Pacific Paradise - Boone Daniels 2
beim Tauchen im kalten Wasser.
Sunny.
Als Boone ihr beim Training für den Durchbruch in die Profiliga half, hatten sie das gemeinsam geübt – Freitauchen, so tief sie konnten. Sie schoss durchs Wasser, ein langer schlanker Pfeil voller Energie und Kraft. Sie waren unten geblieben, bis sie das Gefühl hatten, ihre Lungen würden platzen, waren noch ein bisschen länger geblieben und erst dann wieder an die Oberfläche zurückgeschwommen, wo sie köstliche Luft einatmeten. Dann dasselbe nochmal, sie forderten einander heraus, trieben einander an, Sunny war so stur und entschlossen, dass sie nie vor Boone aufgab.
Nach ein paar Tauchgängen schwammen sie nebeneinander her und holten ihre Boards dort ab, wohin sie getrieben waren, und paddelten parallel zum Strand, bis ihnen die Schultern weh taten und die Arme vor Erschöpfung fast abfielen. Oder sie rasten in eine Welle – kurze, schnelle Anläufe, weil er wusste, dass sie das brauchen würde, wenn sie die Siegerwelle vor der Konkurrenz erwischen wollte.
Er trieb sie also an, schonte sie nie und behandelte sie auch nie irgendwie anders, weil sie ein »Mädchen« war. Nicht, dass sie Schonung gebraucht hätte – Sunny war so stark und schnell wie jeder Mann, stärker und schneller alsdie meisten, ihr hoher Wuchs und ihre breiten Schultern waren perfekt fürs Wasser. Sie war muskulös und in Topform, weil sie sich vegetarisch ernährte, nur ab und an ergänzt durch Fisch. Die Ernährung, das Yoga, das Gewichteheben, das brutale Training, das sie sich auferlegte, die unzähligen Stunden im Wasser – Sunny war ein unersättliches Tier.
K2 hatte sie zum Yoga gebracht.
Boone kommen noch mehr Erinnerungen, als er den Grund berührt, kehrtmacht und an die Oberfläche schießt. Er taucht auf und sieht zum Strand zurück.
Die Jungs hatten alle gelacht, als Kelly mit dem Yogakram am Strand aufkreuzte. K2 hat das nicht gejuckt, er rollte einfach eine Matte im Sand aus und machte seine Übungen, rollte sich langsam zusammen und wieder auseinander, dehnte und streckte seinen Körper in die seltsamsten und unmöglichsten Positionen und ignorierte dabei das Gekicher und die spitzen Bemerkungen um sich herum.
Er lächelte nur und machte seine Übungen.
Und im Wasser zeigte er’s ihnen allen.
Ja, lacht, so viel ihr wollt, Jungs – nennt ihn »Guru«, »Swami« oder »George Harrison für Arme« –, in der Brandung wird er eure Herzen brechen. Er bekommt jede Welle, die er haben will, findet die perfekte Linie und schreddert drüber, mit einer Eleganz und Körperbeherrschung, von der man nur träumen kann, und der alte Mann bringt das den ganzen Tag lang.
Boone tritt Wasser, sieht zum Strand, erinnert sich und lacht.
Er erinnert sich an den Tag, an dem Sunny zum ersten Mal mit K2 Yogaübungen machte. Sie ging hin, legte ihre Matte neben seine und ahmte seine Bewegungen nach. Er sagte nichts, lächelte nur und hielt sich an seine gewohnten Abläufe, und jetzt sahen die Jungs erst recht hin, weil sich die Braut wie eine Schlange verbogen hat und das war, äh,faszinierend anzusehen. Es war so, dass es praktisch keinen gab, der nicht hingeguckt hat, und dann hat einer von den Typen mitgemacht, weil er neben Sunny sitzen wollte und dann noch ein paar, und es dauerte nicht lange, da hatte K2 gleich einen ganzen Yoga-Anfängerkurs am Strand sitzen.
Für Boone war das nichts – er trainierte im Wasser –, aber Sunny war K2s ergebene Anhängerin, und er wurde zu einer Art Vaterfigur für sie. Sunnys eigener Dad hatte sich verzogen, als sie drei gewesen war, und sie machte nie einen Hehl daraus, dass sie sich immer einen Vater gewünscht hatte.
»Das gehört zu den psychologischen Grundprinzipien«, erklärte sie Boone einmal während einer ihrer Trainingssessions. »Ich will mir dessen bewusst sein, damit ich nicht in Stereotypen verfalle und versuche, mir die Liebe, die ich von meinem Vater nicht bekommen habe, von meinem Freund zu holen.«
Keine schlechte Idee, dachte Boone, denn damals war er ihr Freund. Es war also perfekt, dass sie durch Yoga zu K2 fand.
»Das ist fast besser, als einen echten Vater zu haben«, erklärte sie Boone.
»Wie das?«
»Weil ich mir meine Vaterfigur selbst aussuchen kann«, erwiderte sie, »ich kann mir die Eigenschaften aussuchen, die ich mir von einem Vater wünsche, und muss mich nicht mit der Person abfinden, die mein echter Vater ist.«
»Kapiert.«
K2 hatte es auch verstanden.
Er war total cool. Es hat ihm keine Angst gemacht,
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