Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
dass er sich seine Antwort reiflich überlegt hatte. »Ich sage euch, diese zierlichen Sexhysterikerinnen, wenn die einmal losgelassen werden …«
»Woher weißt du, dass das eine Sexhysterikerin ist?«, fragte Sunny, die bereits vergessen hatte, dass sich das Gespräch um eine eindimensionale Figur drehte, die ausschließlich in einer fiktionalen Steinzeitstadt namens, äh, Bedrock existierte.
»Barney kriegt’s nicht geregelt«, erwiderte Dave voller Selbstvertrauen.
Jedenfalls kam keine halbe Stunde später eine zierliche Schwarzhaarige den Strand entlang und Johnny Banzai fasste sie ins Auge, grinste Dave an und zeigte mit dem Finger drauf.
Dave nickte.
»Eine echte Betty«, sagte er.
Das war’s.
Daves eigentümlich perverse Phantasieschöpfung war damit ins Surferlexikon aufgenommen und jede begehrenswerte Frau wurde unabhängig von ihrer Haarfarbe oder Statur zur Betty .
Aber Dave ist auch als Rettungsschwimmer eine Legende, und zwar aus gutem Grund.
In San Diego reden die Kids über Rettungsschwimmer wie New Yorker Kids über Baseballspieler. Es sind Vorbilder, Helden, Typen, zu denen man aufblickt und denen man nacheifert. Ein ausgezeichneter Rettungsschwimmer, egal ob männlich oder weiblich, gehört im Wasser einfach zu den Besten, die es gibt, und Dave ist einer von den ganz großen.
Ein Beispiel: Als einmal der Brandungsrückstrom zuschlug – natürlich wie immer an einem Wochenende, wenn besonders viele im Wasser sind – und elf Menschen raus aufs Meer zog, schafften es alle elf wieder an Land, weil Dave im Prinzip schon draußen war, bevor es überhaupt richtig passierte. Er rannte beim ersten Anzeichen zum Wasser und dirigierte seine Crew so cool und effizient, dass sie ein Netz jenseits des Rückstroms auswarfen und alle elf einfingen.
Oder als sich der Schnorchler unter Wasser in einem Algenwald verfing, der ungewöhnlich nah an die Küste getrieben war. Dave erkannte das an der Färbung des Wassers, schwamm mit einem Messer bewaffnet hin, tauchte und schnitt den Mann heraus. Er brachte ihn an Land und mit Hilfe einer Herz-Lungen-Massage ins Leben zurück, doch der Schnorchler, der andernfalls ertrunken wäre oder mindestens einen Hirnschaden davongetragen hätte, wäre Dave nicht ein solch kräftiger Schwimmer gewesen, drehte einfach nur durch.
Und da gibt es die berühmte Geschichte von Daves Hai.
Sie beginnt damit, dass Dave einen jungen Rettungsschwimmer in ein paar Geheimnisse des Jobs einweiht. Sie liegen auf Rettungsschwimmerbrettern, knallroten Longboards von der Größe kleiner Boote, paddeln in südlicher Richtung, nehmen die Abkürzung quer über die lange Küstenbiegung von La Jolla Shores bis La Jolla Cove, als sich der junge Rettungsschwimmer plötzlich aufrecht auf sein Brett setzt und leichenblass wird.
Blut fließt vom rechten Bein des Jungen ins Wasser, und dann sieht Dave, warum. Ein großer weißer Hai kurvt durch die Bucht auf der Suche nach seiner Lieblingsspeise. Er hat das schwarze Neoprenbein des Anfängers für einen Seehund gehalten und abgebissen. Jetzt zieht der Hai seine Kreise enger, weil er seine Mahlzeit fortsetzen möchte.
Dave paddelt zwischen die beiden – und das ist jetzt dieGeschichte, die der Anfänger erzählt, nicht Dave –, setzt sich in Position, verpasst dem Hai einen Tritt in die Fresse und brüllt: »Verschwinde.«
Tritt noch einmal und wieder: »Ich hab gesagt, schieb deinen stinkigen Haiarsch vom Acker.«
Und der Hai gehorcht ihm.
Dreht sich um und verschwindet.
Dann schneidet Dave die Leine von seinem Brett, bindet dem Frischling das Bein ab und zieht ihn an Land. Nachdem er ihm einen Krankenwagen gerufen hat, verkündet Dave, er sei hungrig, und geht zu Jeff ’s Burger rüber nach La Playa.
Das ist Dave.
(»Weißt du, was ich gemacht hab, nachdem ich den Burger verdrückt hatte?«, erzählte Dave Boone später im Vertrauen. »Ich bin rüber zu der Mülltonne an Aussicht 38 und hab alles wieder rausgekotzt. So einen Schiss hatte ich, Mann.«)
Angehende Rettungsschwimmer reißen sich ein Bein aus, um Dave entweder als Ausbilder zugeteilt zu bekommen oder um einen Bogen um ihn zu machen. Diejenigen, die Ambitionen haben und richtig gut werden wollen, versuchen bei ihm zu landen; die anderen, die sich einfach nur so durchmogeln wollen, meiden ihn wie Hautausschlag.
Dave ist nämlich brutal.
Er versucht sie durchzuspülen, tut alles legal Mögliche, um ihre Schwächen aufzudecken, seien sie körperlicher, geistiger oder
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