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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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den Nachrichten.«
    »Oh Gott.«
    »Dasselbe werden die mit Tammy machen«, sagt Boone. »Ich versuche, sie vorher zu finden. Wenn du etwas weißt, das mir helfen kann, dann hilfst du ihr.«
    Mit einem Auge behält er den Vorhang im Blick und mit dem anderen sie, die um eine Entscheidung ringt. Dann sagt sie: »Ich will das Geld nicht. Angela hat manchmal auf mein Kind aufgepasst, wenn ich keinen Babysitter finden konnte.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Könnte helfen.«
    »Er ist …«
    »Egal.«
    »Über Tammy weiß ich nur«, sagt sie, »dass sie einen Freund hat.«
    »Wer ist das?«
    »Sein Name ist Mick«, sagt Amber. »Hängt oft hier rum.«
    »Hat Mick auch einen Nachnamen?«
    »Penner?«
    »Glaubst du oder weißt du?«
    »Bin ziemlich sicher«, sagt Amber.
    Boone fragt: »War er heute schon mal hier?«
    »Hab ihn länger nicht gesehen«, sagt Amber; dann blickt sie Boone über die Schulter.
    Boone dreht sich um und erkennt Tweety.
    Das ist ein Einheimischer aus PB, hängt im Fitnessstudio rum, in der Drogerie, den Bars. Tweety ist ein aufgepumpter Muskelprotz, der Kopf noch größer als der Riesenkörper. Große platte Visage mit kleinen blauen Augen. Und er ist riesig – zwei Meter groß, sowieso schon stämmig gebaut und egal, was er sich in die Venen spritzt, es funktioniert. Er trägt ein Muskelshirt mit dem Schriftzug »Gold Gym«; offensichtlich kleidet er sich getreu der Maxime »Was man hat, soll man zeigen.« Graue Jogginghose zu Doc Martens. Die Haare sind sehr kurz und gelb: nicht blond, sondern grell gelb.
    Daher sein Spitzname, Tweety.
    »Raus«, sagt er zu Boone.
    »Ich hab sie nicht geküsst und ihr auch nicht unter den sprichwörtlichen Gürtel gefasst«, sagt Boone.
    »Raus. Sofort.«
    Boone gibt Amber den Hundertdollarschein. »Danke für nichts, du Schlampe. Bist deinen Freunden eine tolle Hilfe.«
    »Fick dich, Arschloch.«
    Tweety packt Boone am Ellbogen. »Verstehst du nicht, was ›raus‹ bedeutet?«
    »Doch, versteh ich schon«, sagt Boone. »Zum Beispiel, wann ziehst du endlich den Stock raus aus deinem Arsch? Wann rückst du raus damit, dass du schwul bist? Ist dein Schwanz in letzter Zeit mal rausgekommen aus seiner Hautfalte? Ach und da fällt mir noch einer ein: Hast du in letzter Zeit ein Mädchen aus einem Motel raus geworfen, vielleicht sogar über die Balkonbrüstung?«
    Tweety wäre der perfekte Anwärter auf den Job. Er hätte Angela locker stemmen und über die Brüstung hieven können.
    Tweety wird rot im Gesicht.
    Schuldgefühle, Steroide oder beides? fragt sich Boone.
    »Na, hast du?«, fragt Boone und hängt noch ein »Tweety« an.
    Tweety fährt eine wunderschöne Rechte aus, herrliche Hebelwirkung über die Hüfte, das Gewicht ausbalanciert.
    Boone wartet nicht, bis sie ihn trifft.
    Er macht einen Schritt nach links, spürt den Luftzug der an seiner Nase vorbeizischenden Faust und rammt Tweety den Fuß gegen die Kniescheibe, die sofort mit einem widerlichen Plopp herausspringt. Tweety geht zu Boden, rollt sich in Fötushaltung zusammen, packt sein Knie und jault vor Schmerzen.
    Boone verzehrt sich nicht unbedingt vor Mitgefühl. Er greift nach unten, schiebt Tweety Mittel- und Zeigefinger in die Nasenlöcher und zieht, denn:

Es wurden noch keine Gewichte zur Stärkung der Nasenmuskulatur erfunden.
Von Steroiden kriegt man einen großen Kopf, aber keine kräftigeren Nasenflügel.
Es tut höllisch weh.
Kopf und Hals folgen der Nase, wohin sie auch geht; wenn nicht, ist die Nase ab.

    Im Prinzip versucht Boone also, Tweety die Nase aus dem Gesicht zu reißen, und stellt ihn vor die Wahl – entweder ihm blühen rhinoplastische Maßnahmen oder er redet.
    »Hast du sie?«
    »Wen?«
    »Du weißt wen, Tweety«, sagt Boone. »Ich frage dich noch mal. Tammy Roddick?«
    »Nein!«
    Boone lässt ihn los.
    Tweety unternimmt einen heroischen Versuch aufzustehen. Mit einem Bein funktioniert es ganz gut, aber als er das kaputte Knie belasten will, gibt es unter ihm nach und er fällt vorwärts auf Boone.
    Boone tritt einen Schritt zurück, nur zur Sicherheit.
    Er hat gute Lust, Tweety noch mal gegen das Knie zu treten, aber wahrscheinlich würde er sich damit das Karma ruinieren, wie ihm Sunny immer wieder erklärt hat, seitdem sie Buddhistin geworden war. Boone kapiert das ganze Karmagequatsche zwar nicht ganz, aber er befürchtet, dass Sunny ein paar tausend Mantras – ein Konzept, das er ebenfalls noch nicht ganz begriffen hat – zusätzlich wird singen

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