Pacific Paradise - Boone Daniels 2
der Kohle, die mein Dad über den Tisch schiebt, wird meine Strafe sowieso ausgesetzt.«
21
»Ich habe nichts zu sagen«, sagt Boone auf dem Parkplatz. »Witzig«, sagt Petra. »Saukomisch.«
Es ist verdammt heiß da draußen. Die Sonne knallt wie ein Hammer auf einen Amboss, donnert voll drauf. Sogar Petra schwitzt – man stelle sich vor –, sie transpiriert.
»Nein, ich verstehe, warum du so viel Mitgefühl für den Jungen aufbringst«, sagt Boone. »Es liegt an seiner Herzenswärme, seiner Demut und Intelligenz, der Reue, die er für seine Taten empfindet …«
»Komm schon, Boone«, sagt sie, »das Getue ist durchschaubar. Er ist ein Kind, das nicht weiß, wie es reagieren soll. Er schwankt zwischen depressivem Fatalismus und unbegründetem Optimismus, was tief blicken lässt. Hinter seiner Arroganz lauert Angst, und hinter seiner vermeintlichen Gleichgültigkeit verbirgt sich Scham.«
»Siehst du«, sagt Boone, »ich dagegen denke, dass sich hinter seiner oberflächlichen Arroganz eine noch größere Arroganz verbirgt und hinter seiner gespielten Gleichgültigkeit echte Gleichgültigkeit lauert.«
Sie schließt den Wagen auf und setzt sich auf den Fahrersitz. »So oder so, wir haben die Aufgabe, ihn zu verteidigen.«
»Ja, das hat er ebenfalls erwähnt.«
Weil er kein stinkender Mexikaner ist, der automatisch die Höchststrafe für sein Vergehen aufgebrummt bekommt. Nein, Corey ist ziemlich sicher, dass er dank seiner weißen Haut und Daddys Kohle einen guten Deal machen wird.
Das ist eine nachvollziehbare Annahme, aber trotzdem irrt er sich. Diesmal sind die Leute empört und verlangen, dass etwas geschieht. Die Privilegien, auf die Corey setzt, werden gegen ihn arbeiten, und das hat er einfach noch nicht geschnallt.
Er denkt, die Sache geht ihren gewohnten Gang, aber dem ist nicht so.
Außerdem spielt da noch was anderes mit rein, denkt Boone und fühlt sich alt. Das ist die Generation Videospiel – die denken, sie könnten auf Reset klicken und das Spiel startet neu. Wenn nichts mehr real ist, wenn alles virtuell ist, dann hat auch nichts mehr echte Konsequenzen.
»Woher wusstest du das mit den Steroiden?«, fragt Petra.
»Ich hab ihn mir angesehen«, sagt Boone. »Der ist aufgepumpt – seine Muskeln sind zu ausgeprägt für seinen Knochenbau, die rasierten Haare schon ausgedünnt. Ich kann mir vorstellen, dass er an dem Abend auf Steroiden war.«
»Und deshalb aggressiv ausgeklinkt ist?«
»Vielleicht.«
»Bin nicht sicher, ob das eine brauchbare Verteidigungsstrategie ist«, sagt sie. »Aber ich werde es prüfen. Was könnte man noch versuchen?«
Boone fängt mit dem an, was man nicht versuchen sollte. Er kann nicht mit Trevor Bodin oder den Knowles-Brüdern sprechen, weil deren Anwälte wissen, dass ihre Interessen mit denen Coreys kollidieren, und deshalb ein Gespräch verhindern würden. Die Jungs, die alle schlauer sind als Corey, haben schon im Vernehmungsraum der Polizei ihre Deals klargemacht. Man kann nur hoffen, dass es Alan gelingt, im Kreuzverhör an ihrer Glaubwürdigkeit zu sägen. Das bringt also nichts. Aber Boone könnte mehr Informationen über die Rockpile Crew und was sie so getrieben hat zusammentragen und die Frage klären, ob es sich um eine ›Gang‹ handelt.
Boone fasst all das für Petra zusammen und sagt anschließend: »Wenn Corey mit der Einstellung vor Gericht erscheint, wird Mary Lou die Höchststrafe fordern und durchbekommen.«
»Da bin ich sicher«, sagt Petra. »Finde mehr über ihn heraus, Boone. Du musst ihn knacken, bring uns was, das wir verwenden können.«
»Ich bin kein Psychodoktor, Pete«, sagt Boone. »Und du genauso wenig.«
Sie kapiert nicht, dass Corey Blasingame genau das ist, was er zu sein scheint – ein reiches, verwöhntes, rücksichtsloses Arschloch, das den tragischen Schlag ausgeführt hat und auf seiner Welle bis auf den Meeresgrund reiten wird, weil er zu blöd und zu arrogant ist, um auch nur zu versuchen, aus der Scheiße nochmal rauszukommen. Nein, Corey befindet sich in der Aufprallzone, und keiner wird auf dem Jetski angefahren kommen und ihn rausziehen.
Ja, nur dass Boone von Kelly Kuhio angefeuert wird.
»Besorg uns einfach die Informationen«, sagt sie. »Wir überlegen dann, wie wir damit verfahren.«
»Genau.«
Spaß macht der Job nicht, aber andererseits trifft das auf kaum einen Auftrag zu.
Deshalb nennt man es ja auch ›Arbeit‹.
Und die Arbeit wird in diesem Fall weniger darin bestehen herauszufinden,
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