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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Mordfall von Belang sind«, sagt er. »Boone hat mir alles über Blasingame und Paradise erzählt. Auch von gewissen Unterlagen, die ihm eine, wie hieß sie noch, Nicole gegeben hat. Ich habe ihm nicht geglaubt.«
    »Und jetzt?«
    »Glaube ich ihm vielleicht doch.«
    Das ist interessant, denkt sie. Boone hat nicht angerufen, um mir von dieser neuen Entwicklung zu berichten. »Darf ich fragen, was Ihren Sinneswandel herbeigeführt hat?«
    »Nein«, sagt Johnny. »Darf ich reinkommen?«
    »Nein, ich denke nicht.«
    »Ich kann mir einen Durchsuchungsbefehl besorgen.«
    »Dann nichts wie los.«
    Er lächelt. »Ich könnte Sie auch mit aufs Revier nehmen, wissen Sie.«
    »Und ungefähr fünf Minuten lang dort festhalten«, sagt sie und lässt es drauf ankommen. »Ist es kühl draußen? Soll ich mir was überziehen?«
    Johnny stößt einen Seufzer aus und sagt: »Hören Sie, ich mache mir Sorgen um Boone.«
    »Ich dachte, Sie hätten ihm die Freundschaft gekündigt.«
    »Habe ich auch«, sagt Johnny. »Das heißt aber nicht, dass ich ihn tot sehen möchte. Sie übrigens genauso wenig.«
    Petra durchzuckt ein Gefühl der Angst, eher um Boone als um sich selbst. Er war weggefahren, um mit Johnny und Dan Nichols zu sprechen, und nicht zurückgekommen, und ganz offensichtlich ist irgendetwas passiert, wenn sich Johnny um sein Leben sorgt. Sie ist kurz davor, ihn reinzulassen, ihm Nicoles Akten auszuhändigen, ihm den Computerbildschirm mit den ineinander verflochtenen Netzen zu zeigen, aber …
    Kann ich ihm vertrauen, fragt sie sich. Boone vertrauteihm nicht genug, um ihm die Unterlagen auszuhändigen. Wenn er gewollt hätte, dass Johnny sie bekommt, hätte er sie ihm längst selbst gegeben. Aber was ist passiert? Welche neuen Entwicklungen gibt es? Wo steckt Boone? Sie fragt: »Wie meinen Sie das?«
    »Gut, in Ordnung«, sagt Johnny. »Dann lassen wir jetzt beide die Hosen runter.«
    »Aber, Sergeant …«
    Johnny zieht sein Handy aus der Tasche, klappt es auf und zeigt ihr das Foto von Bill Blasingame, das er gemacht hat.
    Ihr wird schwindlig, sie glaubt, sich übergeben zu müssen, fängt sich aber wieder und hört ihn sagen: »Bill Blasingame. Ihm wurden die Finger und jeder einzelne Fußknochen gebrochen, bevor sie ihm die Hände abgeschnitten und ihn getötet haben. Ich glaube, dass die Täter auf der Suche nach den Unterlagen waren, die entweder Boone oder Sie haben. Ich glaube nicht, dass die wissen, dass das Zeug hier bei Ihnen ist, sonst wären sie längst hier, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie kommen. Und ich fürchte, Boones Zeit ist schon abgelaufen. Wollen Sie jetzt mit mir reden?«

146
    Die Stimme spricht immer weiter.
    Sein Name sei Jones, falls das dem Gespräch diene, und er sei ausgebildeter Arzt, genau genommen Neurologe, deshalb kenne er jeden Nerv des menschlichen Körpers. Schon von frühester Kindheit an habe ihn das Phänomen des Schmerzes interessiert. Was ist Schmerz? Wie wird er vom Gehirn verarbeitet? Ist es möglich, das Gehirn chemisch derart zu beeinflussen, dass die Wahrnehmung von Schmerzen blockiert wird, und wenn ja, existiert Schmerz dann unabhängig von seiner Wahrnehmung?
    Ein bisschen wie die alte Frage nach dem Baum, der im Wald umfällt, ohne dass es jemand hört – wenn Schmerzentsteht, das Gehirn ihn aber nicht wahrnimmt, handelt es sich dann trotzdem um Schmerz? Auf jeden Fall beschäftigte er sich zu Beginn seiner Laufbahn mit Möglichkeiten, Schmerzen zu lindern oder auszuschalten; ein wahrhaft edles Unterfangen, doch im Verlauf seiner weiteren Forschungen kam er nicht umhin festzustellen, dass er sich instinktiv, nicht so sehr intellektuell, mindestens ebenso sehr dafür interessierte, anderen Schmerzen zuzufügen.
    Zunächst hatte sich dieses Bedürfnis sexuell geäußert (wie so häufig, finden Sie nicht auch, Mr. Daniels?), indem er feststellte, dass ihm Schmerzen zunehmend ein Gefühl der Befriedigung verschafften. Natürlich nicht seine eigenen, versteht sich, vielmehr die Schmerzen anderer. Zunächst hatte er in der Szene der unterwürfigen Masochisten willige Partnerinnen gefunden, deren Orgasmen sich durch milde bis mäßige Schmerzen und die dadurch angeregte Endorphinproduktion erzeugen beziehungsweise verstärken ließen. Dies waren perfekte symbiotische Beziehungen, da ihm das Zufügen von Schmerzen ein intensives Körperempfinden bescherte.
    Boone spürt, dass der Transporter scharf rechts abbiegt.
    Leider Gottes unterlagen diese Empfindungen, ähnlich

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