Pacific Paradise - Boone Daniels 2
sich. Tut dir der Junge jetzt leid?
Ja, irgendwie schon. Aber noch lange nicht so sehr wie nach dem Besuch in seiner Schule.
32
LJPA.
Die La Jolla Prep. Oder ganz korrekt, die La Jolla Preparatory Academy.
Eine vorbereitende Schule, aber worauf werden die Schüler hier vorbereitet? Das fragt sich Boone, als er auf das Pförtnerhäuschen neben der geschlossenen Einfahrt zugeht. Die Studenten wurden schon auf der Third Base geboren, also werden sie hier darauf vorbereitet, die letzten dreißig Meter auch noch zu schaffen. Die fangen nicht von vorne an, nein, die gehen gleich schön in Führung, und zwar in der Gewissheit, dass ihnen sowieso keiner was kann.
Der Pförtner ist vom Deuce nicht allzu begeistert.
Das ist das Komische an diesen Sicherheitstypen, denkt Boone, als er einen uniformierten Mann aus dem Häuschen kommen sieht, der schon von vornherein diesen »Dreh lieber um, Alter«-Blick hat. Wenn sie zu lange an einem Ort bleiben, glauben sie irgendwann, der Laden gehört ihnen. Die bilden sich tatsächlich was drauf ein, Leute zu beschützen, die zwar beim Rein- und Rausfahren immer sehr höflich sind, manchmal sogar herzlich, die sie aber niemals zur Weihnachtsfeier ins Haupthaus einladen würden. Boone wird nie verstehen, warum Leute Tore bewachen, die sie selbst nicht passieren dürfen.
Und seit Columbine ist es schwer, in eine Schule zu kommen, besonders wenn es sich um eine der exklusivsten an der gesamten West Coast handelt. Boone kurbelt die Scheibe herunter.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragt der Pförtner und meint: »Kann ich Ihnen raushelfen?«
Weil der Pförtner längst Bescheid weiß. Er wirft einen Blick in den Deuce, auf das Durcheinander an Neoprenanzügen, Surfbrettern, Fast-Food-Tüten, Styroporbechern, Handtüchern, Decken und er weiß, dass Boone nicht hierher gehört.
Während der Pförtner den Van abcheckt, wirft Boone einen kurzen Blick auf das kleine Namensschildchen an seiner Brusttasche. »Sie sind Jim Nerburn, stimmt’s?«
»Ja.«
»Irgendwie mit Ken Nerburn verwandt?«
»Das ist mein Sohn.«
»Ist ein guter Junge.«
»Kennen Sie ihn?«
»Wir sind früher öfter zusammen gesurft.« Boone streckt ihm die Hand durchs Fenster entgegen. »Boone Daniels.«
»Jim Nerburn.«
»Haben wir uns nicht mal bei einem Spiel der Padres getroffen?«, fragt Boone. »Sie waren mit Ken und ein paar Freunden unterwegs.«
»Stimmt«, sagt Nerburn. »Der Neue bei den Cardinals hat einen No-Hitter hingelegt.«
»Stimmt, daran erinnere ich mich. Und es gab Hot Dogs für einen Dollar.«
Nerburn klopft sich auf den Bauch. »Ja, so war’s. Was führt dich heute her, Boone?«
Boone zeigt Nerburn seinen Ermittlerausweis. »Bin im Dienst. Ich muss mit ein paar Leuten über Corey Blasingame sprechen.«
Nerburns Gesicht verfinstert sich. Komisch, denkt Boone, das passiert immer, wenn Coreys Name fällt. »Corey würde man hier gerne vergessen.«
Das kann ich mir vorstellen, denkt Boone. Schüler vonder LJPA gehen anschließend nach Stanford, an die UCLA, nach Princeton oder an die Duke, und wenn sie nicht so weit von zu Hause wegwollen, vielleicht an die Uni in San Diego. In den Knast wandert hier normalerweise niemand. Boone hegt ernsthaft Zweifel daran, dass Corey in diesem Jahr in der Ferienzeitung erwähnt werden wird. »LJPA-Schüler Corey Blasingame wurde am San Quentin State Prison angenommen, wo er die nächsten fünfundzwanzig Jahre, vielleicht aber auch lebenslänglich Kurse besuchen wird. Wir wünschen Corey alles Glück der Welt für den Beginn seiner aufregenden neuen Karriere …«
»Haben Sie ihn gekannt?«, fragt Boone.
»Ich habe ihn gekannt.«
»War er schwierig?«
Nerburn wirkt nachdenklich. Dann sagt er: »Das ist ja das Ding – nein. Wir haben hier weiß Gott ein paar reiche Scherzkekse, die glauben, sie können sich alles erlauben, aber Blasingame gehörte nicht zu denen. Ist zum Beispiel nie mit hundert Sachen durch mein Tor gerast.«
»Was hat er gefahren?«
»Einen Lexus hatte der«, sagt Nerburn. »Hat ihn aber geschrottet. Dann hat ihm der alte Herr einen gebrauchten Honda besorgt.«
»Gute Autos.«
»Laufen ewig.«
»Hat er sich bei dem Unfall verletzt?«
Nerburn schüttelt den Kopf. »Beulen und blaue Flecke.«
»Gott sei Dank, was?«
»Allerdings«, sagt Nerburn. Dann fragt er: »Wurden Sie vom Vater engagiert?«
»Indirekt. Von seinem Anwalt.«
»Funktioniert das so?«
»Meistens.«
»Um das Gesicht zu wahren«, sagt Nerburn.
»Ich denke
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