Pacific Paradise - Boone Daniels 2
darauf wartete, dass ihr der Parkservice den Wagen brachte, hatte er sie angesprochen und ihr seine Karte gegeben.
Sie hatte nie vorgehabt, ihn anzurufen, und es vorläufig auch nicht getan. Sie hatte die Karte in die Handtasche gesteckt und vergessen. Bis Dan zum dritten Mal in Folge eine Verabredung absagte. Sie hatten zusammen essen gehen wollen. Sie hatte sich besonders schön gemacht, war extra losgezogen und hatte sich ein neues Parfüm gekauft. Fix und fertig zurechtgemacht hatte sie zu Hause gesessen und auf ihn gewartet, aber dann hatte er angerufen und gesagt, die Besprechung würde länger dauern und er könne sich nicht loseisen.
Donna war sauer. Sie hatten diesen Abend geplant, weil sie beide fanden, dass sie schon seit Längerem nicht mehr genug Zeit miteinander verbrachten. Seit Wochen und Monaten waren sie nicht mehr zu zweit ausgegangen, alleine – nicht bei einem Geschäftsessen oder einer Wohltätigkeitsveranstaltung – zwei Wochen war es her, dass sie das letzte Mal Sex gehabt hatten, und der war in letzter Zeit auch nicht mehr so toll. Es war, als würden sie sich voneinanderentfernen und deshalb hatten sie sich beide diesen Abend freigehalten, um, na ja, um sich wieder näherzukommen.
Sie war verletzt und wütend und erinnerte sich an den Mann im Restaurant, kramte in ihrer Handtasche und fand seine Karte. Sie wollte nur etwas mit ihm trinken gehen, okay, vielleicht auch essen. Ihn treffen, sich entschuldigen und ihm ganz genau erklären, in welcher Situation sie steckte. Als sie anrief, hoffte sie sogar irgendwie, er würde nicht abnehmen, aber er tat es.
Natürlich erinnere er sich an sie, sagte er, wer würde sie vergessen können? Und ja, er habe bereits Pläne für den Abend, aber er würde seine Termine mit Vergnügen absagen. Sie trafen sich bei Jake’s, weil sie das ja beide kannten, und weil er dort Stammgast war und immer einen Tisch bekam. Er wohnte nicht weit davon entfernt. Phil erwähnte das ganz absichtlich und natürlich wusste sie auch warum.
Sie hatte nicht vor, mit ihm ins Bett zu gehen. Nur ein Essen, ein paar Getränke und vielleicht ein bisschen Spaß mit einem Mann, der bereit war, ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Aber das eine führte zum anderen, und sie landete bei ihm zu Hause, in seinem Bett, in seinen Armen.
Am nächsten Morgen ging es Donna schlecht. Sie fühlte sich entsetzlich. Aber Dan fragte sie nicht einmal, wo sie gewesen war. Den ganzen Vormittag über telefonierte er, machte irgendwelche Deals klar und als Phil anrief, ging sie dran. Seitdem trafen sie sich regelmäßig, über die vergangenen Monate hinweg.
Sie erzählte Dan die komplette Geschichte.
Sie stritten, sie schrien, sie redeten, seit Jahren zum ersten Mal wieder richtig. Er erzählte ihr, wie wütend er war, wie verletzt. Sie sagte, was sie getan habe, täte ihr leid, aber er habe so viel Zeit mit seiner Arbeit verbracht, mit seinen Geschäften, und sie habe sich gelangweilt und sei einsam gewesen.
Er entschuldigte sich dafür, dass er sie vernachlässigt hatte, und fragte sie, ob sie Schering liebe. Sie sagte, nein, sie liebe nur ihn.
»Wir haben zusammen geweint, Boone«, sagt Dan. »Wir haben uns gegenseitig ganz fest gehalten und geweint.«
Ja, das ist sehr schön, denkt Boone.
»Das war sehr schön, Boone.«
Na, bitte.
Dan hat nur eine Kleinigkeit ausgelassen, denkt Boone. Zwischen dem Trinken, dem Grübeln und dem Nachhausekommen hat er einen kurzen Abstecher gemacht, ist zu Schering gefahren und hat ihn erschossen. Die Frage ist nur, wo jemand wie Dan Nichols eine Pistole herhatte und was er damit gemacht hat.
Weiß ich nicht, will ich nicht wissen. Das ist Johnny Bs Problem.
»Zieh dir Schuhe an, Dan.«
»Was geht hier vor?«
Die Frauenstimme kommt von der Treppe.
85
Boone sieht Donna Nichols in einem blauen Nachhemd, das Haar verwuschelt, die Augen verschlafen. Trotzdem ist sie außerordentlich schön, und Boone kommt sich wie ein widerlicher Voyeur vor, weil sie jetzt vor ihm steht, nachdem er ihr beim Sex zugehört hat.
»Schatz«, sagt Dan. »Das ist Boone Daniels. Der Privatdetektiv, von dem ich dir erzählt habe.«
»Oh.« Sie kommt ins Wohnzimmer und streckt die Hand aus. »Ich bin Donna Nichols. Ich glaube nicht, dass wir uns schon mal begegnet sind. Jedenfalls nicht offiziell. Anscheinend wissen Sie viel mehr über mich als ich über Sie.«
»Das ist kein Freundschaftsbesuch, Mrs. Nichols.«
»Bitte sagen Sie Donna.«
»Donna.«
»Warum sind Sie dann
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