Pacific Paradise - Boone Daniels 2
war Gracies Jiu-Jitsu. Viele Kämpfer eigneten sich das System an und bauten es in ihr Repertoire ein.
Die UFC war nicht nur im Fernsehen, sondern auch auf dem DVD-Markt und im Internet extrem erfolgreich. Und sie löste sich vom Käfigkämpferimage, Gewichtsklassen und Regeln wurden eingeführt und ernsthafte Kampfsportler begannen, sich dafür zu interessieren.
Aber jetzt tauchte eine neue Frage auf – war Gracies Jiu-Jitsu überhaupt zu schlagen? Ja, vielleicht, wenn man sich auf den Beinen hielt, das heißt, seinen Jiujitsu-Gegner ausknockte, bevor er einen zu Boden riss.
Die Antwort kam unter dem Oberbegriff MMA daher – Mixed Martial Arts.
»Das leuchtet mir schon ein«, sagte Dave the Love God eines Abends zu Boone, als sie sich einen Kampf im Fernsehen ansahen. »Eigentlich ist das genau dasselbe, was die alten asiatischen Meister auch immer gesagt haben: ›Mach, was im Moment am besten funktioniert.‹«
Also wurde in den Kampfsportschulen von nun an von allem ein bisschen gelehrt. Die nachrückenden Kids wollten in die UFC – sie wollten Jiu-Jitsu, Boxen, Wrestling, Kickboxen und Thaiboxen in einer sinnvollen Kombination lernen. Immer mehr Studios, die einst nur eine Disziplin angeboten hatten, machten plötzlich auf MMA, nur um zu überleben.
So auch Team Domination.
Es kam einem so vor, als hätten alle neuen Dojos irgendwas mit Team dies oder Team das im Namen. Dem lag wohl die Theorie zugrunde, dass man gleich ein ganzes Team von Lehrern brauchte, jeweils mit eigenem Fachgebiet, um MMA zu unterrichten. Außerdem trainierten auch alle Schüler miteinander – obwohl es sich um eine Individualsportart handelte, bildeten sie eine Art Team, waren wie Brüder, mit dem gemeinsamen Ziel, die anderen Teams zu besiegen.
Und jetzt also betritt Boone Team Domination.
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In einem echten Dojo riecht es.
Und zwar schlecht. Hauptsächlich nach Schweiß. Widerlichem, kaltem Schweiß.
Bei Team Domination stinkt es bestialisch.
Ein kreisförmiger Kampfring bildet das Zentrum des Studios. Als Boone eintritt, rollen gerade zwei Typen über die Matte im Ring, üben Jiu-Jitsu. Schwere Säcke hängen von der Decke, und drei andere Jungs prügeln darauf ein, wechseln Schläge mit Fuß- und Knietritten ab. Zwei weitere Männer hantieren mit schweren Säcken auf dem Boden und rammen Ellbogen in ihre niedergerungenen »Gegner«. In einer Ecke stemmt einer Gewichte, und ein anderer springt Seil.
Das Beiwerk, das Boone aus den altmodischen asiatischen Schulen kennt, gibt es nicht mehr – keine Gis, keine Gürtel, keine chinesischen Bilder von Tigern oder Drachen, keineVase mit weißen Chrysanthemen. Stattdessen pflastern Plakate der UFC-Stars und Slogans wie »Wer stark sein will, muss leiden (lassen)« die Wände.
Die Studenten tragen keine traditionellen Gis, sind aber ausstaffiert mit einer großen Bandbreite an GenX-Klamotten, vor allem Camouflage-Shorts und -T-Shirts. Einige tragen »Team Dom«-Basecaps. Andere Saunaanzüge aus Plastik, um durch verstärktes Schwitzen Gewicht zu verlieren. Die meisten Typen sind tätowiert, überall, an den Armen und am Rücken, bis runter zu den Beinen. Der Mann, der das Jiu-Jitsu-Training beaufsichtigt, blickt auf, sieht Boone und kommt ihm entgegen.
»Hey! Was führt dich hierher?«
Es ist Mike Boyd.
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Das sind schon zwei Berührungspunkte.
Rockslide und der Dojo. Und zwei Berührungspunkte machen einen Polizisten oder Ermittler immer irgendwie nervös. Zwei Berührungspunkte kann man »Zufall« nennen oder auch den »Osterhaseneffekt«. Man findet Schokolade, Bonbons und den ganzen Kram, aber so sehr man sich auch bemüht, man kann einfach nicht glauben, dass sie von einem Hase gebracht wurden.
»Corey Blasingame«, antwortet Boone. »Wieder mal. Komisch, dass du das gestern gar nicht erwähnt hast, Mike.«
Komisch und dann auch wieder nicht komisch, denkt Boone. Ziemlich nachvollziehbar: Wenn man den Laden führt, in dem der Junge gelernt hat, wie man einen tödlichen Schlag landet, spricht man möglicherweise nicht gerne darüber.
»Du hast nicht gefragt«, sagt Boyd.
»Ich frage jetzt.«
Boone sagt es mit einem Lächeln und Mike lächeltzurück, aber sein Blick verrät, dass ihm das nicht gefällt. Ihm gefällt nicht, dass Boone hier aufkreuzt und Fragen über Corey stellt. Boone fragt: »Bin ich hier etwa nicht willkommen, Mike?«
»Du bist willkommen«, sagt Boyd. »Aber wir sind hier nicht im Wasser, weißt du?«
Boone hat verstanden. Boyd sagt ihm
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