Pacific Paradise - Boone Daniels 2
fährst hin, klingelst bei ihr und bittest über die Sprechanlage um Vergebung. Sie wird dich nicht reinlassen, aber es wird ihr viel besser gehen, wenn sie merkt, dass du dir die Mühe gemacht hast.«
»Und dann Blumen oder Pralinen?«
»Bisschen zu abgelutscht«, sagt Dave, »zumal ich die Betreffende kenne und weiß, dass sie sich über einen Mitschnitt deiner rituellen Entmannung auf DVD mehr freuen würde. Nein, hier ist erhöhte Alarmbereitschaft angesagt – du solltest über Schmuck nachdenken.«
»Ach, du Scheiße.«
»Du hast es verkackt, Bruder.«
»Ich wurde festgenommen, wegen …«
»Zum tausendsten Mal …«
»Egal.«
»Siehst du, geht doch, Boone.«
Dave legt auf.
Boone fährt zu Petra.
89
Nichols gesteht alles.
Nur nicht den Mord. Johnny Banzai hört zu, wie Dan Nichols – unter der strengen Aufsicht von Alan Burke – zugibt, dass seine Frau eine Affäre mit Phil Schering hatte, er Boone Daniels beauftragt hatte, dies herauszufinden, und er räumt sogar ein, dass er an der Untreue seiner Frau Mitschuld trägt.
»Ich mache so viele Überstunden«, sagt Nichols.
Johnny kauft es ihm nicht ab. Verflucht noch mal, er und seine Frau haben selbst Vollzeitjobs und Kinder, und sie verarschen sich trotzdem nicht gegenseitig. Für das, was einem wichtig ist, nimmt man sich Zeit. Die beste Art herauszufinden, was jemandem wirklich wichtig ist – man sieht sich an, womit er seine Freizeit verbringt.
Außerdem ist es Johnny so egal wie eine kalte alte Tortilla, warum Donna Nichols ihren Mann betrogen hat, ihn interessiert nur, dass sie ihn betrogen hat, und auch das wäre ihm Jacke wie Hose, wenn der Typ, mit dem sie es getan hat, nichtplötzlich tot wäre. Und genau genommen würde ihn nicht mal das jucken, wäre er nicht während Johnnys Dienstzeit in Johnnys Bezirk gefunden worden.
Johnny hat jetzt also gleich zwei Fälle, die für einen Wahnsinnsmedienrummel sorgen werden – der Mord an Kelly Kuhio, mit allem, was das für Tourismus und Surferkultur nach sich zieht, und dazu noch einen Ehebruch / Mord, bei dem ein bekannter Milliardär eine Rolle spielt. Der Polizeichef wird um ihn herumschwirren wie eine gigantische Schmeißfliege.
Und sein ehemaliger Kumpel Boone hat es geschafft, sich in beide Fälle verwickeln zu lassen.
»Wo waren Sie gestern Abend?«, fragt Johnny.
Burke nickt seinem Klienten zu, erlaubt ihm, zu antworten.
»Zu Hause bei meiner Frau«, sagt Nichols, mit einem Anflug von rechtschaffener Gekränktheit, was Johnny nervt. »Wir haben geredet. Über alles. Unsere Gedanken, unsere Gefühle …«
»Das reicht«, sagt Burke.
Schön, denkt Johnny. Die untreue Ehefrau gibt dem gehörnten Ehemann ein Alibi. Hat was, diese Symmetrie. »Und haben Sie sie wegen ihrer Untreue zur Rede gestellt?«
»Zur Rede gestellt würde ich es nicht nennen«, sagt Nichols. »Ich habe ihr gesagt, dass ich von ihrer Affäre weiß, und sie gefragt …«
»Genug«, sagt Burke.
»Was haben Sie sie gefragt?« fragt Johnny.
Burke wirft seinem Klienten einen Ich-habe-Sie-gewarnt-Blick zu.
»Wie sie mir das antun konnte«, sagt Nichols.
»Und was hat sie gesagt?«
»Antworten Sie nicht«, raunt Burke. »Irrelevant.«
»Wir sind hier nicht vor Gericht, Herr Anwalt«, sagt Johnny.
»Dorthin könnte es aber führen, oder nicht?«, gibt Burke zurück. »Was sie auf die Frage nach ihren Beweggründen geantwortet hat, ist gegenstandslos. Sie wollen wissen, was …«
»Erzählen Sie mir nicht, was ich wissen will.«
»Was Sie wissen wollen sollten …«
»Dito«, sagt Johnny und merkt, dass er Burke auf den Leim geht. Der Anwalt lenkt ihn ab, unterbricht seinen Rhythmus, verwandelt die Zeugenvernehmung in ein Geplänkel zwischen Cop und Rechtsberater. Er beugt sich über den Tisch, um sich auf Nichols zu konzentrieren. »Wie lange hat dieses Gespräch gedauert?«
»Ich weiß es nicht«, sagt Nichols. »Ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Bis wir ins Bett gegangen sind. Elf Uhr?«
»Fragen Sie mich das, oder sagen Sie es mir?«
»Er hat Ihnen bereits erklärt, dass er es nicht weiß, Detective«, sagt Burke. »Und ich werde nicht zulassen, dass sich mein Mandant in Spekulationen ergeht.«
Natürlich nicht, denkt Johnny, weil das eine entscheidende Frage ist.
Der Notruf des Nachbarn, der meldete, einen Schuss gehört zu haben, ging um 20.17 Uhr ein, der Streifenwagen war um 20.24 Uhr am Tatort. Die Beamten traten die Tür ein und fanden Schering bereits tot im Morgenmantel auf dem Fußboden
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