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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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komplette letzte Minute herunter. Als die Hälfte der Zuschauer herunterzählte und die andere Hälfte Hang-Twelve-Sprechchöre anstimmte, war das ein Triumph, eine Konfettiparade, Silvester auf dem Times Square mit Dick Clark …
    Hang war ein strahlender Sieger.
    Nie zuvor in seinem Leben war ihm so viel Aufmerksamkeit zuteil geworden; er hatte noch nie etwas gewonnen, schon gar kein Geld für sich selbst oder andere. Noch nie war er ein Held gewesen, und jetzt war er einer. Er glühte, ließ sich auf die Schulter klopfen, gratulieren und auch die fordernden Rufe nach einer Rede gefallen.
    Hang lächelte bescheiden, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und spie einen Kotzestrahl quer über die unschuldigen Schaulustigen.
    Damit hatte Johnny seine erste Wette gewonnen und die mit dem Käse auch noch.
    Und das war das einzige Mal, dass Boone in einem Stripclub so etwas wie Spaß hatte.
    Aber wäre Tammy Krankenschwester, denkt er, würden wir jetzt ins Krankenhaus fahren; wäre sie Sekretärin, würden wir ins Büro fahren. Da sie Stripperin ist, fahren wir …
    »Sie müssen nicht mitkommen«, sagt er zu Petra und betet insgeheim, dass sie sein Angebot annehmen und im Wagen bleiben wird.
    »Nein, ich möchte mit.«
    »Ehrlich, das ist ganz schön fies da drin«, sagt Boone, »besonders tagsüber.«
    Wenn ein Stripclub abends öde ist, dann ist er tagsüber die Geburtsstätte des Blues – drittklassige Stripperinnen rackern sich halbherzig vor einem größtenteils leeren Saal ab, der bestenfalls mit einsamen Alkoholikern, die gerade von der Nachtschicht kommen, spärlich besetzt ist. Oder mit notgeilen Versagern, die (irrtümlich) annehmen, sie hätten bei den Mädchen aus der C-Liga einen Stein im Brett.
    Es ist entsetzlich da drin, und obwohl ihm Petra mit ihrer Stresserei auf den Zeiger geht, würde er ihr doch gerne das vollständige Ausmaß des Elends ersparen.
    Sie will nichts davon hören.
    »Ich komme mit«, beharrt sie.
    »Männliche Stripper wird’s da drin keine geben«, sagt er.
    »Ich weiß«, sagt sie. »Ich will trotzdem mit.«
    »Verstehe.«
    »Sie verstehen? Was soll das denn heißen?«, fragt sie.
    »Ehrlich«, sagt Boone, »das ist vollkommen okay. Ich persönlich finde ja, dass …«
    Petra reißt die Augen auf.
    Umwerfend. Wahnsinn.
    »Sie verstehen? Nein, ich verstehe«, sagt sie. »Nur weil ich Ihrem Neandertaler-Anticharme gegenüber immun bin, ziehen Sie voreilig den Schluss, dass ich …«
    »Sie bestehen doch darauf, einen Stripclub zu besuchen …«
    »Rein geschäftlich!«
    »Ich weiß nicht, weshalb Sie sich so aufregen«, sagt Boone. »Ich dachte, Sie wären so politisch korrekt …«
    »Bin ich auch.«
    »Hören Sie, hier in der Gegend ist das okay«, sagt Boone. »Ich schätze mal, die Hälfte aller Frauen, die ich kenne … na ja, nicht die Hälfte, okay, sagen wir ein Zehntel … also,ein Zehntel der Frauen, die ich kenne, geht für das andere Team …«
    »Ich gehe für gar kein Team …«, sagt Petra. »Außerdem geht Sie das überhaupt nichts an, für was für ein Team ich an den Start gehe.«
    »Für was für ein?«
    »Für welches«, korrigiert sie sich.
    Sonst sagt sie während der ganzen Fahrt zum Stripclub nichts. Weshalb Boone sich ärgert, dass er nicht viel früher auf die Sache mit dem Lesbischsein gekommen ist.

34
    Petra schweigt die gesamte Fahrt über.
    Und die ist relativ lang, weil der Club, das TNG, ganz oben in Mira Mesa liegt, North County.
    Boone nimmt den Interstate 8 in östlicher Richtung, fährt weiter auf der 163 nach Norden, durch das weite Flachland voller Einkaufszentren, Fast-Food-Läden und Großhandelsmärkten. Südlich des Luftübungsstützpunkts der Marine Corps biegt er auf den Aero Drive, kurz darauf rollt er auf den Parkplatz des TNG.
    Insider wissen, dass das eine Abkürzung für »total nackte Girls« ist – im Unterschied zu halbnackten Girls oder ein bisschen nackten Girls, denkt Boone, während er den Bus parkt. Nein, die Besitzer des TNG wollen sichergehen, dass potenzielle Kunden wissen, dass die Mädchen hier total, komplett und absolut nackt sind.
    »Noch ist es nicht zu spät, Sie können noch im Bus warten«, sagt er zu Petra.
    »Und riskieren, dass ich meine Alice B. Toklas verpasse?«, fragt sie beim Aussteigen. »Auf keinen Fall.«
    »Ist das ’ne Freundin von Tammy oder so?«, fragt Boone.
    »Machen Sie sich nichts draus.«
    Sie gehen rein.
    Alle Stripclubs sind gleich.
    Man kann die Dinger dekorieren, wie man will, jeden

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