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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Cousin abgelaufene Ausgaben des Playboy ab, schnitt die Bilder aus und versteckte sie in den Deckeln seines Ringordners, die er extra zu diesem Zweck aufgeschnitten hatte. Dann verkaufte er die Bilder, 50 Cents bis ein Dollar das Stück.
    Johnny machte gerade eifrig Geschäfte in der Umkleide, als ein paar Neuntklässler hereinkamen und ihn hochnehmen wollten. Boone kam dazu als Retter der Schwachen, immer bereit, seinem kleinen gelben Bruder zu Hilfe zu eilen, nur dass Johnny eigentlich gar keine Hilfe brauchte.
    Boone hatte das Wort Judo zwar schon mal gehört, aber er hatte noch nie Judo gesehen und jetzt bestaunte er Johnny ehrfürchtig, wie dieser mit einem seiner Angreifer den Fußboden wischte, während ein anderer schon an der Wand saß und sich an seinen eigenen Namen zu erinnern versuchte und der Dritte die ganze Idee noch mal von Grund auf überdachte.
    Boone boxte ihm in den Magen, um den Denkprozess ein bisschen zu beschleunigen.
    Das war’s – er und Johnny waren vorher schon irgendwie befreundet gewesen, aber jetzt waren sie Freunde . Und als Johnny seine Pornokohle zu Pacific Surf trug und sich ein Board davon kaufte, waren sie unzertrennlich. Seither sind sie beste Kumpels geblieben, und als die Scheiße mit Boone und dem SDPD ablief, war Johnny der einzige Cop, der ihm beistand. Johnny hätte für Boone gemordet und weiß, dass Boone für ihn dasselbe täte.
    Aber …
    Beruflich tummeln sie sich grob berechnet in derselben Sphäre und es gibt Zeiten, in denen sich ihre Aktionsradien überschneiden. Geschieht das, befinden sie sich normalerweise auf derselben Seite – sie kooperieren, tauschen Informationen aus. Es kommt sogar vor, dass sie gemeinsam observieren. Aber es gibt auch Fälle, bei denen sie sich auf entgegengesetzten Seiten befinden.
    Was ein Problem darstellt, durch das eine Freundschaft an den Arsch gehen kann. Nur, dass sie eben Freunde sind und nach der »Draufspringregel« verfahren.
    Die Draufspringregel besagt Folgendes:
    Wenn Johnny und Boone feststellen, dass sie dieselbe Welle reiten – nach der Logik der Metapher ist das so, als würde jemand auf deine Welle paddeln –, geht’s ab. Man tut, was man tun muss, und nimmt es nicht persönlich. Johnny und Boone zoffen sich dann wie Schäferhund und Kojote inden alten Zeichentrickfilmen, und zum Schluss, wenn sie Feierabend machen, sitzen sie trotzdem noch am Strand, grillen zusammen Fisch und gucken in den Sonnenuntergang.
    Das ist die Draufspringregel. Wenn einer dem anderen eine Frage stellt, die er nicht beantworten kann, oder den anderen um etwas bittet, das der nicht tun kann, dann sagt diese »Draufspringregel« – und damit ist genug gesagt.
    Spiel ab.
    Folgendes hat Johnny vor, wenn er Boone findet – er wird ihm einige sehr zugespitzte Fragen stellen, und wenn Boone keine überzeugenden Antworten parat hat, wird ihn Johnny wegen Behinderung von Ermittlungen verhaften. Er tut das nicht gern, aber er wird es tun, und Boone wird es verstehen. Und dann wird Johnny das Geld für die Kaution auftreiben.
    Denn Johnny nimmt das mit der Loyalität sehr ernst.
    Natürlich tut er das. Wenn man als Japaner irgendwo in Kalifornien aufgewachsen ist, dann nimmt man das mit der Loyalität sehr ernst.
    Johnny ist zu jung, um sich daran zu erinnern – er war damals noch lange nicht geboren –, doch er weiß, dass die US-Regierung seinen Großeltern Illoyalität unterstellte und sie für die gesamte Dauer des Krieges in ein Lager in der Wüste von Arizona verbannte.
    Er kennt die Geschichten, und er kennt die Geschichte. Wie könnte er auch nicht: Das Bullenrevier, in dem er arbeitet, befindet sich nur ein paar Straßenecken von dem Viertel unten an der Fifth Ecke Island entfernt, am südlichen Rand vom Gaslamp District, das früher mal »Little Japan« war.
    Die Nikkei-Gemeinde von San Diego lebte schon seit der Jahrhundertwende in der Gegend, als Einwanderer und Farmarbeiter, später auch als Thunfischangler unten in Point Loma. Sie rissen sich den Arsch auf, damit ihre Kinder in Mission Valley und oben in North County in der Nähe vonOceanside Land kaufen und sich als kleine Farmer unabhängig machen konnten. Bis heute baut Johnnys Großvater mütterlicherseits im Osten von O’side Erdbeeren an und stemmt sich stur gegen seine beiden größten Feinde, das Alter und die Stadtentwicklung.
    Johnnys Großvater väterlicherseits war nach Little Japan gezogen, wo er eine Badeanstalt und einen Herrenfriseur eröffnete, in den die

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