Pacific Paradise - Boone Daniels 2
war nicht danach.«
Boyd lacht. »Du bist nicht zimperlich, Daniels. Nur echte Freaks lassen sich lieber ausknipsen, als dass sie abklopfen.«
»Echter Freak«, offensichtlich ein großes Lob.
»Danke.«
Boone geht zur Tür, obwohl seine Beine keineswegs damit einverstanden sind, so große Verantwortung zu übernehmen. Dann bleibt er stehen, dreht sich um und sagt: »Du könntest mir was beibringen.«
»Schieß los.«
Den Superman-Punch.
41
Man muss fest auf den Beinen stehen, was Boone nicht tut, aber Boyd demonstriert es ihm an einem schweren Sandsack.
Das Prinzip ist einfach, aber die Ausführung schwieriger, als es scheint. Man springt mit einem Fuß ab, auf den Gegner zu und führt noch in der Luft mit dem Arm einen nach unten gerichteten Schlag aus. Die Wucht ist unglaublich, weil das gesamte Körpergewicht darin steckt.
Boyd führt die Bewegung aus, und der schwere Sandsack hüpft an der Kette und schüttelt sich.
»Das ist kein Schlag, den man unüberlegt anbringt«, erklärt Boyd anschließend, »weil beide Füße vom Boden abheben und man sich für Gegenattacken angreifbar macht. Wenn es daneben geht, bist du gefickt. Aber wenn du triffst …«
»Den lehrst du also«, sagt Boone.
»Klar.«
»Hast du den auch Corey Blasingame beigebracht?«
»Vielleicht«, sagt Boyd. »Ich weiß es nicht.«
Ja, vielleicht, denkt Boone. Er macht zwei Schritte auf den Sack zu und springt ab. Aus einer leichten Hüftdrehung in der Luft heraus, wirft er alle seine Kraft in den Schlag und spürt, in dem Moment, in dem seine Faust trifft, wie die Energie durch seinen Arm schießt.
Ein wilder Adrenalinrausch.
Superman.
Der schwere Sack knickt in der Mitte ein und springt.
Mike Boyd scheint beeindruckt. »Du kannst hier jederzeit trainieren«, sagt er und fügt hinzu: »Männer wie dich brauchen wir.«
Boone verlässt die Kampfsportschule. Nachdem er einen Tag lang die öde Erde von Corey Blasingames Leben umgegraben hat, lautet die Frage nicht mehr, wie der Junge jemanden totschlagen konnte, sondern warum er es nicht schon früher getan hat.
Er steigt in den Deuce und fährt zum Spy Store.
42
Der kleine Laden versteckt sich in einer unheimlichen Ecke des Einkaufszentrums in Mira Mesa, die Kundschaft besteht aus einigen wenigen echten Privatermittlern, vielen Möchtegerns, ein paar Hardcore-Paranoikern und nicht wenigen Verschwörungstheoretikern, Leuten, die sich Alufolie um den Kopf wickeln, weil uns die Regierung angeblich mit Gammastrahlen angreift, und die niemals über das Internet bestellen würden, weil der CIA, das FBI, die Behörde für innere Sicherheit und Barbara Bush allesamt ihre Downloads verfolgen. Meistens aber ist der Laden voller Leute, die einfach nur auf elektronische Geräte und coolen Spionagescheiß stehen und sich mal umsehen wollen.
Und coolen Spionagescheiß gibt es dort jede Menge – Wanzen, Abhörgeräte, Kameras, die wie alles Möglicheaussehen, nur nicht wie Kameras, Computer-Cookie-Devices, Computer-Anti-Cookie-Devices, Computer-Anti-Anti-Cookie-Devices …
Boone findet als Erstes ein Livewire Fast Track ultradünnes Real Time GPS-Aufspürgerät. Das ist ein schwarzer ungefähr sechs Zentimeter großer Würfel mit Magnethalterung. Dazu nimmt er eine Batterie, die garantiert zehn Tage hält, und sucht den nächsten Gegenstand auf seiner mentalen Einkaufsliste. Der Super Ear BEE 100 Parabolic ist ein fieses, aber effektives Schnüfflergerät, ein kegelförmiges Instrument, mit dem sich eine Unterhaltung auch noch gut einen Straßenzug weiter abhören lässt. Dazu nimmt Boone noch ein passendes digitales Aufnahmegerät mit den entsprechenden Kabeln und Steckern und beschließt, dass er damit alles hat, was er für den Job braucht. Eine Kamera befindet sich bereits in seinem Besitz – die war schon in seinem Privatermittler-Starterpaket enthalten, zusammen mit Zynismus, einem Handbuch für flotte Sprüche und einem Saxophon-Soundtrack.
Er geht zum Tresen und sagt zu dem Verkäufer: »Wenn du mich auf vulkanisch anquatschst, kotz ich dir auf den Teppich.«
»Hey, Boone.«
»Hey, Nick«, sagt Boone. Wenn Nick nicht arbeitet, spielt er Dungeons & Dragons. So ist das nun mal. Er reicht Nick zwei Kreditkarten, eine fürs Geschäft, die andere ist seine private, und er bittet Nick Aufspür- und Abhörgerät getrennt abzukassieren. Er wird ein bisschen was auf seine Stundenabrechnung aufschlagen, um die Kosten für den »Super Bee« auszugleichen, wovon Dan hoffentlich nie
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