Pacific Paradise - Boone Daniels 2
schon eine Weile hier. Meistens surf ich am Pier in Pacific Beach.«
»Und wie kommt’s, dass du jetzt nicht dort bist?«
»Mir war nach Abwechslung.«
»Überleg dir das noch mal, Alter.«
»Was?«
»Überleg dir das noch mal«, sagt der Junge lauter, schon leicht aggressiv. »Das ist nicht dein Break hier.«
Boone ringt sich erneut ein Lächeln ab. »Heute gehört der Break keinem. Hier bricht sich nämlich nichts.«
Er ist ehrlich baff, dass der Junge grundlos ein solches Fass aufmachen will. Von einer Welle, die es nicht gibt, kann niemand verdrängt werden.
Der Junge sagt: »Fahr nach Hause, Kollege.«
Boone schüttelt den Kopf und will um ihn herum paddeln. Der Junge paddelt ihm in den Weg. Boone versucht es in der anderen Richtung, aber wieder versperrt ihm der Junge die Bahn.
»Das ist schlechtes Benehmen, Junge«, sagt Boone. »Junge« klingt seltsam aus seinem Mund. Es kommt ihm vor, als sei es noch gar nicht so lange her, dass er der Junge war und ihm die Veteranos ein bisschen schroff gutes Benehmen beibrachten. Gott, denkt Boone, bald gehöre ich auch zur Gentlemen’s Hour, mampfe Fischtacos und erzähle Geschichten von den guten alten Zeiten.
»Was willst du dagegen machen?«, fragt der Junge.
Boone spürt Wut aufsteigen, unterdrückt sie aber. Ich werde mich nicht im Wasser prügeln, sagt er sich. Das ist einfach zu blöd. Wenn’s hart auf hart kommt … na ja, ich lass es erst gar nicht so weit kommen, diesmal mache ich einen Rückzieher, Kleiner, aber ich schwör dir, sonst würde ich dich vom Brett fegen, untertauchen, bis du dich auf deine Manieren besinnst und … Ego, sagt sich Boone. Ego, Testosteron und noch was – Eifersucht, weil der Rotzlöffel so jung ist?
»Geh mir einfach aus der Quere«, sagt Boone. Klingt flau.
Er sieht einen anderen Surfer mit Volldampf auf sie zukommen. Der Kerl ist größer, breiter, älter, seine Schultermuskulatur deutlich ausgeprägt und er paddelt nahezu mühelos heran.
Gleich krieg ich den Arsch voll, denkt Boone. Im Wasser von einer Gang vermöbelt.
Hammerhart.
»Zeig Respekt!«, brüllt der andere Kerl, als er näher kommt. »Weiß du nicht, wer das ist?!«
Er gleitet heran und setzt sich aufs Board. Er ist riesig –groß, stämmig, muskulös, breite Stirn, dichtes, streng zurückgegeltes braunes Haar. Wahrscheinlich Mitte dreißig. Boone kennt ihn von irgendwoher, kommt aber nicht drauf.
»Das ist Boone Daniels«, sagt er zu dem jüngeren Surfer. »Der verfluchte Boone Daniels. Mister Daniels, für dich, du Anfänger, und jetzt zeig ein bisschen Respekt.«
»Tut mir leid«, nuschelt der Junge. »Wusste ich nicht.«
Denn BD ist VGN, voll die große Nummer, und er hat einen Freifahrtschein für jeden Break am Great California Water Park von Brook Street in Laguna bis zu den Tijuana Straits. Wer sich mit Boone anlegt, kriegt nicht nur mit ihm selbst Ärger, was schon unangenehm genug ist, sondern er hat auch noch Dave the Love God, High Tide und Johnny Banzai an der Backe.
Wie damals vor zwei Jahren am Pacific Beach Pier, als ein paar auf Krawall gebürstete Anglerärsche der Meinung waren, Johnny B sei schuld daran, dass sich ihre Angelschnüre verheddert hatten, und ihn zur Rede stellen wollten. Ja, vier von diesen mutigen Wichsern gegen Johnny alleine – ungefähr fünf Sekunden lang –, dann kamen Boone, Dave und High Tide angepaddelt, und es stellte sich heraus, dass die Angler gar nicht mehr so wahnsinnig dringend ihre Schnüre auswerfen wollten.
Wenn man den Wolf ruft, kommt das Rudel.
»Du bist hier willkommen«, sagt der Ältere. »Immer willkommen.«
»Danke, das weiß ich zu schätzen.«
»Mike Boyd«, sagt er und streckt die Hand aus. »Ich bin ein Karatekumpel von Dave.«
»Richtig, stimmt«, sagt Boone und es fällt ihm wieder ein. Dave hatte ihn mal in ein paar Dojos geschleppt und mit ihm trainiert, und Boone war auch mal vor Jahren bei einem von Daves Wettkämpfen gewesen und hatte Mike dort kennen gelernt.
»Wie geht’s Dave?«
»Dave ist Dave, dem geht’s gut.«
»Hab ihn lange nicht gesehen«, sagt Boyd. »Hängst du noch mit der Dawn Patrol in Pacific Beach ab?«
»Ja, klar.«
»Geht nix über die eigene Crew, was?«
»Genau.«
»Was führt dich her?«, fragt Boyd. Das ist eine freundliche Frage, keine Kampfansage, aber ein kleines bisschen Anspannung schwingt schon mit. Boyd ist ganz offensichtlich der Sheriff hier und will wissen, was an seinem Strand los ist.
»Wollte testen, was hier geht«,
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