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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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nicht auftauchen oder zu einer bestimmten Zeit nicht nach Hause kommen würde.
    Aber von jemandem, der alleine arbeitet, keine geregelten Abläufe kennt, alleine, ohne Familie lebt, und dessen Beruf ihn zu den unterschiedlichsten Zeiten, Tag und Nacht und oft auch heimlich an die unterschiedlichsten Orte führt, wird nichts erwartet, und so löst auch nichts, das sich an einem Tag nicht ereignet, Besorgnis aus und es werden keine Suchtrupps ausgesandt.
    Diese Gedanken gehen Boone durch den Kopf, als er auf dem Boden des Transporters liegt und gezwungenermaßen sein Leben mit dem Leben anderer vergleicht.
    Wer wird mich vermissen?, fragt er sich.
    Wann werde ich zum nächsten Mal irgendwo erwartet?
    Bei der Dawn Patrol.
    Seitdem ich fünfzehn war, bin ich praktisch jeden Tag bei der Dawn Patrol aufgekreuzt. Wenn ich nicht auftauche, würde sich normalerweise jemand fragen: »Wo zum Teufel steckt Boone?«
    Aber das ist jetzt vorbei. Dank meines selbstverschuldeten Exils wird jetzt von mir erwartet, dass ich fehle, und nicht, dass ich auftauche. Sie werden nichts ahnen, es wird ihnen egal sein, sie werden einfach annehmen, dass ich mich immer noch auf meinem seltsamen Trip befinde.
    Also, was jetzt?
    Die Gentlemen’s Hour.
    Der nächste Tagesordnungspunkt im Surferalltag, meine neue Heimat.
    Ich hatte Dan Nichols gesagt, wir würden uns bei der Gentlemen’s Hour sehen, aber wird er sich daran erinnern? Wird er’s zur Kenntnis nehmen? Warum sollte er sich darüber wundern, wenn ich nicht dort bin? Er wird nicht auf denTrichter kommen, dass etwas nicht stimmt, er wird bloß denken, dass ich was anderes zu tun habe und das war’s. Und wenn den alten Herren am Strand auffällt, dass ich nicht da bin, werden sie mit den Schultern zucken, was soll’s. Das bedeutet gar nichts.
    Weiter.
    Na ja, da wäre dann das Frühstück im Sundowner. Wer wird mich dort vermissen?
    Not Sunny nicht.
    Not Sunny Jennifer.
    An den meisten Tagen, aber nicht jeden Tag, gehe ich ins Büro. Unten im Laden steht Hang Twelve. Aber Hang ist sauer auf mich, hält mich für einen Verräter, und wahrscheinlich ist es ihm scheißegal, ob ich auftauche oder nicht, wenn es ihm überhaupt auffällt – Beobachtungsgabe gehört nicht zu Hangs Stärken.
    Bleibt Cheerful.
    Der dort sitzt wie ein Bussard, wartet, bis ich reinkomme, und so richtig schön schlechte Laune verbreitet, wenn ich spät dran bin. Cheerful, mein letzter Freund, er würde was merken, aber würde er sich etwas dabei denken? Oder würde er einfach nur davon ausgehen, dass ich’s mal wieder nicht auf die Reihe bekomme oder dass mich ein Fall sonstwohin geführt hat?
    Sunny würde mich vermissen.
    Aber Sunny ist nicht da. Sunny surft und lässt sich irgendwo am anderen Ende der Welt fotografieren.
    Pete.
    Petra Hall.
    Pete weiß, worauf wir uns eingelassen haben, aber sie weiß nicht, in was für einer Scheiße wir tatsächlich stecken. Sie hat nicht den blassesten Schimmer, dass wir uns in Gefilden bewegen, die wir uns so niemals ausgemalt hätten, und das ist der Punkt: Es wird sehr lange dauern, bis dich jemandvermisst, und genau so lange musst du verhindern, dass dir Petras Name über die Lippen kommt, oder du musst dafür sorgen, dass sie dich umbringen, bevor du ihn ausplaudern kannst.
    Eine Hand greift nach dem Klebeband und reißt es ab, und die Stimme fragt: »Haben Sie wirklich geglaubt, Sie könnten entkommen?«
    Die Stimme klingt betont lässig, aber Boone hört, dass der Mann Schmerzen hat.
    »Nein, ich wollte Ihnen nur weh tun«, sagt Boone. »Das bereitet mir Vergnügen.«
    »Dafür lasse ich Sie eine Stunde länger leben«, sagt Die Stimme.
    »Danke.«
    »Nicht der Rede wert«, sagt Die Stimme. »Sie sind auffällig gelassen, wenn man bedenkt, was Ihnen bevorsteht. Ich möchte Ihnen erklären, warum das ein Fehler ist.«
    Er erklärt es ihm.

145
    Petra macht die Tür auf.
    John Kodani steht davor.
    »Wie clever«, sagt sie.
    »Ich vermute«, sagt er, »Boone ist nicht hier?«
    »Da vermuten Sie richtig«, sagt sie. »Und als Dame sollte ich Anstoß daran nehmen, dass Sie offenbar damit gerechnet haben, ihn zu dieser späten Stunde hier anzutreffen.«
    »Für mich ist es mitten am Tag«, sagt Johnny. »Also, wissen Sie, wo er ist?«
    »Ich denke, er ist zu Hause.«
    Johnny schüttelt den Kopf.
    »Dann habe ich keine Ahnung.«
    »Darf ich reinkommen?«
    »Wozu?«
    »Ich denke, dass Sie im Besitz von Materialien sind, die im Zusammenhang mit unseren Ermittlungen in einem

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