Pacific Paradise - Boone Daniels 2
ins Taxi und fährt mit zu ihm nach Hause.
»Möchtest du was trinken, Pete?«
Sie sitzt auf der Couch. »Was hast du da?«
»Irgendwo hab ich noch Wein«, sagt er und kramt im Küchenschrank unter der Spüle. »Ich habe Bier und vielleicht auch Tequila.«
»Ein Bier wäre schön, danke.«
Boone macht ein Bier auf, setzt sich neben sie auf die Couch und reicht ihr die Flasche. Sie führt sie an die Lippen und nimmt einen langen Schluck, sieht ihn dabei mit großen Augen an. Er macht sich Sorgen, dass sie sich noch im Schockzustand befindet. »Willst du darüber reden, Pete?«
»Da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Ich habe getan, was ich tun musste, das ist alles.«
»Du hast Johnny das Leben gerettet.«
»Vorher hat er mir meins gerettet«, sagt sie. »Ich verdanke ihm sehr viel.«
Das tun wir beide, denkt Boone und es macht ihn traurig. Beim Verlassen des Reviers war ihnen Johnny entgegengekommen. Er hatte Petra gefragt, ob alles in Ordnung sei, und sich bei ihr bedankt, dann hatte er Boone angesehen und gesagt: »Zwischen uns ändert das nichts.«
Boone hatte nicht geantwortet, sondern nur Pete den Arm um die Schultern gelegt und sie nach draußen geführt. Aber er wird Johnny immer dankbar dafür sein, dass er zu Pete gefahren ist. Wenn er das nicht getan hätte … Boone will gar nicht darüber nachdenken.
»Pete«, sagt er sanft, »ich nehme an, das war das erste Mal, dass du …«
»Jemanden getötet hast?«, fragt sie. »Du kannst es ruhig sagen.«
»Ist nicht leicht, damit klarzukommen«, sagt Boone. »Auch wenn man keine andere Wahl hatte. Du solltest dir vielleicht überlegen … dir professionelle Hilfe … weißt du, um darüber zu reden …«
»Wieso habe ich das Gefühl, dass dir schon mal dasselbe gesagt wurde?«, fragt sie.
»Wenn ich gewusst hätte«, sagt Boone, »dass die Kartelle ihre Finger im Spiel haben, hätte ich dich da nie reingezogen. Und es tut mir wirklich leid.«
»Mir nicht«, sagt sie. »Mir tut es überhaupt nicht leid.«
Ihre wunderschönen Augen sind groß und feucht.
Er beugt sich zu ihr, nimmt ihr die Flasche aus der Hand und stellt sie ab. Dann zieht er sie an sich heran und legt die Arme um sie. Sie vergräbt ihr Gesicht in seiner Brust und schluchzt.
154
Es kommt ihr vor wie eine Stunde später, als sie sich endlich wieder von ihm löst, sich aufrichtet und sagt: »Danke.«
»Kein Problem.«
»Du bist ein guter Mann, Boone Daniels«, sagt sie. Sie steht auf. »Ich geh mal da rein, werf mir ein bisschen Wasser ins Gesicht und mach mich frisch.«
»Hast du Hunger?«, fragt er. »Möchtest du Tee oder was zu essen?«
»Danke, nein«, antwortet sie. »Ich glaube, ich würde mich am liebsten einfach hinlegen.«
»Nimm du das Schlafzimmer«, sagt Boone. »Ich nehm die Couch.«
Sie geht ins Badezimmer.
Boone gießt den Rest Bier in den Ausguss und sieht aus dem Fenster. Irgendwas an der Sache ergibt immer noch keinen Sinn. Das große Geld hinter Paradise Homes kam vom Baja-Kartell, okay, aber …
Petra kommt nur mit einem seiner T-Shirts bekleidet aus dem Bad. Sie hat sich die Haare gebürstet, so dass sie glänzen, frisches Make-up aufgelegt und sie sieht wunderschön aus.
Sie streckt ihm die Hand entgegen und sagt: »Ich wollte zu diesem Anlass eigentlich ein hübsches, hauchdünnes Negligee tragen, das ich extra dafür gekauft habe, wollte Parfüm auflegen, sanfte Musik hören und in duftender Bettwäsche liegen, aber jetzt habe ich das Beste aus dem gemacht, was da war.«
»Du bist wunderschön.«
»Komm ins Bett.«
Er zögert.
»Pete«, sagt er. »Du hast einen Schock erlitten, wahrscheinlich noch gar nicht überwunden. Du bist emotional angegriffen … ich möchte das nicht ausnutzen.«
Sie nickt. »Ich habe schreckliche Angst gehabt, ich habe Entsetzliches gesehen, ich habe ein Leben ausgelöscht, und ich weiß nicht, wie sich das noch auswirken wird, aber jetzt im Augenblick sehne ich mich nach etwas Lebendigem, Boone. Ich will dich in mir spüren, und ich möchte unter dir wogen wie der Ozean, den du so liebst. Komm jetzt ins Bett.«
Er nimmt ihre Hand und sie geht mit ihm ins Schlafzimmer.
155
Petra schläft den Schlaf der Toten.
Was glücklicherweise, denkt Boone, dank Johnny B, nur eine Metapher ist.
Aber das wirft eine beunruhigende Frage auf. Wer hat mich an das Kartell verraten? Johnny B war einer der wenigen, die wussten, was ich über Paradise Homes rausbekommen hatte.
Nein, denkt Boone. Das kann nicht sein.
Geh’s
Weitere Kostenlose Bücher