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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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müssen, wenn er dem Typen gegen das kaputte Knie tritt, also lässt er es lieber.
    »Du solltest auch ein Mantra haben«, hatte Sunny gesagt.
    »Ich hab schon eins«, hatte Boone erwidert.
    »In einer Tortilla schmeckt alles besser?«, hatte Sunny gefragt. »Ist immerhin ein Anfang.«
    Egal, jedenfalls tritt Boone Tweety nicht gegen das Knie, sondern beschließt, schleunigst zu verschwinden, bevor der Türsteher auf die Idee kommt nachzusehen, was sich in dem guten alten VIP-Raum abspielt.
    Aber Tweety sagt: »Daniels? Wir sehen uns noch. Und dann …«
    Boone kommt noch mal zurück und tritt ihm doch gegen das Knie.
    Was Sunny nicht weiß …
    Boone verlässt den VIP-Raum.
    »Das ging aber schnell«, sagt Petra. »Gesättigt?«
    »Wir sind hier nicht mehr erwünscht«, erklärt Boone.
    »Ich wurde schon aus besseren Läden geworfen«, sagt Petra.
    Sie folgt ihm zur Tür hinaus.

36
    Dave the Love God blickt auf den anschwellenden Ozean und denkt an George Freeth. George Freeth, verdammt.
    Freeth war eine Legende. Ein Gott. »Das hawaiianische Wunder« war der Vater der Surferkultur von San Diego und der erste Rettungsschwimmer vor Ort.
    Wenn man Freeth nicht kennt, denkt Dave, kennt man das eigene kulturelle Erbe nicht, die eigene Herkunft. Wenn man Freeth nicht kennt, darf man nicht auf diesem Hochsitz sitzen und so tun, als wüsste man, wer man ist.
    Die Geschichte reicht bis zu Jack London zurück.
    Um die Jahrhundertwende war London in Honolulu, versuchte zu surfen und sah einen »braunhäutigen« Gott an sich vorüberfliegen. Wie sich herausstellte, war das Freeth, der Sohn eines englischen Vaters und einer hawaiianischen Mutter. Er brachte London das Surfen bei. London überredete Freeth, nach Kalifornien zu ziehen.
    Ungefähr um dieselbe Zeit baute Henry Huntington einen Pier am gleichnamigen Strand und wollte Werbung dafür machen, weshalb er Freeth engagierte, damit er seine Surferkünste vorführte. Er kündigte Freeth als »Mann, der über das Wasser geht« an. Tausende von Menschen strömten zum Pier, um ihm dabei zuzusehen. Die Vorstellung war ein Riesenerfolg und schon bald reiste Freeth die Küste rauf und runter und brachte jungen Männern das Wellenreiten bei.
    Er war ein Prophet, ein Missionar, der die Reise in umgekehrter Richtung von Hawaii aus angetreten hatte.
    Der Mann, der über das Wasser ging.
    Scheiße noch mal, Freeth konnte in oder auf dem Wasser alles. Eines Tages im Jahr 1908 kenterte ein japanisches Fischerboot in stürmischer See vor der Santa Monica Bay. Freeth schwamm hinaus, drehte das Boot wieder um und surfte damit zurück an die Küste, womit er den sieben Japanern an Bord das Leben rettete. Dafür bekam er eine Ehrenmedaille vom Kongress verliehen.
    Allerdings war das die einzige Goldmedaille, die er jemals gewann. Er wollte an den Olympischen Spielen teilnehmen, durfte aber nicht, weil er schon Huntingtons Geld kassiert hatte. Buster Crabbe nahm stattdessen teil, wurde Filmstar und reich. George Freeth nicht. Er war still, schüchtern und bescheiden. Er machte sein Ding und verlor keine großen Worte darüber.
    In Kalifornien fuhren die Leute allmählich auf den Ozean ab. Aber da gab es ein Problem: Immer häufiger ertranken Menschen. Freeth wusste eine Lösung. Er brachte das Kraulschwimmen nach Kalifornien und erfand das torpedoförmige Rettungsfloß, das sie bis heute benutzen.
    Irgendwann zog er nach San Diego und wurde Schwimmtrainer des Ruderclubs von San Diego. Dann, eines Tages im Mai 1918, ertranken dreizehn Schwimmer in einem einzigen Brandungsrückstrom vor Ocean Beach. Freeth gründete den Rettungsschwimmerverein von San Diego.
    Danach lebte er kein ganzes Jahr mehr. Im April 1919 erkrankte Freeth, nachdem er gerade wieder eine Gruppe von Leuten vor Ocean Beach gerettet hatte, an der Spanischen Grippe und starb in einer billigen Absteige im Gaslamp District.
    Pleite.
    Er hatte 78 Menschen vor dem Ertrinken gerettet.
    Jetzt denkt Dave also an George Freeth. Er ist selbst schon über dreißig und fragt sich, ob ihm wohl dasselbe Schicksal blüht.
    Einsam und abgebrannt.
    Als Mittzwanziger mag das alles gut und schön sein – rumhängen, Touristinnen angraben, Bier saufen im Sundowner, Menschen aus der Suppe ziehen. Die Sommertage sind lang, und man denkt, man wird ewig leben.
    Dann ist man plötzlich über dreißig, und einem wird klar, dass man nicht unsterblich ist, und dass man auch sonst nichts hat. Kein Geld auf der Bank, kein Haus, keine Frau, keine feste

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