Pacific Paradise - Boone Daniels 2
»Da war’s eher ein Porno-Set.«
»Na gut«, sagt sie. »Aber im Haus warst du nicht.«
»Nein«, sagt Boone. »Hör zu, es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich gleich anrufen, als die mich abgeholt haben, aber das hätte blöd ausgesehen, wenn ich mit einer Anwältin telefoniert hätte, und dann hatten die mich in der Mangel und ich musste zu Nichols …«
»Verstehe.«
»Wirklich?«
»Natürlich«, sagt sie. »Kann ich dir was anbieten? Kaffee, was zu trinken, was zu essen?«
Dave the Love God ist ein falscher Gott, denkt Boone. Ein Holzgötze, ein Zauberer von Oz. Der hat keine Ahnung von Frauen, jedenfalls nicht von dieser. »Na ja, Hunger hätte ich schon.«
»Gut.«
Sie steht auf und geht in die Küche. Er folgt ihr und guckt ihr über die Schulter, als sie den Kühlschrank öffnet, der praktisch leer ist.
»Mal sehen«, sagt sie. »Ich habe Joghurt … und … noch mehr Joghurt … oh, Hüttenkäse.«
»Wie wär’s einfach mit einem Kaffee?«, fragt er.
»Gut, in Ordnung«, sagt sie. »Nur, äh, ich hab keinen. Ich habe Tee. Einen sehr leckeren Kräutertee aus dem Spezialgeschäft in der Island Avenue. Ein Import aus Sezchuan.«
Kräutertee trinken ist wie Tau vom Rasen lutschen, denkt Boone. Was er nach einem Mai-Tai-Abend im Sundowner tatsächlich schon mal gemacht hat, wenn man aber nicht volltrunken und extrem durstig ist, klingt es nicht so verlockend. Außerdem ist es vom Kräutertee zu Yoga, Stulpen und Wellnessanwendungen nicht mehr weit. Boone sagt: »Vielleicht ein Wasser?«
Sie holt ihm ein Glas Wasser und sagt: »Cracker! Ich hab Cracker.«
Petra hatte vor ein paar Wochen Gäste zu Wein und hors d’œuvres eingeladen, bevor alle zusammen essen gingen, und es waren noch ein paar Cracker übriggeblieben. Sie durchsucht die Schränke, findet die Packung und sieht sich nach einem geeigneten Teller um.
»Die Packung tut’s«, sagt Boone.
»Ehrlich?«
»Sicher.«
Sie reicht ihm die Schachtel und setzt sich auf die Anrichte. Er steht neben ihr und sie essen Cracker und trinken Wasser, während Petra anfängt, Boones Situation zu analysieren. Boone war vor dem Haus, nicht im Haus, aber wann genau? Und hat der Gerichtsmediziner schon die genaue Todeszeit festgestellt. Das ist offensichtlich der Knackpunkt.
Boone hört zu, aber er hört nicht richtig zu. Dass er im Mordfall Schering zu den »Verdächtigen« zählt, macht ihm gar keine so großen Sorgen mehr, jetzt da Dan Nichols für ihn ins Rennen gegangen ist. Er betrachtet die kleinen Krümel in Petras Mundwinkeln, die ihr ebenso wie das zerzauste Haar eine sehr attraktive Aura der Unvollkommenheit verleihen. Und der Morgenmantel ist ein kleines bisschen vonder linken Schulter gerutscht, so dass man den dünnen Spaghettiträger von etwas Blauem und Seidenem sieht und …
Aber wie küsst man mit Crackern im Mund? Lautet die Frage, »wie man das macht« oder »ob man das macht«, überlegt er, während er scheinbar gelassen Wasser trinkt und völlig beiläufig versucht, sich den Crackerbrei aus dem Mund zu spülen.
Petra redet über … irgendwas … als sich Boone herüberbeugt, ihr mit dem Finger einen Krümel vom Mund wischt und sie küsst. Wenn sie überrascht ist, dann ist sie freudig überrascht, denn ihre Lippen flattern wieder, wie Schmetterlingsflügel, und sie legt ihre Hände in seinen Nacken und zieht ihn enger an sich heran.
Ihre Lippen sind absolut unglaublich, denkt Boone, so weich und voll, und der Kuss dauert sehr lange, bis er damit aufhört und stattdessen ihren Hals küsst, wo ihre Haut so weiß und zart ist, dass sie fast schon zerbrechlich wirkt, und es gefällt ihm, wie sie ihren Kopf ein wenig dreht, damit er mehr von ihrem Hals bekommt.
Ihr Parfüm ist überirdisch. Sunny war kein Parfüm-Mädchen. Sie war eher ein Sonne-Salz-und-gute-Luft-Mädchen (was auf jeden Fall funktioniert hat, weil Salz und Sonne auf Boone aphrodisierend wirken), aber Petra ist definitiv ein mädchenhaftes Mädchen, mit ihrem Negligee und dem Parfüm, und er stellt fest, dass ihm das gefällt. Es gefällt ihm sogar sehr gut, als er sich ihren Hals herunter und dann wieder nach oben arbeitet, sanft eine schwarze Haarsträhne zurückschiebt und ihr Ohr küsst.
»Wenn du das machst«, sagt sie, »kann ich für nichts mehr garantieren.«
»Ich will gar nicht, dass du für irgendwas garantierst«, sagt er.
»Gut. Will ich auch nicht.«
Also küsst er sie am Ohr, und sie küsst seinen Hals, undBoone hat das Gefühl, glücklich in
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