Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Kalifornien niemandirgendwohin ohne Auto bewegt. Will man in Kalifornien jemanden aufspüren, sucht man das Fahrzeug des Betreffenden, und Fahrzeuge müssen nun mal irgendwo parken. Stehen sie auf einem Hotelparkplatz, kann man sich ganz gut ein Bild davon machen, was sie dort treiben.
Will man wissen, wer mit wem zu Mittag isst, teures Geld für ein Essen mit Geschäftsfreunden abdrückt oder jemanden pimpert, den er eigentlich nicht pimpern sollte, schmiert man die für den Parkplatz zuständige Servicekraft. Will man jemanden in einem Hotel beschatten und dabei nicht gesehen werden, legt man sich ein paar Straßenecken weiter auf die Lauer und lässt sich von der Servicekraft anrufen, wenn der Betreffende seinen Wagen verlangt. Braucht man ein Video von einem Ehemann, einer Ehefrau, einem Freund oder einer Freundin, die auf einem Hotelparkplatz in einen Wagen ein- oder aussteigen, bezahlt man die Servicekraft dafür, dass man selbst dort parken darf. Sucht man einen hochkarätigen Betrüger, lässt man sich von der Servicekraft anrufen, wenn der Mann im Hotel eincheckt.
Parkplatzwächter, Pförtner, Empfangspersonal und Zimmerkellner verdienen ein Grundgehalt, und mehr ist das auch nicht – ein bescheidenes Fundament; die Schlauen scheffeln die eigentliche Kohle mit Trinkgeldern und Hinweisen unter der Hand.
Und Mick Penner gehört zu den Schlauen.
Mick sieht gut aus: schlank, aber kräftig, etwa 1,85 Meter groß, schwarze Haare, dunkelblaue Augen, weiße Zähne. Er sieht aus wie ein Filmstar.
Und das kommt ihm zugute.
Mick parkt Autos und vögelt Trophäenfrauen.
Deshalb übernimmt er auch die Tagesschicht. Man sollte meinen, ein Parkplatzwächter würde sich Nachtschichten wünschen, weil es dort das fettere Trinkgeld gibt, aber Mickbevorzugt die Vormittage, wenn er den zu Mittag speisenden Damen ein Lächeln zuwerfen kann.
Es ist ein Glücksspiel.
Mick schenkt vielen Lunch verzehrenden Damen ein Lächeln und einige vernaschen nicht nur ihre Mittagsmahlzeit, sondern anschließend auch Mick. Und nicht wenige erzählen ihren Freundinnen, dass Mick bereit sei, nachmittags auch andere an der Freude teilhaben zu lassen, die sein Mick zu schenken vermag.
Die Damen geben ihm kein Bargeld – das wäre Prostitution, und in dieser Rolle sieht sich Mick nicht. Sie machen ihm Geschenke – Kleidung, Schmuck, Uhren –, aber auch damit verdient er nicht sein eigentliches Geld.
Das Geld liegt bei den Ladys zu Hause.
Hat Mick die Vögelei mit einer bestimmten Frau über, will sie ihn nicht mehr sehen oder werden die Geschenke spärlicher, lässt sich Mick auszahlen. Er achtet sehr genau darauf, von welchen Damen er eine Abfindung verlangt – sie müssen verheiratet sein, einen Ehevertrag unterzeichnet sowie ein echtes, dauerhaftes Interesse daran haben, ihre Ehe intakt zu halten.
Erfüllt eine Frau die entsprechenden Kriterien, ruft er einen Freund an, der sich im großen Stil mit Wohnungseinbrüchen befasst. Mick hat ja ihre Hausschlüssel, richtig? Er lässt sie nachmachen und er weiß genau, wann die Lady nicht zu Hause ist. Wenn sich die Frau also mit Mick in einem Zimmer mit Meeresblick in die Kissen kuschelt, sackt Micks Kumpel bei ihr zu Hause den Schmuck ein, den sie an jenem Tag gerade nicht trägt. Vielleicht auch noch ein bisschen was vom Familiensilber, Kristall, Kunstwerke, herumliegendes Bargeld, alles, was nicht angeschraubt ist.
Selbst wenn die Frau darauf kommt, dass der süße Mick sie in die Scheiße geritten hat, wird sie den Cops kaum erzählen, wo sie war; sie wird ihnen nicht erzählen, wer Zutrittzum Haus und Kenntnis von den Verhältnissen hatte. Sie wird den Mund halten, denn letztlich ist die Sache ein Problem der Versicherung.
Mick macht so was nicht ständig, immer nur so oft wie nötig, um das nächste große Ding zu finanzieren.
Mick ist nämlich Drehbuchautor. Seit ungefähr drei Monaten hat er kein einziges Wort geschrieben, aber er hat eine Idee, die der Assistent eines der Vizepräsidenten von Paramount nicht uninteressant fand. Ist eine sichere Sache, nur eine Frage der Zeit, er muss sich nur hinsetzen und es aufschreiben.
Aber Mick hat zu viel zu tun.
Boone fährt mit dem Bus vor dem Wächterhäuschen des Milano vor, einem exklusiven, teuren Hotel im Herzen von La Jolla Village.
La Jolla Village ähnelt einem Dorf so sehr wie die Queen Mary 2 einem Ruderboot.
Boone hat sich unter einem Dorf immer Bambushütten und frei laufende Hühner vorgestellt, vielleicht auch
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