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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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schießt heraus und trifft den Fisch hinter den Kiemen. Einen Augenblick lang schlägt er wild um sich, dann bewegt er sich nicht mehr, und ein Schwall Blut wabert durchs Wasser. Boone zieht an der Leine und holt den Fisch zu sich heran.
    Zeit, sich vom Acker zu machen.
    Boone dreht sich um und schwimmt auf den schmalen Spalt zu.
    Nur dass er ihn nicht finden kann.
    Ein kleines Problem.
    Von oben war er nicht zu übersehen, aber von unten und in verändertem Licht sieht er wohl anders aus, und als Boone die Kammer nach einer Öffnung abtastet, kommt er sich echt blöd vor. Das wäre ein wirklich schlechter und dämlicher Abgang, denkt er, und versucht, sich weiterhin gleichmäßig und nicht hektisch zu bewegen. Er kämpft gegen den Reflex an, sich zu beeilen.
    Aber er kann den Spalt nicht sehen und auch nicht ertasten.
    Also horcht er.
    Kleine Wellen treiben in die Höhle, schlagen gegen die Felsvorsprünge, und das Wasser, das die Kammer verlässt, muss auch ein Geräusch machen. Er hält still und horcht, er hört ein entferntes Zischen und schwimmt drauf zu.
    Dann sieht er das Licht.
    Nicht das Licht, das man angeblich sieht, wenn man in den Himmel kommt, sondern Daves Lampe, die von der anderen Seite in die Kammer scheint.
    Deshalb taucht man mit einem Freund.
    Am besten mit einem Freund wie Dave the Love God.
    Und die beiden sind richtig dicke, seit der Grundschule hängen sie zusammen rum, schwänzten den Unterricht auf der Junior High und der Highschool, um zu surfen, zu tauchen oder einfach nur über den Strand zu tigern. Das war, als hätten sie gar nicht getrennt gewohnt – wenn Boone abends bei Dave war, dann aß er auch dort, und wenn Dave abends bei Boone war, haute er sich dort aufs Ohr. Aber sie blieben meistens sowieso die halbe Nacht auf, spielten Videospiele, guckten Surfvideos und redeten über ihre Helden – und ja, einer davon war Kelly Kuhio gewesen.
    Ein paar Typen von der Gentlemen’s Hour nannten sie damals die »siamesischen Volltrottel«, eine doppelte Dosis unzertrennlicher Gremmiewahnsinn. (Ja, aber die alten Männer passten auch auf die beiden auf, achteten darauf, dass sie ihre Dummheit nicht mit dem Leben bezahlten und nie zu weit gingen.)
    Boone und Dave legten zusammen und kauften ihren ersten Van, fuhren damit die Küste rauf und runter auf der Suche nach den besten Wellen, freitags und samstags, wenn sie Dates hatten, wechselten sie sich ab. Nach zwei Jahren starb die Karre eines natürlichen Todes (Johnny B meinte, die Stoßdämpfer hätten wohl ihren Lebenswillen verloren), und die Jungs verkauften sie an einen Schrotthändler. Von dem Geld besorgten sie sich eine Taucherausrüstung.
    Tauchen, surfen, sich den Bauch vollschlagen, Mädchen angraben. Lange Tage am Strand, lange Nächte am Strand, das schweißt zusammen. Wenn man mit einem Typen ins Wasser geht, lernt man, ihm zu vertrauen, seiner Art undseinen Fähigkeiten. Man weiß, dass er einem nicht die Welle klaut oder sonst irgendwas Bescheuertes tut, das einen verletzen oder sogar umbringen kann. Und man weiß – man weiß –, wenn man sich jemals im dunklen tiefen Wasser verirrt, dann wird er einen suchen, egal was.
    Dave taucht also da unten mit einer Lampe auf und zeigt Boone den Weg nach oben und raus.
    Boone schwimmt auf das Licht zu, dann sieht er den Spalt und zwängt sich durch, zieht seinen Fang hinter sich her. Er taucht an die Oberfläche und nimmt eine gute Lunge voll köstlicher Luft.
    Dave kommt neben ihm hoch.
    »Hübscher Fang.«
    »Danke.«
    »Bist ein Idiot.«
    »Und du bist nicht der Erste, der mir das sagt.«
    »Klar erkannt«, sagt Dave. »Wir sollten an Land gehen.«
    Denn jetzt ist Blut im Wasser und wenn es etwas gibt, das Haie noch attraktiver finden als Seelöwen, dann ist das Blut. Falls sich irgendwo in einem Umkreis von hundert Metern Haie aufhalten, dann werden sie kommen. Besser, man ist bis dahin an Land.
    »Lass mich noch ein bisschen Luft schnappen«, sagt Boone.
    »Weichei.«
    Schon wieder klar erkannt, denkt Boone. Er nimmt noch zwei tiefe Atemzüge, dann schwimmen sie an Land und klettern auf einen Felsvorsprung.
    »Wunderschöne Nacht«, sagt Dave.

26
    Die drei enthaupteten Leichen liegen im Abwassergraben. Johnny Banzai strahlt sie mit der Taschenlampe an, bekämpft den Drang, sich zu übergeben, und rutscht aufrecht zu ihnen runter. Daran, dass relativ wenig Blut zu sehen ist, erkennt er, dass die Männer woanders getötet und hier abgelegt wurden, damit sie gefunden werden.
    So

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