Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Freundin, keine Familie.
Und jeden Tag schwimmt man da hinaus und rettet Menschen, die das alles haben.
Damals bei Red Eddies saukomischer Einweihungsparty hatte Eddie ihm ein Angebot gemacht. Ein kleines bisschen Nachtarbeit. »Nutz deine Talente«, sagte Eddie, »und verdiene ein bisschen Geld, richtiges Geld, Brah.«
Leicht verdientes Geld, leichte Arbeit. Fahr mit dem Zodiac raus, hol die Ware ab, bring sie her. Oder fahr runter nach Rosarito und komm mit dem Boot zurück. Wem schadet das? Was ist daran so schlimm? Ist ja kein Heroin oder Meth oder Koks.
»Ich weiß nicht, Eddie«, sagte Dave.
»Da gibt’s nichts zu wissen oder nicht zu wissen«, erwiderte Eddie. »Sag einfach Bescheid, wenn du bereit bist.«
Sag einfach Bescheid.
Später in derselben Woche zog er eine turista aus dem Rückstrom. Die Frau war nicht klein, dafür aber so hysterisch, dass sie Dave fast mit sich unter Wasser gezogen hätte. Sie umklammerte seinen Hals, ließ nicht los, und er musste sie beinahe bewusstlos schlagen, um sie unter Kontrolle zu bringen und auf den Schlitten zu hieven.
Als er sie wieder an den Strand verfrachtet hatte, fiel ihr nichts Besseres ein als: »Er hat mich geschlagen.«
Er sah ihr nach, wie sie mit ihrem empörten Ehemann in ihren Mercedes stieg und davonfuhr. Kein Danke, nur: »Er hat mich geschlagen.«
Dave dachte an George Freeth.
Der das Surfen nach Kalifornien brachte.
Der 78 Menschen das Leben rettete.
Der mit 35 Jahren völlig mittellos starb.
Dave rief Eddie an und sagte Bescheid.
37
Mick Penners gibt es Tausende.
Freund einer Stripperin, der in Stripclubs rumhängt, ist nicht unbedingt eine unverwechselbare Beschreibung. Das ist ein bestimmter Typ von Mann, und man sieht ihn überall. Er gehört zu jener seltsamen Spezies, die es anmacht, wenn sie zusehen dürfen, wie sich die eigene Freundin vor einem Saal voller Männer auszieht, und das wahlweise geil oder widerlich finden. Einerseits hält er sich für den heißesten Hengst überhaupt, weil seine Braut so scharf ist, dass alle anderen Kerle sie ficken wollen; andererseits ist er eifersüchtig, weil die anderen Kerle sie ficken wollen. Kommt das Mädchen nach Hause – und ein Mick Penner wohnt normalerweise bei ihr und lässt sie die Miete bezahlen –, verarbeitet er seine zwiespältigen Gefühle, indem er sie erst vermöbelt und dann ins Bett zerrt.
In jedem x-beliebigen Stripclub sieht man einen Mick Penner herumgeistern, er behält sein Mädchen im Auge, gräbt die anderen Stripperinnen an, geht dem Barmann auf den Keks und ist ganz allgemein eine echte Nervensäge. Die harmloseren Mick Penners belassen es dabei; die schlimmeren liegen dem Mädchen auf der Tasche, nehmen ihr, kaum dass sie es verdient hat, das Trinkgeld ab. Die noch schlimmeren benutzen sie, um sich an die anderen Mädchen ranzumachen. Und die allerschlimmsten schicken ihre Freundin auf den Strich.
Die Mick Penners dieser Welt haben immer irgendetwas am Laufen, immer etwas in petto und führen stets das eine oder andere im Schilde. Es ist grundsätzlich das nächste große Ding, und die strippende Freundin muss es finanzieren, bis endlich die große Kohle fließt. Eine Immobilieninvestition, ein IT-Startup, der zum Börsengang geführt werden muss, ein Drehbuch, für das sich Spielbergs Leute interessieren, oder eine Website. Immer soll es eine Million Dollar bringen, was es niemals tut. Vor dem großen Zahltag kommt immer etwas dazwischen, aber keine Sorge – bis es dazu kommt, hat ein Mick Penner längst schon wieder eine ganz andere große Sache im Visier.
»Wie finden wir diesen Mick Penner?«, fragt Petra.
»Heute ist Ihr Glückstag«, sagt Boone. »Ich kenne ihn.«
»Tatsächlich?«
»Ja«, sagt Boone.
Auf der Fahrt zum Hotel Milano erzählt er ihr, wie er Mick Penner kennen lernte.
38
Mick Penner parkt Autos.
Daher kennt ihn Boone. Als Privatermittler in einem Urlaubsort wie San Diego kennt man die Servicekräfte auf den Parkplätzen der großen Hotels und Restaurants. Ist man als Privatermittler finanziell erfolgreicher als Boone Daniels, klappert man um die Weihnachtszeit die Parkplätze der großen Hotels und Restaurants ab und verteilt Zwanzigdollarscheine.
Nicht, dass Boone in seinen besten Zeiten nicht auch schon ein paar Scheine unter die Leute gebracht hätte. Das hat er, oft sogar, und öfter als einmal bekam auch Mick Penner, der im Hotel Milano in La Jolla die Tagesschicht schiebt, einen ab.
Das macht man so, weil sich in
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