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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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erdenklichen Schnickschnack einbauen, sie auf fiese Absteige oder die falsche Eleganz eines Gentlemen’s Club trimmen, letztlich läuft es immer auf dasselbe raus: Ein Mädchen tanzt auf der Bühne an einer Stange.
    Oder ein total nacktes Mädchen windet sich neben einem anderen total nackten Mädchen leidenschaftslos über den Bühnenboden, ohne die Vorzüge einer Stange zu nutzen.
    Im TNG wird keinerlei Eleganz vorgetäuscht. Das TNG ist ein reiner Wichsschuppen, den Männer aufsuchen, um unbekleidete Frauen anzugaffen, vielleicht mal einen Lapdance zu bestellen oder sich, wenn es in der Hose juckt, mit einer Tänzerin hinter den Perlenvorhang in den VIP-Raum zu verziehen, um die Vorzüge eines Lapdance de luxe zu genießen.
    Zu dieser Tageszeit ist der Club relativ leer. Er ist ein Treffpunkt für Arbeiter, und die meisten Arbeiter arbeiten jetzt. Zwei – ihren Haarschnitten nach zu urteilen – Marinesoldaten sitzen neben der Bühne auf Hockern an der Bar. Ein deprimiert wirkender Vertretertyp, der Termine schwänzt, sitzt alleine da, eine Hand auf einem Dollarschein, die andere im Schoß. Abgesehen davon ist da nur noch der Barmann, der Türsteher und eine total nackte Kellnerin, die ihre Lehrzeit bei den Gästen absolviert, bis sie bereit ist für den Karrieresprung auf die Bühne.
    Der Türsteher entdeckt Boone sofort.
    Boone sieht die Erkenntnis in dessen Augen aufflackern und bemerkt, dass sich der Typ abwendet, um mit seinem Handy zu telefonieren. Wir arbeiten also unter Zeitdruck, denkt Boone, während er Petra vom Barhocker neben der Bühne in eine Nische weiter hinten lenkt.
    Die Kellnerin kommt herüber und baut sich erwartungsvoll vor ihnen auf.
    »Was hätten Sie gerne?«, fragt Boone Petra.
    »Ein feuchtes Tuch?«, erwidert sie.
    »Ich meinte, zu trinken.«
    »Einen Schierlingsbecher mit einer Prise Arsen, bitte.«
    »Die Dame möchte ein Ginger Ale«, sagt Boone, »und ich nehme eine Coke.«
    Die Kellnerin nickt und geht weg.
    Petra sieht zur Bühne.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, dies sei ein Stripclub«, sagt sie.
    »Hab ich auch. Ist es auch.«
    »Muss man nicht zunächst bekleidet sein«, fragt sie, »um sich auszuziehen?«
    »Ich denke schon.«
    »Die sind aber bereits nackt.«
    »Total.«
    »Die stehen also einfach nur da«, sagt Petra, »und veranstalten so was wie einen Tanz, aber mehr machen die nicht?«
    Doch, die machen schon mehr, denkt Boone. Aber das möchte er jetzt wirklich nicht vertiefen und er ist erleichtert, als die Kellnerin mit den Getränken kommt. Petra greift in ihre Tasche und holt ein Baumwolltaschentuch heraus, mit dem sie den Rand ihres Glases sorgfältig abwischt, dann benutzt sie das Taschentuch, um das Glas zu heben.
    Na ja, wir haben vermutlich alle unsere private Paranoia, denkt Boone. Sie denkt, sie holt sich eine Geschlechtskrankheit von einem Glas. Ich habe Angst, erst morgen wieder aufzuwachen, weil der Türsteher dem Barmann die Anweisung gegeben hat, mir K.o.-Tropfen in den Drink zu mixen. Allerdings wäre der Anschlag nicht sexuell motiviert; man würde mich vielmehr in eine Seitenstraße schleifen und halb tot prügeln.
    Der Türsteher hat ganz klar die Ansage bekommen:»Ausschau halten nach Boone Daniels.« Und jetzt hat er Dan Silver angerufen, um sich weitere Instruktionen zu holen.
    Das ist die schlechte Nachricht.
    Die gute ist, wenn hier etwas geschützt wird, dann gibt es wahrscheinlich auch etwas zu schützen.
    Er erwägt, diese Einsicht mit Petra zu teilen, entscheidet sich aber dagegen.
    Sie glotzt sowieso nur auf die Mädchen.
    »Macht Sie das an?«, fragt Boone.
    »Es ist faszinierend«, sagt Petra. »Dasselbe Phänomen wie bei einem Autounfall – man will nicht hinsehen, aber man kann’s nicht lassen.«
    Doch, kann man, denkt Boone und merkt, dass sich seine dreißig Sekunden währende Neugier dem Ende zuneigt.
    Das Mädchen, das sich gerade um die Stange wickelt, entspricht mit ihrer üppigen Haartracht und ihren noch üppigeren Möpsen dem Klischee der blonden Sexbombe. Sie ist zu attraktiv für die Nachmittagsschicht, und das weiß sie. Irgendwie muss sie den Geschäftsführer verärgert haben – vielleicht hat sie einen Teil seiner Provision unterschlagen, sich geweigert, ihm einen zu blasen, oder sie ist einfach nur hochnäsig geworden und hat davon gesprochen, in einen besseren Club in der Innenstadt zu wechseln – und er bestraft sie dafür, indem er sie für die bankrotten Versager am Nachmittag tanzen lässt. Jetzt bearbeitet

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