Pacific Paradise - Boone Daniels 2
ergeht es einem, wenn man sich mit Don Cruz Iglesias anlegt.
Steve Harrington schlägt sich den Handrücken gegen die Stirn und stöhnt: »Ohhh, mi cabeza!«
Harrington, der Scherzkeks.
Johnny überprüft das Handgelenk eines der Toten und findet, was er erwartet hat – einen tätowierten Totenschädel mit Flügeln. »Los Angeles Muertos«, die Death Angels sind eine alte Straßengang aus dem Barrio Logan, die wieder Aufwind bekam, als sie sich mit dem Drogenkartell von Ortega jenseits der Grenze zusammentat. Die Mordkommission wurde vom Geheimdienst vorgewarnt und darüber informiert, dass die Ortegas gestern ein gescheitertes Attentat auf Cruz Iglesias verübt haben.
Die Enthauptungen sind die Antwort, denkt Johnny.
»Irgendwelche Hinweise auf die Identität der unbekannten Juans?«, fragt Harrington.
»Death Angels.«
»Na ja, jetzt ganz bestimmt.«
Nicht, dass Johnny Bandengangster ganz besonders ins Herz geschlossen hätte, aber er kann auch nicht glücklich darüber sein, dass der Drogenkrieg des Kartells über die Grenze bis nach San Diego schwappt und sich in einen ausgewachsenen Bandenkrieg zu verwandeln droht, wie sie ihn seit den neunziger Jahren nicht mehr erlebt haben. Die Ortegas haben die Death Angels angeheuert, Iglesias die Los Ninos Locos, die ›Crazy Boys‹, und es wird nicht langedauern, bis viele dumme Jungs und unschuldige Beobachter dran glauben müssen. Ihm wäre es lieber, die mexikanischen Kartelle würden mit ihrem Scheiß in Mexiko bleiben.
Die Grenze, denkt er.
Welche Grenze?
»Ich schätze, wir sollten die Köpfe suchen«, sagt Harrington.
Johnny meint: »Ich wette, die sind längst in Trockeneis und UPS-Päckchen verpackt unterwegs zu Luis Ortega.«
»Die Post verbindet.«
Ein blutiger, medienwirksamer Dreifachmord ist das Letzte, was mir gefehlt hat, denkt Johnny. Im Sommer haben die Mörder in San Diego Hochsaison. Die Hitze zehrt an den Nerven. Was im Herbst ein Streit bleibt, wird im Sommer zur Schlägerei. Was sonst ein schlichter Überfall wäre, wird zum Mord. Auf Johnnys Schreibtisch liegen eine Messerstecherei mit Todesfolge wegen einer umstrittenen Flasche Bier, ein auf offener Straße vor einem Taco-Imbiss wegen einer Meinungsverschiedenheit Erschossener und ein Familienmord in einer Wohnung, in der die Klimaanlage ausgefallen war.
Und dann steht die Verhandlung im Fall Blasingame an und Mary Lou rückt ihm auf die Pelle, weil sie will, dass er seine »Springer gut aufstellt«. Wer hat schon seine Springer gut aufgestellt? Fünf Augenzeugen gibt es, und der kleine Corey hält standhaft den Rand, Mary Lou sollte sich locker machen. Andererseits ist es nicht ihre Art, sich locker zu machen.
Ich würde mich auch nicht locker machen, gesteht er sich ein, wenn Alan Burke die Gegenseite vertritt.
Johnny reißt sich zusammen und konzentriert sich auf den vorliegenden Fall, obwohl er weiß, dass es hier niemals eine Festnahme geben wird. Das war professioneller Mord, und die Profis, die das getan haben, sind längst wieder in Mexiko und zischen ein paar Bierchen.
Aber wir müssen die komplette Mühle durchlaufen.
»Hey«, sagt Harrington, »wie nennt man drei kopflose mexikanische Gangster?«
»Wie?«, fragt Johnny, aber nur weil es von ihm erwartet wird.
Er kennt den Witz schon:
Einen guten Anfang.
27
Boone legt eine alte Zeitung aus und den Thunfisch darauf. Mit seinem sorgfältig geschliffenen Filettiermesser schlitzt er ihm den Bauch auf. Er zieht die Eingeweide heraus und wirft sie über die Brüstung ins Meer. Dann setzt er jeweils hinter den Kiemen an und schneidet den Kopf ab, den er ebenso ins Wasser wirft.
Anschließend nimmt er die beiden Filets, die er ausgelöst hat, schneidet sie in dicke Steaks und wäscht sie unter dem Wasserhahn. Er geht in die Küche, packt zwei davon in einen Gefrierbeutel und diesen in das Tiefkühlfach. Die anderen beiden Steaks bestreut er mit etwas Salz und Pfeffer, reibt sie mit Olivenöl ein und nimmt sie wieder mit nach draußen zu dem kleinen Propangasgrill, der neben dem Cottage aufgebaut ist. Er dreht die Hitze auf, damit der Fisch kross anbrät, und stellt sie anschließend niedriger ein, dann geht er rein und schneidet rote Zwiebeln und Limetten in Scheiben, kommt wieder raus, presst Limettensaft über den Fisch, wendet ihn, brät ihn eine weitere Minute, nimmt ihn vom Grill und verschwindet damit erneut im Cottage. Er verteilt die Fischscheiben auf zwei Weizentortillas, steckt je eine Scheibe rote Zwiebel
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