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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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schön viel aus dem Fenster gestarrt. Dann lacht Bill verbittert auf und sagt: »Der Schlag? Das war das erste Mal in seinem Leben, dass Corey etwas hinbekommen hat.«
    Sein Telefon klingelt und Bill drückt auf einen Knopf. Über Lautsprecher hört Boone Nicoles Stimme: »Ich sollte Sie daran erinnern, dass Sie einen Termin mit Phil auf der Baustelle haben.«
    »Gut«, sagt Bill. »Ich muss los.«
    »Welches Fitnesscenter?«, fragt Boone.
    »Hm?«
    »Sie haben ein Fitnesscenter erwähnt«, sagt Boone. »Welches?«

36
    Team Domination.
    So heißt das Fitnesscenter. Es befindet sich neben einem koreanischen Haar- und Nagelstudio in einer Einkaufsstraße in Pacific Beach und ist eine eher schlichte Kampfsportschule, von der Sorte, wie es sie in Südkalifornien wahrscheinlich hunderte gibt. Ursprünglich war es eine Karateschule, dann wurde auf Kempo-Karate umgeschwenkt, und als die Mixed-Martial-Arts-Welle einschlug, fiel der Schwerpunkt auf MMA.
    Boone hat eine vage Vorstellung davon, was MMA ist, einbisschen was hat er im Fernsehen gesehen. Durch Dave – der total drauf abfährt – hat er ein ganz unverbindliches Verhältnis zur Kampfkunst – und er begleitet ihn manchmal zum Training. Auf der Polizeischule hat er natürlich Selbstverteidigung und Nahkampftechniken gelernt und sich mit Dave ein paar Grundlagen in Kempo und ein kleines bisschen Judo draufgeschafft, ein paar Kung-Fu-Tritte, bloß so aus Spaß und auch ein bisschen Krav Maga, als Dave drauf stand. Aber so richtig eingestiegen ist Boone in die Dojo-Szene mit den entweder weißen oder schwarzen Kampfanzügen, dem ständigen Verbeugen und dem ›Meister‹-dies- und ›Meister‹-das-Getue nie. Außerdem ist die Zeit, die er am Sandsack oder beim Sparring verbringt, Zeit, die er nicht im Wasser sein kann und Prioritäten sind nun mal Prioritäten.
    Aber Boone hat einen ganz guten Überblick über die Kampfsportszene von San Diego, weil sie so eng mit der Surferszene verbunden ist. Viele Kampfsportlehrer surfen und viele Surfer treiben Kampfsport. Es herrscht ein ständiges hin und her zwischen Strand und Fitnesscenter, was die Besitzansprüche einiger Locies an bestimmten Breaks umso heikler macht.
    Die meisten Surfer sind hyperaktiv, Erwachsene mit ADHS, die ständig in Bewegung bleiben müssen. Denen ist es gerade recht, wenn’s ein bisschen härter zugeht und ihnen jemand versucht, eine Faust vor die Nase zu rammen oder einen Fuß in den Nacken zu setzen. Und da beide Sportarten hauptsächlich mit Gleichgewicht, Timing und Risikokalkulation zu tun haben, gibt es einen gewissen Crossover-Effekt.
    Umso mehr als beide ursprünglich über den Pazifik nach Amerika kamen. Surfen fing auf Hawaii an und die amerikanische Kampfkunstszene entstand ebenfalls dort, als die Chinesen und Japaner auf den ZuckerundAnanasplantagen zu arbeiten anfingen, ihre Traditionen mitbrachten und Schulen eröffneten. Bis zum Vietnamkrieg blieben die Asiaten und Hawaiianer damit ziemlich unter sich, aber dann kamen die Jungs aus den 48 Festlandstaaten, wurden auf den Inseln zwischenstationiert, fingen mit dem Sport an und nahmen ihn anschließend mit nach Hause. Ganz ähnlich wie ihre Väter während des Zweiten Weltkriegs das Surfen entdeckten.
    Als das passierte, dachten viele Asiaten in Kalifornien, die diese Kunst heimlich in den ›Chinatowns‹ und ›Little Japans‹ unterrichtet hatten: Zum Teufel, jetzt ist die Katze sowieso schon aus dem Sack, und eröffneten eigene Schulen. Jungs, die sonst vielleicht mit dem Boxen angefangen hätten, warfen sich in Gis und Sandalen und ließen chinesische, japanische und okinawische Brocken in ihre Gespräche einfließen. Überall gab es plötzlich Wettkämpfe.
    Das löste große Diskussionen aus.
    Was würde passieren, wenn …
    Ein Boxer gegen einen Karatega antrat?
    Okay, aber nach welchen Regeln? Würde der Karatetyp seine Füße einsetzen dürfen oder nur die Hände? Die Kampfsportfraktion war ziemlich arrogant, was diesen hypothetischen Wettstreit anging, und fest davon überzeugt, dass ihr Vertreter den eindimensionalen, schwerfälligen Boxer mit blitzschnellen Tritten aus großer Entfernung und mit vernichtender Schlagkraft locker ausknocken würde.
    War aber nicht so.
    Als zum ersten Mal bei einer Veranstaltung Äpfel und Birnen im Ring aufeinander trafen, platzierte der Karatetyp seinen Tritt, aber der Boxer packte dessen Fuß, legte ihn sich auf die Schulter, ging zum Angriff über und schlug den überraschten Karatega

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