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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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der ständige Begleiter der Liebe, und so brachte Boone das Thema gleich beim nächsten Treffen der Dawn Patrol zur Sprache und war überrascht, als sich die meisten tatsächlich begeistert bereit erklärten, zu erscheinen.
    »Ihr verarscht mich, oder?«, fragte Boone.
    »Den Zirkus lass ich mir um nichts auf der Welt entgehen«, sagte Johnny Banzai.
    Ja, na ja, Zirkus traf es so ungefähr.
    Die Hulatänzerinnen waren prima, die Ukulele, die Slack-Key-Guitar und die Surfreggae-Combo waren interessant, wenn auch leicht esoterisch, und die Sumoringer waren … nun ja, Sumoringer. High Tide, der sich recht spät hatte aufstellen lassen, gewann trotzdem Bronze, während Cheerful lauthals darüber spekulierte, was sich fette Männer in Windeln verdammt noch mal dabei denken mochten, wenn sie in einem Sandkasten die Bäuche aneinanderstießen.
    So weit, so gut, dachte Boone. Könnte schlimmer kommen.
    Der Punkt, an dem es allmählich ernsthaft schieflief, war vielleicht erreicht, als Eddie – zugedröhnt mit einer Mischung aus Ecstasy, Maui Wowie, Vicodin, Cola-Rum und den schieren Freuden nachbarschaftlicher Gesinnung – seine Meditationstechnik vorführte, indem er über glühende Kohlen ging und anschließend darauf bestand, dass seine Gäste die transzendentale Erfahrung mit ihm teilten.
    Nachdem die Rettungssanitäter wieder abgezogen waren, überredete Eddie die Überlebenden unter seinen Gästen, sich nebeneinander zwischen zwei Rampen zu legen und Evel-Knievel-mäßig von ihm auf seinem Mountainbike überspringen zu lassen. Danach ließ er seinen psychotischen Rottweiler namens Dahmer aus dem Käfig und lieferte sich ein echtes Hand- und Pfotengemenge mit ihm. Die beiden rollten über die Veranda, Blut, Sabber, Fell und Fleischfetzen flogen umher, bis Eddie den Hund schließlich in den Schwitzkasten nahm und sich dieser, den nackten Hintern herausgestreckt, bellend für besiegt erklärte.
    Als die Gäste darauf mit schwachem, einigermaßen verstörtem Applaus reagierten, murmelte Eddie – schwitzend, blutend, keuchend, aber aufgrund seines Sieges freudigerregt – Boone zu: »Gott, diese haoles sind nicht leicht zu unterhalten. Ich reiß mir hier den Arsch auf, Bruder.«
    »Weiß nicht«, sagte Boone. »Ich nehme an, manche Menschen wissen die Feinheiten eines Kampfes zwischen Mensch und Hund nicht richtig zu schätzen.«
    Eddie zuckte mit der Schulter, als wollte er sagen, sag bloß. Er beugte sich vor und kraulte Dahmer die Brust. Der Hund, japsend, blutend, keuchend und beschämt ob seiner Niederlage, blickte dennoch voll ungebrochener Bewunderung zu Eddie auf.
    »Also, was soll ich jetzt machen?«, fragte Eddie Boone.
    »Vielleicht einfach entspannen«, schlug Sunny vor. »Schalt einen Gang runter, lass die Leute das Essen genießen. Das Essen ist toll, Eddie.«
    Sunny sieht toll aus, dachte Boone – in ihrem langen, mit Blumen gemusterten Sarong, einer Blume im Haar und einem Spritzer Barbecuesauce links auf der Oberlippe.
    »Hab’s einfliegen lassen«, sagte Eddie.
    Ja, das hatte er, dachte Boone. Bergeweise Poi, riesige Platten mit frischem Wahoo und Opah, Pulled Pork, Chilireis, gegrillter Kochschinken und mehrere Schweine. Die Gargruben waren mit Baggern auf Eddies Rasen hinter dem Haus ausgehoben worden.
    »Vielleicht ist es jetzt Zeit für den Tattoo-Artisten«, meinte Eddie.
    »Vielleicht eher nicht«, sagte Sunny.
    »Den Feuerschlucker?«, fragte Eddie.
    »Genau, das ist es«, sagte Boone. Er sah Sunny an, die eine Augenbraue hochzog. »Was denn? Auf Feuerschlucker stehen doch alle.«
    Na ja, vielleicht doch nicht alle. Vielleicht nicht unbedingt Leute aus La Jolla, die sich sonst eher von Kammermusikorchestern in Museumsfoyers, von Cole-Porter-Melodien klimpernden Pianisten in Cocktailbars oder vonInvestmentfondsmanagern unterhalten lassen, die auf jede Kurve abfahren, Hauptsache, sie zeigt nach oben.
    Die La Jollaner glotzten den Feuerschlucker an – der lediglich mit seinen Tätowierungen, die von den Fußknöcheln bis zum Hals reichten, sowie einer Art Lendenschurz bekleidet war und sich mit Lovelace’scher Geschicklichkeit, die jeden Pornostar vor Neid hätte erblassen lassen, brennende Fackeln in den Rachen schob – und beteten zu einer Auswahl verschiedener Heiliger, Eddie möge nicht noch mehr Freiwillige aus dem Publikum zur aktiven Teilnahme auffordern. Sie schielten heimlich zum Haupttor, das eine Rückkehr zu relativer Sicherheit und geistiger Gesundheit versprach, doch niemand

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