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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sie den Vertreter und hofft, dass er betrunken genug ist, um einen Hunderter für einen Ausflug in den VIP-Raum hinzublättern, damit sie sich die Rückkehr zur Nachtschicht verdienen kann.
    Das andere Mädchen gehört ganz klar in die Nachmittagsschicht. Sie ist zierlich, ihr Gesicht ist eigentlich nicht hübsch, und sie hat kaum etwas vor der Brust. Ihr herausragendes Merkmal sind ihre langen braunen Haare, und sie rackert sich ab, um ihre Mängel wettzumachen. Sie sieht aus wie ein Mädchen, das von allen ständig gesagt bekommt,dass sie nicht gut genug ist, und deshalb reißt sie sich den Arsch auf, um aufzuholen. Sie arbeitet hart dafür, als guter Fick zu gelten; sie steht früh auf, um ihrem neuesten Freund das Frühstück zu machen; sie zahlt die Kaution und holt ihn aus dem Knast, wenn er sie verprügelt hat. Sie gehört zu der Sorte Mädchen, die unterirdisch schlechte Pornovideos dreht, weil ihr irgendein Produzent erzählt hat, sie sei hübsch.
    Sie blickt zu Boden, befindet sich in ihrer eigenen Welt, lässt die Hüften zur Musik kreisen – aber in Wirklichkeit bewegt sie sich zu einem Soundtrack, den nur sie hören kann. Sie blickt auf und sieht Boone, guckt sofort wieder runter, dreht sich um, wirbelt ihr langes Haar auf den Rücken und wirft ihm dann wieder einen Blick über die Schulter hinweg zu.
    Tatsächlich kommt sie, als der Song zu Ende ist und ein neuer beginnt, von der Bühne herunter und auf ihn zugetanzt.
    »Ich heiße Amber«, sagt sie. »Möchtest du einen Lapdance?«
    »Möchten Sie einen Lapdance?«, fragt Boone Petra, wobei ihm bewusst ist, dass sie wahrscheinlich glaubt, ein Lapdance sei etwas, das man in Lappland macht.
    Amber widmet Petra ihre Aufmerksamkeit. »Ich finde Mädchen so sinnlich«, sagt sie. Der Spruch ist einstudiert und kommt auch so rüber.
    »Nein, danke«, sagt Petra und Boone merkt, dass sie sich bemüht, die Gefühle des Mädchens nicht zu verletzen.
    Was nett von ihr ist, denkt Boone.
    »Was ist mit dir?«, fragt Amber Boone. »Möchtest du einen Lapdance? Für einen Hunderter können wir auch in den VIP-Raum gehen. Wärst du nicht gern ein bisschen mit mir alleine?«
    »Ja, gerne«, sagt Boone.
    »Wie bitte?«, fragt Petra.
    »Ich werde dich glücklich machen«, sagt Amber.
    »Geben Sie mir zwei Hunderter«, sagt Boone zu Petra.
    »Ich höre wohl nicht richtig, wie bitte?«
    »Geben Sie mir 200 Dollar«, wiederholt Boone. »Ich möchte in den VIP-Raum gehen.«
    »Gleich zwei Mal?«
    »Halten Sie den Rand und geben Sie mir das Geld.«
    Amber zeigt keinerlei Reaktionen. Sie ist es selbst gewohnt, in die Tasche zu greifen und ihrem Freund Kohle rüberzuschieben.
    »Das wird von Ihrem Spesenkonto abgezogen«, sagt Petra und knallt Boone zwei Scheine in die ausgestreckte Hand. »Sie dürfen Alan Burke erklären, weshalb Sie …«
    »Keine Sorge.«
    Er nimmt das Geld und folgt Amber durch den Perlenvorhang.

35
    Im VIP-Raum stehen Polstersessel aufgereiht an einer Wand, ein bisschen wie in einem alten Schuhputzerladen.
    Amber platziert Boone in einen der Sessel, während die Kellnerin mit einem Glas billigem Sekt eintritt. Sie gibt es Amber, die es wiederum an Boone weiterreicht und sagt: »Du darfst mir an die Titten fassen, aber geküsst wird nicht und Berührungen unterhalb der Gürtellinie sind auch nicht erlaubt.«
    Welcher Gürtel? fragt sich Boone.
    Sie klettert ihm auf den Schoß.
    »Du fühlst dich gut an«, sagt sie.
    Boone hebt sie an den Armen hoch und stellt sie wieder auf den Boden.
    »Vergiss das übliche Programm«, sagt er. »Ich will dir ein paar Fragen stellen.«
    Sie verdreht die Augen. »Nein, ich wurde als Kind nicht missbraucht. Nein, ich bin kein Inzestopfer. Nein, ich finanziere nicht mein Studium damit. Nein, ich …«
    »Kennst du Tammy Roddick?«
    Amber sagt: »Ich darf nicht über sie reden.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Ich will keinen Ärger«, sagt sie. »Hören Sie, ich bin auf den Job angewiesen. Ich habe ein Kind zu Hause …«
    Selbstverständlich hast du das, denkt Boone.
    »Ein Hunderter für die ausgefallene Performance«, sagt Boone. »Noch einen Hunderter für das, was du mir sagen kannst.«
    »Ich kann Ihnen gar nichts sagen.«
    »Kannst du nicht oder willst du nicht?«
    »Sowohl als auch.« Sie späht durch den Vorhang, um zu sehen, ob der Türsteher da ist.
    Ist er nicht.
    »Kanntest du Angela Hart?«
    »Wieso ›kanntest‹?«
    »Sie ist tot«, sagt Boone. »Wurde vom Balkon eines Motels geschubst. Heute Abend kommt es in

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