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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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hintereinander herschwimmen sehen?«
    »Ich bin der Auffassung«, sagt Boone, »dass Enten in Süßgewässern heimisch sind. Deshalb bin ich nicht sicher, ob ich überhaupt schon mal Enten gesehen habe, hintereinander oder nicht.«
    »Aber ich hab Enten hintereinander herschwimmen sehen«, wirft Tide ein.
    »Hast du?«, fragt Johnny.
    »Auf dem Rummel in Del Mar«, sagt Tide. »An der Schießbude. Da hängen die Enten alle in einer Reihe.«
    »Genau, das meine ich«, sagt Johnny. »Wird da die Natur nachgeahmt oder handelt es sich lediglich um die Fortschreibung eines ornithologischen Mythos?«
    »Ein Vogelvorurteil?«, fragt Boone. »Pelikane sind gefräßig, Möwen dreckig, Enten analfixiert …«
    »Kann man sich Vögeln gegenüber politisch unkorrekt verhalten?«, fragt Dave.
    »Nur gegenüber farbigen Vögeln«, sagt Tide. »Oder weiblichen Vögeln. Weißen männlichen Vögeln kannst du aufs Dach hauen. Kommt eine irische Möwe in eine Bar …«
    Hang Twelve setzt sich aufrecht auf sein Board und behauptet mit ungewohnter Autorität: »Wenn eine Mutterente Babyenten bekommt, dann schwimmen die Babyenten eins nach dem anderen in einer Reihe hinter ihr her.«
    »Hast du das mit eigenen Augen gesehen?«, fragt Johnny nach.
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Was wo?«
    Sie starren sich eine Sekunde lang an, dann sagt Johnny: »Wir brauchen Wellen.«
    »Unbedingt.«
    »Wir sind so armselig«, sagt High Tide.
    »Das sind wir«, pflichtet ihm Boone bei.
    Er ist sich nicht sicher, ob in erster Linie die fehlenden Wellen oder die fehlende Sunny für diesen Missstand verantwortlich sind. Wahrscheinlich beides. Trotzdem hätte Sunny diese idiotische Diskussion schnell und geistreich mit einer messerscharfen Bemerkung beendet.
    »Vielleicht brauchen wir wieder eine Frau bei der Dawn Patrol«, meint Boone.
    »Einen Sunny-Ersatz?«, fragt Dave.
    »Wir haben doch schon Not Sunny in der Kneipe«, sagt Tide. »Wollen wir jetzt auch noch Not Sunny beim Surfen?«
    »Wenn wir eine Ersatz-Sunny aufnehmen«, sagt Johnny eindeutig verdattert, »würden wir uns damit eingestehen, dass die echte Sunny nicht wiederkommt.«
    Tut sie auch nicht, denkt Boone. Die ist jetzt woanders. Bei den Profisurfern mit Sponsorenverträgen. Schön für sie, aber wir müssen uns damit abfinden, dass wir Sunny hauptsächlich auf den Titelblättern der Zeitschriften und nicht mehr hier am Line-up zu sehen bekommen.
    Hang Twelve starrt ihn mit sperrangelweit geöffnetem Mund an.
    »Was?«, fragt Boone.
    »Schäm dich«, sagt Hang.
    Die Session zieht sich von vereinzelten Bemerkungen unterbrochen dahin. Nicht einmal der Ozean tut so, als wollte er sich regen, er liegt einfach nur leblos und träge da.
    »Wie ein großer Teich«, sagt Tide.
    »Ein Teich ist ein See und in Seen gibt’s kein Salz«, sagt Hang, der immer noch wegen Boones Vorschlag, Sunny zu ersetzen, schmollt. »Und so große Salzwasserseen gibt’s gar nicht.«
    Die anderen Surfer werfen sich kurz Blicke zu, dann sagt Johnny: »Nein. Spart euch die Mühe.«
    Das tun sie. Sie sparen sich die Mühe, Hang über den Great Salt Lake in Utah aufzuklären, sie sparen sich die Mühe, ein weiteres Gesprächsthema anzuschneiden, der Ozean spart sich die Mühe, Wellen zu schlagen. Boone ist froh, als die Dawn Patrol vorbei ist und die Jungs zurückpaddeln.
    »Kommst du?«, fragt Dave ihn.
    »Nein, ich bleib noch.«
    Er sieht zum Strand, wo sich die Veteranen von der Gentlemen’s Hour bereits versammeln, auf nicht existierende Wellen zeigen, Kaffee schlürfen, an Zigaretten ziehen und zweifellos über vergangene, ebenfalls wellenlose Augustmonate plaudern.
    Und Dan Nichols paddelt raus.

30
    Boone erklärt ihm, dass er in den Anruflisten und E-Mail-Ordnern nichts Verdächtiges gefunden hat. Dan wirkt beinahe enttäuscht. »Ob sie ein Handy hat, von dem ich nichts weiß?«, fragt er.
    Boone zuckt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Kann das sein? Würdest du nicht die Rechnungen bekommen?«
    »Doch«, sagt Dan. »Ich fahre morgen weg. Das wäre eine gute Möglichkeit, um …«
    Er sagt nicht was.
    Boone hat immer gedacht, wenn man etwas schon nicht sagen will, ist das ein ziemlich guter Anhaltspunkt dafür, dass man es auch nicht machen sollte, also sagt er: »Dan, bist du sicher, Mann? Bist du sicher, dass du nicht einfach mal, na ja, mit ihr reden solltest? Sie direkt darauf ansprechen, fragen, was los ist?«
    »Was, wenn sie sagt, es sei nichts los?«
    »Das wäre doch gut.«
    »Aber was, wenn sie lügt?«
    So

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