Pacific Paradise - Boone Daniels 2
damit, draußen auf dem Meer bist du vielleicht das Alpha-Tier, aber das hier ist meine Welt.
»War Corey ein Schüler von dir?«, fragt Boone.
»Eigentlich nicht«, erwidert Boyd. »Hat hier bloß ein bisschen abgehangen. Corey war … wie soll ich sagen … ihm ging’s mehr um das Drumherum, als um das Eigentliche, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ja, absolut.« Beim Surfen hat man das ständig – die Angeber, die gerne in einen Neoprenanzug steigen, ein Brett mit sich rumschleppen, rauspaddeln, aber die Welle nicht nehmen, wenn sie kommt. Das bringt es auf den Punkt, »das Drumherum«, denkt Boone.
»Corey hatte Schiss, was abzukriegen«, sagt Boyd. »Und darum geht’s bei den MMA. Man kassiert Schläge, Platzwunden, die Nase wird einem gebrochen. Man muss schon ein Freak sein, damit einem so was Spaß macht, und Corey war kein Freak von dieser Sorte.«
»Ich versuche nur eine Vorstellung zu bekommen«, sagt Boone, »worum es dabei geht.«
»Wobei?«
»MMA.«
Boyd hält einen Vortrag, der einstudiert und ziemlich defensiv wirkt. MMA ist eine Kampfsportart mit hohen technischen Anforderungen, die sehr viel Training, Übung und Praxis verlangt. Und auch wenn es oft blutig aussieht, laut Statistik ist es eine der ungefährlichsten Sportarten – anders als im Highschool-Football oder dem Profiboxen, hat es imRahmen eines von der UFC genehmigten Kampfes noch keinen einzigen Todesfall gegeben.
»Willst du trainieren«, fragt Boyd, »ich zeig dir ein bisschen was. Du kannst dich verteidigen, das weiß ich.«
»Bin nicht sicher.«
Boyd sagt: »Du machst drüben im Sundowner den Sheriff, stimmt’s? Hab gehört, wenn’s sein muss, gehst du ran. Du und deine Crew.«
»Ich hab keine Crew.«
Boyd grinst spöttisch. »Der Rettungsschwimmer, der Fettsack und der Japse?«
Der »Rettungsschwimmer« geht klar, denkt Boone, aber der »Fettsack« und der »Japse«? Er sagt: »Ich habe einen Freund aus Samoa, der einigermaßen dick ist, ja, und einer meiner Freunde ist tatsächlich Japaner.«
»Nichts für ungut«, sagt Boyd und lächelt weiter.
»Na ja, weißt du, klang halt ungut«, sagt Boone und lächelt nicht.
Im Raum wird es still, als einige Schüler merken, dass ein Konflikt in der Luft liegt. Sie haben eine Nase dafür, einen unfehlbaren Radar, der ihnen sagt, wann losgeschlagen wird. Sie stehen drauf, wollen sehen, wie ihr Lehrer diesen Typen einmacht.
»Und jetzt?«, fragt Boyd, der die Blicke seiner Schüler spürt. Er weiß, dass er jetzt nicht mal mehr entfernt den Eindruck vermitteln darf, er würde einen Rückzieher machen. Wenn er vor einem Kampf zurückschreckt oder einen verliert, würde sich sein halbes treu ergebenes Team eine neue Schule suchen. Die andere Hälfte würde bleiben und ihn in der Luft zerreißen – das sind wilde Hunde.
Boone kennt solche Sorgen nicht. »Gar nichts.«
Er hört, wie ein Typ hinten im Raum »Schlappschwanz« nuschelt. Ein paar andere lächeln und schütteln den Kopf. Boyd spürt, dass er wieder Boden gut macht und will mehr. Er sagt: »Du bist zu mir gekommen, mein Freund.«
»Ich bin nicht dein Freund.«
»Ich sag dir was«, sagt Boyd. »Zieh dich um und steig mit mir in den Ring, ich zeig dir, wie MMA funktioniert.«
Vielleicht weil’s ein trauriger Tag war oder weil er sich über alles Mögliche ärgert, wogegen er nichts machen kann, vielleicht sogar, weil er sich von dem Jungen vor Rockpile Scheiße aufs Ohr hat quatschen lassen, jedenfalls findet Boone, es sei höchste Zeit, sich endlich mal zu prügeln.
39
Fünf Minuten später hat er sich bis auf die Jeans ausgezogen, er schnürt die MMA-Handschuhe fest und einer der Schüler reicht ihm einen Mundschutz.
»Das ist ein neues Teil, oder?«, fragt Boone.
»Glaub, ja.«
»Du glaubst es?«
»Hab’s eben ausgepackt.«
»Schon besser.«
Der Junge guckt ihn seltsam an und sagt: »Ich bin Dan. Ich bin deine Ecke.«
»Das ist ein runder Ring.«
»Hm?«
»Hier gibt’s keine … ach, egal«, sagt Boone. »Was macht eine Ecke?«
»Coachen«, sagt Dan. »Ratschläge zurufen und anfeuern. Ich helf auch, dich rauszutragen, wenn du, na ja, nicht mehr gehen kannst.«
»Spitze.«
Dan erklärt die Regeln. Sie kämpfen eine Runde über fünf Minuten. Du darfst treten, schlagen, ringen, raufen. Aber in die Eier treten, Augen eindrücken und beißen ist nicht, genausowenig auf den Kopf treten oder den Gegner mit dem Knie runterdrücken, wenn er schon am Boden ist.«
»Wenn er dich im Hebel- oder
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