Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
länger gedauert, als ich es von einem Profi mit Ihrem Renommee erwartet hätte.«
    »Tammy ist ins Crest Motel gefahren«, sagt Boone, »gleich hier in Pacific Beach. Sie schulden mir zwanzig Kröten.«
    »Ich brauche eine Quittung.«
    »Sie wollen eine Quittung über einen Bestechungsbetrag?«
    Sie denkt darüber nach. »Schreiben Sie einfach irgendeine Quittung, Boone.«
    »Cool.« Genau genommen war es das erste Mal, dass er sie überhaupt was Cooles sagen hörte. »Kommen Sie, wir holen Ihre Zeugin ab.«
    Dann kann ich sie endlich loswerden, denkt Boone, mein Riesenwellen-Equipment an den Start bringen und mich rechtzeitig vor Eintreffen der großen Front ins Wasser stürzen.
    Als er auf den Parkplatz des Crest Motel einbiegt, sieht er sofort das beunruhigend gelbe Absperrband.
    Polizeiband.
    Dahinter Polizei.
    Auch Johnny Banzai vom Morddezernat des San Diego Police Department.
    Das verheißt nichts Gutes, denkt Boone.

19
    Johnny Banzai denkt dasselbe.
    Als er Boone entdeckt. Normalerweise freut sich Johnny, wenn er Boone sieht. Normalerweise geht das den meisten Menschen so. Aber nicht hier, nicht jetzt . Nicht, wenn eine tote Frau im Spiel ist, die einen Kopfsprung vom Balkon im dritten Stock gemacht und den Pool verfehlt hat und deren Leichnam jetzt, alle viere von sich gestreckt, einen guten halben Meter neben dem Schwimmbecken liegt, das rote Haar über den ausgestreckten Arm gebreitet. Ihr Blut bildet einen zweiten, seichteren Pool.
    Auf dem linken Handgelenk hat sie einen winzigen Engel eintätowiert.
    Hinter dem Becken ragt das vierstöckige Crest Motel auf, bestehend aus zwei Flügeln, die im rechten Winkel zueinander stehen. Es ist eines von einem Dutzend hässlicher, unspektakulärer Hotels, die Anfang der achtziger Jahre aus dem Boden gestampft wurden, um preisbewussten Touristen, superbilligen Huren und Ehebrechern entgegenzukommen, die sich nach Anonymität sehnten. Jedes Zimmer hat einen winzigen »Balkon« mit Blick auf den »Pool Komplex«, womit ein kleines, rechteckiges Schwimmbecken sowie der obligatorische Whirlpool gemeint sind. Bei Letzterem handelt es sich, vermutet Johnny, um nichts anderes als ein blubberndes Becken voller potenzieller Herpesinfektionen.
    Er duckt sich unter dem Absperrband durch und stellt sich Boone in den Weg. »Verschwinde von hier, bevor dich der Lieutenant entdeckt«, sagt Johnny.
    Boone blickt ihm über die Schulter auf die Leiche. »Wer ist das?«
    »Was machst du überhaupt hier?«
    »Ermittlung wegen Ehebruch.«
    Johnny sieht die Frau in Boones Bus. »Die Alte gleich im Schlepptau?«
    »Manche wollen’s mit eigenen Augen sehen«, sagt Boone. Er schiebt sein Kinn Richtung Leichenfundort, wo der Gerichtsmediziner neben der toten Frau kauernd seine Voodookünste praktiziert. Lieutenant Harrington in der Hocke neben ihm, Boone den Rücken zugewandt. »Wer ist die Springerin?«
    Sein Bauch kennt die Antwort, aber er ist Optimist und hofft, dass sich sein Bauch irrt.
    »Eine gewisse Tammy Roddick«, sagt Johnny.
    Eins zu null für Bauch gegen Optimismus, denkt Boone.
    »Hat heute früh eingecheckt«, sagt Johnny. »Und wenig später für immer aus.«
    »Glaubst du, es war Selbstmord?«
    »Ich glaube gar nichts«, sagt Johnny, »solange uns keine Blutwerte vorliegen.«
    Klar, denkt Boone, dann wissen sie, welche Drogen sie intus hatte. Kommt in einer Partystadt wie San Diego alle Nase lang vor – einige Mädchen halten die Droge für Peter Pan und sich selbst für Wendy. Plötzlich scheint Neverland nicht nur der helle Wahnsinn, sondern auch zum Greifen nah. Das Problem ist … na ja, eines von vielen Problemen ist, dass sie schon in dem Moment, in dem sie springen, merken, dass es ein Fehler war, ihnen aber noch lange Sekunden bleiben, in denen sie ihren spontanen Entschluss bereuen, wobei ihnen durchaus bewusst wird, dass sie ihn nicht mehr rückgängig machen können.
    Schwerkraft ist Schwerkraft.
    Jeder Surfer kennt dieses Gefühl.
    Die große Welle, auf die man steigt, auf die man aber falsch steigt, und wenn man es merkt, ist es schon zu spät,und man hängt da oben und weiß, dass es einen runterziehen wird und man nichts dagegen tun kann, außer sich fallen zu lassen und zu hoffen, dass das Wasser so tief ist, dass man nicht mit voller Wucht auf den Grund knallt.
    So wie Tammy vielleicht gehofft hat, dass sie’s bis zum Pool schafft.
    »Jetzt verschwinde von hier, bevor dich Harrington erwischt«, sagt Johnny.
    Zu spät.
    Harrington richtet sich auf,

Weitere Kostenlose Bücher