Pacific Paradise - Boone Daniels 2
so was in der Art.«
Nicht unbedingt mein Ding, denkt Boone.
S.F.U.
»Ja, na klar«, sagt er. »Wir warten ab und sehen mal.«
»Klingt gut«, sagt Petra. »Na ja … tut mir leid, dass ich dich gestört habe.«
»Nein, hast du nicht. War schön, mal kurz Pause zu machen.«
»Immer gern zu Diensten.«
Das lief super, denkt Boone. »Feinschmecker«. Feinschmecker sollte man an die Wand stellen, ihnen die Tageskarte vorlesen und sie anschließend mit Maschinengewehrsalven niedermähen.
Um ein Uhr morgens stellt Boone das GPS so ein, dass es Laut gibt, wenn der Wagen bewegt wird, er fischt seinen Reisewecker von hinten, stellt ihn auf 6.30 Uhr, klappt den Sitz zurück und schläft ein.
Donna Nichols tritt um 6.37 Uhr aus dem Haus.
Mit einer kleinen Reisetasche über der Schulter.
Ein kräftiger weißer Mann mittleren Alters mit lockigem, sandfarbenem Haar und einem roten Ziegenbart, lediglich mit einem Morgenmantel aus Seide bekleidet, steht in der Tür und gibt ihr einen Abschiedskuss. Dann beugt er sich hinunter, hebt die Zeitung auf und geht wieder ins Haus.
Donna öffnet die Autotür, wirft die Tasche auf den Beifahrersitz, steigt ein und fährt rückwärts aus der Einfahrt. Boone wartet eine Minute, das Blinken auf dem Bildschirm zeigt ihm an, dass sie auf dem Weg nach Hause ist, dann fährt er vor dem Haus einmal ran und liest den Namen auf dem Briefkasten – »Schering«. Schließlich fährt er los und parkt an einer anderen Stelle.
Um 8.20 Uhr blickt Boone in den Rückspiegel und sieht, wie Scherings Garagentor geöffnet wird. Ein beigefarbener Mercedes 501 fährt rückwärts raus und den Hügel hinunter. Boone wartet eine Sekunde und folgt ihm. Er will sich ihm nicht zu dicht an die Fersen heften und riskieren, erwischt zu werden. Er kann Scherings volle Identität immer noch über die Adresse und das Nummernschild ermitteln, aber wenn er wüsste, wo der Mann arbeitet, wäre es einfacher. Er holt Schering ein, als dieser rechts in den Camino Del Mar einbiegt. Schering fährt auf die Torrey Pines Road und eine Sekunde lang fragt sich Boone, ob er nicht vielleicht zum Anwesen der Nichols unterwegs ist, schließlich ist die Katze aus dem Haus, aber dann fährt Schering am Golfplatz vorbei und biegt links in ein kleines Gewerbegebiet, mit kleinen zweistöckigen Industriebauten.
Der Mercedes rollt auf einen als »reserviert« markierten Parkplatz.
Schering steigt aus. Boone registriert, dass er die typische südkalifornische Berufskleidung trägt – blauer Blazer, beigefarbene Hose, weißes aufgeknöpftes Hemd. Teure braune Halbschuhe, auf Hochglanz poliert. Kein Ehering. Schering nimmt seinen Aktenkoffer von Halliburton vom Beifahrersitz, geht auf das Gebäude hinter dem Parkplatz zu und gelangt über die Außentreppe in den zweiten Stock. Boone wartet eine Minute, steigt ebenfalls aus und dieselbe Treppe hoch. Ein Schild verrät ihm, dass sich auf diesem Stockwerk drei Büros befinden – ein Anwalt, eine Versicherungsfirma und »Philip M. Schering, Büro für Geotechnische Gutachten«.
65
Das heißt, er ist Grundbauingenieur.
Wir stellen uns immer vor, dass Häuser auf einem Fundament stehen, aber das stimmt nicht ganz. Das eigentliche »Fundament« ist die Erde unter der Bodenplatte. Genaugenommen werden alle Gebäude auf Dreck gebaut, in der einen oder der anderen Form. Wenn dieser keinen soliden Halt bietet, kann das gegossene Fundament noch so stark sein, in Wirklichkeit ist es kein Fundament.
Aber Dreck ist nicht gleich Dreck. Denn er besteht aus zerfallenem Gestein, Erde und zersetzter Vegetation, es gibt eine unendliche Vielzahl unterschiedlicher Grundtypen – je nach Art des Gesteins und der Vegetation – mit unterschiedlichem Feuchtigkeitsgehalt, von unterschiedlicher Bodendichte und Festigkeit.
Aber es reicht noch tiefer, im buchstäblichen Sinne. Erde liegt immer auf etwas drauf – entweder auf Wasser oder Gestein, je nach Tiefe der Erdschicht, der Feuchtigkeit und des Winkels oder Gefälles variiert das Maß an Stabilität oder, im negativen, an Instabilität.
Dasselbe gilt für das Gestein oder das Wasser darunter. Das Gestein kann massiv und stabil sein oder aber rissig – im schlimmsten Fall zum Beispiel durch Erdbeben gesprungen –, es kann sich verschieben, verlagern oder bewegen. Eine solche Instabilität würde sich auch auf unterirdische Wasseransammlungen auswirken, die wiederum das sie umgebende Gestein und die Erde darüber beeinflussen.
Auf den ersten Blick
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