Pacific Paradise - Boone Daniels 2
ein tausendprozentiger, controlfreakiger Mikromanager-Typ. Was um so beeindruckender ist, wenn man bedenkt, welche Unmengen an Dope er täglich raucht.
»Du lässt nach, Boone«, sagt Rabbit, »einfach so in die eigene Wohnung reinzuspazieren.«
»Lässt nach«, findet auch Echo. »Ist das Alter.«
Das mit den Leichen im Transporter sehen beide recht gelassen. Warum nicht, denkt Boone. Im Krieg der Drogenkartelle sind drei Leichen in einem Transporter eine eher unterdurchschnittliche Opferzahl.
»Ich hab nicht gewusst, dass die mich suchen«, sagt er und merkt, dass es nach einer faulen Ausrede klingt.
Gut nur, dass Eddie davon Wind bekommen hat.
Rabbit erklärt, dass Iglesias um Erlaubnis gebeten hatte, Boone einzukassieren, da er weiß, dass Eddie ein Interesse an ihm hat und es sich um sein Revier handelt. Eddie hat ihm sein Okay verweigert, »Finger weg von Boone«, lautete die Ansage. Aber Iglesias hat ihn sich trotzdem geschnappt, womit sich Eddie in einer misslichen Lage befand. Eine solch respektlose Behandlung durfte er sich nicht gefallen lassen.
Also hat Eddie seine Jungs losgeschickt, damit sie sich mal umsehen. Sie staunten nicht schlecht, als Boone zum Fenster rausflog, und das Boot war auch nicht ganz leicht aufzuspüren, aber als es in den kleinen Jachthafen in National City einfuhr, wussten sie, wohin der Transporter unterwegs war.
»Die waren früher schon mal hier.«
»Sind schon öfter da gewesen. Gewohnheitstiere sterben schneller.«
»Das heißt ›Raser sterben schneller‹.«
»Raser«, sagt Echo. »Und Gewohnheitstiere auch.«
Boone hört Geschrei aus dem Inneren des Schuppens. Er macht die Tür auf und sieht Monkey, der sadomasomäßig an allen Vieren gefesselt auf dem Boden hockt.
Er sieht ziemlich mitgenommen aus, übel zugerichtet.
»Monkey«, sagt Boone. »Ach du Scheiße, Marvin, geht’s dir …«
»Verpiss dich, du Arschlappen!«
Boone denkt, Monkey wird’s wahrscheinlich überleben.
152
Harrington nimmt ihre Aussage auf und weiß
sich zur Abwechslung tatsächlich respektvoll zu benehmen.
Es liegt klar auf der Hand, dass es sich um Notwehr handelt, ebenso wie Johnnys Schüsse vollkommen gerechtfertigt waren. Bei zwei der Crazy Boys konnte nur noch der Tod festgestellt werden, der Dritte kommt vielleicht durch. Harrington hat gemischte Gefühle – auf der einen Seite wär’s gut, ihn zu befragen, auf der anderen Seite auch ganz schön, wenn einer abkratzt.
Also ist er nett zu der Engländerin.
Erstens sieht sie hammermäßig gut aus, sogar noch mit der Schockdecke über den Schultern. Und offensichtlich hat sie seinem Partner das Leben gerettet. Selbst wenn es keine reine Selbstverteidigung gewesen sein sollte, wird es so abgeheftet werden. Also stellt er ihr die richtigen Fragen, um die entsprechenden Antworten zu bekommen.
»Sie sind offensichtlich davon ausgegangen, dass Ihr Leben in Gefahr ist, nicht wahr?«
»Ganz offensichtlich.«
»Und Sie hatten keinerlei Rückzugsmöglichkeit.«
»Nein.«
»Und Sie haben gesehen, dass auch das Leben von Detective Sergeant Kodani unmittelbar gefährdet war?«
»Das ist korrekt.«
»Wo haben Sie schießen gelernt?«, fragt er sie aus reiner Neugier.
»Mein Vater hat darauf bestanden«, erklärt ihm Petra und hält den Laptop, den sie mitgebracht hat und auf keinen Fall aus der Hand geben möchte, fest umklammert. »Ich bin mit der Jagd groß geworden, wir haben mit leichten Gewehren Vögel geschossen, meistens Kaliber 36, damit das Fleisch nicht verdorben wird. Als ich nach San Diego gezogen bin, habe ich mir als allein lebende unverheiratete Frau eine Schusswaffe zugelegt, selbstverständlich angemeldet. Ab und zu gehe ich trainieren.«
»Das merkt man«, sagt Harrington lächelnd.
»Es hat mir ganz bestimmt keinen Spaß gemacht, den Mann zu töten«, sagt sie.
»Natürlich nicht.«
»Ist Sergeant Kodani …«
»John ist im Erste-Hilfe-Raum und lässt sich ein paar Glassplitter entfernen«, sagt Harrington. »Es geht ihm gut.«
»Da bin ich froh.«
Harrington will sich gerade mit Petra zu einem Date verabreden, als Boone Daniels hereinkommt.
Petra steht auf, stellt den Computer ab und wirft sich ihm an den Hals.
Harrington hasst Daniels.
153
Boone fährt mit ihr zum Crystal Pier.
Ihre Wohnung ist ein mit gelbem Band abgesperrter und versiegelter Tatort, und wahrscheinlich sollte sie vorläufig sowieso nicht dort hin. Zur Abwechslung macht sie keine Anstalten zu widersprechen, sondern steigt zu ihm
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