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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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mal.«
    Nerburn greift in sein Häuschen, zieht ein Klemmbrett heraus und überfliegt es. »Haben Sie einen Termin?«
    »Ich könnte lügen und behaupten, ich hätte einen.«
    »Sie sollten aber einen haben.«
    »Das ist richtig«, räumt Boone ein. »Aber Sie wissen doch, wie’s ist. Wenn man den Leuten vorher steckt, dass man kommt, überlegen sie sich ganz genau, was sie sagen …«
    »Und Sie bekommen nur Aufgewärmtes aufgetischt.«
    »Genau.«
    Nerburn denkt ein paar Sekunden darüber nach und sagt: »Ich gebe Ihnen eine Stunde, Boone. Mehr nicht.«
    »Ich möchte Ihnen keine Unannehmlichkeiten machen.«
    »Ich kann schon auf mich aufpassen.«
    »Ich weiß.«
    Nerburn schreibt etwas auf einen Zettel und gibt ihn Boone. »Ich gehe davon aus, dass sie keine Schusswaffen dabei haben.«
    »Hab ich nicht«, sagt Boone. Dann fragt er: »Hey, Ken war aber nicht auf dieser Schule, oder?«
    Nerburn schüttelt den Kopf. »Ich hätte ihn herschicken können, es gibt ein Programm für die Kinder von langjährigen Mitarbeitern – ich wollte das aber nicht.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Ich wollte nicht, dass er sich für jemanden hält, der er nicht ist.«
    »Verstehe.«
    Soviel zu meiner herablassenden Schwachsinnstheorie über die treuen Wachhunde vor den Toren, denkt Boone, als er die Fensterscheibe wieder hochkurbelt.
    Boone manövriert den Deuce über die schmale gewundene Einfahrt, vorbei an rosa verputzten Gebäuden und riesigen grünen Fußball-, Football-, Baseball- und Lacrosseplätzen. Ein paar Jungs sind draußen und spielen Lacrosseund Boone hat Lust, sich hinzusetzen und zuzusehen, aber er muss arbeiten.
    Er stellt seinen Wagen auf einem Besucherparkplatz ab und sucht das Verwaltungsgebäude.

33
    Die Direktorin freut sich tierisch, ihn zu sehen.
    Der Name Corey Blasingame lässt ihr Lächeln schlagartig gefrieren.
    »Kommen Sie in mein Büro«, sagt Dr. Hancock. Sie ist groß, trägt das graue Haar kurz geschnitten. Khakifarbene Kostümjacke zum passenden Rock, weiße Bluse mit rundem Kragen. Boone folgt ihr ins Büro und setzt sich auf den ihm angebotenen Stuhl vor dem Schreibtisch.
    Gerahmte Diplome zieren die Wände.
    Harvard.
    Princeton.
    Oxford.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Daniels?«, fragt sie. Sie kommt direkt zur Sache.
    »Ich versuche aus dem Jungen schlau zu werden.«
    »Warum?«, fragt Hancock. »Hat er etwas davon, wenn Sie aus ihm ›schlau werden‹?«
    Na gut, denkt Boone. Er sagt: »Man kann nie wissen, was man nicht weiß, und man weiß nicht, was wer wovon hat, bis man es herausfindet.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel«, sagt Boone, »war Corey an der Schule häufig in Schlägereien verwickelt? Das wird die Staatsanwaltschaft fragen, deshalb würden wir es gerne zuerst erfahren. War er beliebt, unbeliebt, hatte ihn jemand auf dem Kieker? Hatte er Freunde, vielleicht sogar eine Freundin? Oder war er ein Einzelgänger? War er gut in der Schule? Wie waren seine Noten? Warum ging er nicht aufs College?«
    »Siebenundneunzig Prozent unserer Schulabgänger wechseln in eine Einrichtung, die auf vier Jahre ausgelegt ist«, sagt Hancock.
    Boone ist versucht zu erwidern, dass auch Corey in eine Einrichtung wechseln wird, allerdings eine, die auf sehr viel mehr als nur vier Jahre ausgelegt ist, aber er hält den Mund. Sie merkt es trotzdem.
    »Sie sind voreingenommen, Mr. Daniels.«
    »Nein.«
    »Doch«, beharrt sie, »das sind Sie. Bewusst oder unbewusst – wobei ich vermute, dass es Ihnen durchaus bewusst ist – und ich will Ihnen auch sagen inwiefern, nur um sicherzugehen. Sie sehen auf diese Jugendlichen herab.«
    »Das ist von meinem Standpunkt aus gar nicht so leicht, Dr. Hancock.«
    »Genau das meine ich«, sagt sie. »Sie sind ein Snob im umgekehrten Sinne. Sie glauben, dass Jugendliche in einer Schule wie dieser keine Probleme haben dürften, weil sie reich sind. Und wenn sie doch welche haben, dann rümpfen Sie darüber die Nase, weil Sie sie für verwöhnt und schwächlich halten. Liege ich falsch?«
    Ganz und gar nicht, denkt Boone. Warum machen mich alle Frauen, mit denen ich mich in letzter Zeit an einen Tisch setze, zur Zielscheibe und treffen auch noch immer ins Schwarze?
    »Sie liegen genau richtig, Dr. Hancock, aber ich bin hergekommen, um über Corey Blasingame zu sprechen.«
    »Sagen Sie Lee zu mir.« Sie lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück und sieht aus dem Fenster auf die einwandfrei gepflegten Sportplätze, wo die Mädchenmannschaft gerade Fußball trainiert.

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