, die Abläufe, die den Alltag bestimmen, jetzt allerdings mit besonderem Augenmerk auf regelmäßige Kontakte zu anderen Personen.
    Wer wird mich vermissen?
    Und wann?
    Zu welchem Zeitpunkt des Tages wird mir jemand nicht begegnen und sich fragen, warum? Ein Lebenspartner, doch ganz bestimmt, ein Freund, ein Kollege, ein Chef, ein Untergebener. Oder die Dame, die einem morgens Kaffee serviert, ein Parkwächter, ein Mitarbeiter vom Wachschutz, eine Empfangsdame.
    Die meisten Menschen, in den meisten Berufen, haben im täglichen Leben Kontakt zu einer langen Liste vonPersonen, die sich Sorgen machen würden, wenn jemand zur Arbeit oder zum Unterricht einfach

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