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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Menge Geld verloren haben – jetzt haben sie ihn dafür zur Verantwortung gezogen.
    Dieser verfluchte Boone, denkt Johnny.

138
    Boone schläft.
    Als er aufhört, sich zu wehren, wird die Welt um ihn herum ruhig und friedlich, wie im Schoß von Mutter Ozean, die ihm ein Schlaflied singt, ein pulsierendes Summen wie von Walen oder Delphinen. Ihm ist warm, er fühltsich fast wie eingehüllt, und er erinnert sich, dass er oft gesagt hat, er würde lieber im Ozean sterben als in einem Bett, angeschlossen an tausend Schläuche. Bei der Dawn Patrol hat er oft gesagt, dass er, wenn seine Zeit gekommen sei, lieber rausschwimmen wolle, bis er erschöpft sei und nicht mehr weiter könne und dem Ozean würde er dann den Rest überlassen und vielleicht ist der Zeitpunkt jetzt ein bisschen schneller eingetreten, als er gehofft hatte, aber das ist wie mit den Wellen, man paddelt lieber zu früh drauf als zu spät.
    Jetzt erinnert er sich auch wieder daran, dass ihm seine Mutter erzählt hat, sie sei noch surfen gegangen, als sie schon schwanger mit ihm war, sie nahm die sanfteren Wellen und tauchte unter, damit er das Pulsieren und Ziehen spüren konnte − er im Wasser seiner Mutter, sie im Wasser des Ozeans. Man sagt doch ohnehin, wir kommen von dort, sind aus dem Brackwasser an Land gekrochen, und vielleicht ist das Leben der ständige Versuch, dorthin zurückzukehren, nicht Staub in Staub zu verwandeln, sondern Salz in Salz. Die Flut kommt und geht und eines Tages nimmt sie uns mit, hoch in die Wolken, sagt man, weil da der Himmel ist, aber vielleicht steigt man gar nicht auf, sondern fällt herunter, nicht in die Hölle, sondern zurück in den Bauch der Mutter, in das tiefe, unglaublich tiefe Blau und das wäre okay, das wäre gut und weit weg von der Luft, weil du keine Kraft mehr hast, weiter die Luft anzuhalten und auf Luft zu hoffen, weil du in einer Welt jenseits von Kampf und Hoffnung bist, einer Welt der vollkommenen Stille, und du hast viel Spaß gehabt, schöne Zeiten erlebt und gute Freunde gekannt, das war ein toller Ritt auf dieser Welle, lass los.
    Nur, dass er K2 sagen hört:

139
    Johnny Banzai muss sich einen Haufen Scheiße anhören.
    Erst mal von Steve Harrington.
    »Du bist drüber gestolpert?«, fragt er Johnny. »Hast gedacht, du fährst mal zum Vater des Täters nach Hause und lässt es drauf ankommen, einfach so, ›Guck mal, Mutti, freihändig?‹, oder wie?«
    »Ich hatte eine Spur«, gesteht Johnny.
    »Partner?«, fragt Harrington. »Wir sind ›Partner‹, schon vergessen? Gehst du manchmal ins Kino? Siehst du Krimis im Fernsehen? Angeblich stehen wir uns näher als Brüder, näher als Eheleute? Du erzählst mir alles, richtig? Starsky and Hutch? Klingelt da was bei dir?«
    Der Gerichtsmediziner hat sich Blasingames Leiche vorgenommen. Ein junger Streifenpolizist kotzt in eine weiße Plastiktüte. Johnny will so schnell wie möglich weg, nicht wegen der Kotze oder weil Harrington ihn zur Schnecke macht, sondern weil er Boone mitteilen möchte, dass er unter Umständen von einem mexikanischen Drogenkartell gesucht wird.
    Nur weil er stocksauer auf ihn ist, heißt das nicht, dass er ihm wünscht, zu Tode gefoltert zu werden.
    Johnny will wirklich dringend verschwinden, als Lieutenant Romero eintrifft, einen Blick auf den Tatort wirft und Johnny auf die Straße zieht.
    »Wollen Sie mir weismachen, dass sie taub sind?«, sagt Romero.
    »Lieutenant …«
    »Sie können unmöglich gehört haben, wie ich gesagt habe: ›Lassen Sie die Finger von Bill Blasingame‹«, sagt Romero. »Oder Sie haben zwar gehört wie ich gesagt habe: ›Lassen Sie die Finger von Bill Blasingame‹, haben aber gedacht, das bedeutet: ›Fahren Sie zu Bill Blasingame‹. Also, was davon ist richtig?«
    Johnny ignoriert die Frage, die er für eine rhetorische hält, und sagt, da seine Karriere sowieso gerade den Bach runtergeht: »Sieht aus, wie ein mexikanischer Drogenkrieg – die abgetrennte Hand, die …«
    »Wie kommt es nur«, fragt Romero, »dass jede fiese, brutale, kranke Tat, die in dieser Stadt begangen wird, meinen Landsleuten in die Schuhe geschoben wird? Einem Mann werden die Hände abgeschnitten, und Sie gehen einfach davon aus, dass es die Sombreros waren?«
    »Ich habe gesagt, ›sieht danach aus‹…«
    Romero hängt sich direkt vor Johnnys Gesicht und zischt: »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sich da raushalten. Ich habe Sie gebeten, Abstand zu nehmen, damit wir in Deckung gehen können, aber Sie reiten uns

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