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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sich auf und schleudert Boyd über den Kopf. Jetzt hängt Boone mit dem Gesicht in Boyds Schritt, was keinesfalls angenehm ist, aber immerhin entgeht er so seinen Schlägen. Er gleitet unter ihm hervor, rollt ab, springt auf die Füße und dreht sich gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass Boyd aufsteht. Boone achtet auf sein Timing, nimmt die rechte Schulter zurück und landet den Schlag genau in dem Moment, in dem sich Boyd seinerseits umdrehen will. Er trifft ihn mit voller Wucht an der Kinnlade. Boyd fällt nach hinten, federt von den Seilen ab, sackt auf den Arsch und ist halb weg vom Fenster.
    »Spring auf ihn drauf!«, schreit Dan aus der »Ecke«.
    Das tut Boone nicht. Er bleibt nur verwirrt stehen. Bei keiner anderen Kampfsportart, die er je ausprobiert hat, schlägt man einen Mann, wenn er am Boden liegt – und verflucht noch mal auch im wahren Leben nicht. Man tut es einfach nicht, und jetzt erst schnallt er den Unterschied zwischen MMA und dem ganzen Rest – bei MMA geht es vorallen Dingen darum, draufzuschlagen, wenn einer unten ist.
    Boyd steht auf, schüttelt den Kopf, um klarzuwerden, und kommt auf Boone zu.
    »Drei Minuten!«, schreit Dan.
    Drei Minuten?!, denkt Boone. Noch drei Minuten? Zwanzig Sekunden hätte er gedacht. Wer an Einsteins Relativitätstheorie zweifelt, hat noch keine Runde lang im Ring gestanden. Die Zeit verlangsamt nicht nur oder bleibt stehen, sie haut den Rückwärtsgang rein und rast in die falsche Richtung.
    Jetzt fällt bei Boone der allerletzte Groschen – er hätte auf Boyd draufspringen und ihn bewusstlos prügeln müssen. Boyd kommt auf ihn zu, die Lichter in seinen Augen hat er wieder angeknipst und jetzt ist er richtig sauer.
    Aber auch vorsichtiger, fast schon ehrfürchtig. Er hat gesehen, dass Boone den Fall auf die Matte überlebt hat, ebenso das Erden und das Hämmern, dass er sich befreien und ihn mit einem einzigen Schlag von den Füßen holen konnte. Der Surfer hat Wumm in den Händen – Hände, die dich mit einem Schlag auf die Matte schicken –, und er wirkt dabei nicht mal erschöpft oder außer Atem.
    Das ist er auch nicht – willst du Herzkreislauftraining machen, dann paddel auf einem Surfboard. Boone setzt zwei weitere tiefe Tritte und zielt auf die Innenseite von Boyds Oberschenkel, versucht die Arterie zu treffen. Einmal zuckt Boyd zusammen, kommt aber wieder nach vorne. Boone zieht sich zurück, kreist, um sich nicht in die Seile drängen zu lassen. Er bleibt in Bewegung, schlägt Jabs, um sich Boyd vom Leib zu halten, versucht Raum und Zeit zu gewinnen.
    »Das ist ein Sitzpisser!«, schreit jemand. »Der will überhaupt nichts von dir, Mike!«
    In beiden Punkten vollkommen richtig, denkt Boone. Er holt noch mal zu einem Tritt aus, aber Boyd ist darauf vorbereitet und packt Boones Bein, hebt es hoch und wirft ihn aufdie Matte. Boone geht in Deckung, um das Erden und Hämmern abzuwehren, aber es bleibt aus. Boyd lässt sich auf ihn fallen, rollt aber herum, so dass Boone oben ist, mit dem Rücken auf Boyds Brust.
    Boone spürt, wie sich Boyds dicker rechter Unterarm unter sein Kinn schiebt und ihm die Kehle zudrückt, dann presst er die linke Hand gegen Boones Hinterkopf. Boyd geht ins Hohlkreuz, streckt Boone und zurrt den Griff wie eine Henkersschlinge fest.
    »Klopf ab! Klopf ab!«, schreit Dan.
    Boone versucht, sich loszuwinden, aber Boyd hat ihn zu fest gepackt. Sein Unterarm sitzt direkt an seiner Kehle. Boone sieht die angespannten dicken Muskeln und direkt über dem Handgelenk ein kleine Tätowierung. Die Zahl »5«.
    Boyd zischt: »Gib auf, Daniels.«
    Scheiß drauf, denkt Boone.
    Dann ist er weg.

40
    Als er wieder zu sich kommt, liegt er auf der Matte.
    Dan sieht besorgt auf ihn herab. »Was ist passiert?«, fragt Boone.
    »Nackter Würgegriff von hinten«, sagt Dan.
    Klingt unschön, denkt Boone, besonders »nackt« und »von hinten«.
    »Warum hast du nicht abgeklopft?«, fragt Dan.
    Nach reiflicher Überlegung fällt Boone wieder ein, was »abklopfen« heißt und wodurch er in eine Situation geraten war, in der er es am besten getan hätte. Aber eben nicht getan hat. Dan und ein anderer Schüler helfen ihm auf die Beine. Er steht ein bisschen wacklig. Er sieht Boyd auf der anderen Seite des Rings, der zu ihm rüber starrt. Mit nicht geringer Genugtuung nimmt Boone zur Kenntnis, dass sich Boyd ein Kühlpaket auf den Kieferknochen presst.
    »Warum hast du nicht abgeklopft?«, fragt Boyd.
    Scheint heute die Preisfrage zu sein.
    »Mir

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