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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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mehr viel Zeit haben. Er schaut Petra an. Ihr Gesichtsausdruck zeugt von eiserner Entschlossenheit. Von wegen die Ohren steifhalten und solche Sprüche, aber die Frau hält durch; sie ist viel zäher, als sie aussieht.
    Tammy hat die Augen fest geschlossen, die Lippen aufeinandergepresst und die Zähne zusammengebissen. Auch sie hält durch.
    Boone umklammert die beiden noch fester.
    Dan ist verwirrt.
    Eben gerade noch hatte er Daniels und die zwei Schnallen in der Falle, und jetzt sind sie verschwunden.
    Spurlos verschwunden.
    Als hätte sie der Nebel eingehüllt und weggetragen.
    Er blickt hinaus auf die Brandung. Auf keinen Fall, denkter. Auf keinen verschissenen Fall. Das wäre Selbstmord. Die Polizeisirenen kommen näher, und Dan hört Schritte die Treppe herunterkommen. Er dreht sich um und erkennt das fette Blaulicht der Cops, das den Nebel durchbohrt.
    Zeit, sich vom Acker zu machen.

68
    High Tide biegt auf den Parkplatz am Sea Cliff Park und stellt sich neben das Boonemobil. Boone ist nicht drin.
    Was zum Teufel, fragt sich Tide, treibt Boone mitten in der Nacht hier oben auf der Klippe südlich von Shrink’s? Die Brandung checken? Echt jetzt, Bruddah ?
    Tide macht sich auf den Weg die Stufen herunter zum Strand. Nicht gut für seine Knie, Treppen steigen, aber was will man machen? Er hat ein Wörtchen mit Boone zu wechseln und der scheint nun mal da unten zu sein.
    Nur, dass er’s nicht ist.
    Als Tide unten im Sand ankommt, sieht er keinen Boone, der die Wellen beobachtet.
    Das Einzige, was er sieht, ist Nebel.
    Dann entdeckt er etwas im flachen Weißwasser. Erst hält er es für einen Delphin, aber ein Delphin würde bei so einem Wetter nicht zum Strand schwimmen, außerdem sieht er nur einen, und Delphine sind in Gruppen unterwegs. Muss Treibholz sein, irgendwas, das die Flut angespült hat.
    Das Treibholz steht auf.
    »Boone!«, schreit High Tide. » Hamo! «
    Bruder.
    High Tide läuft ins Wasser und packt Boone, dann sieht er die zwei Frauen, die er bei sich hat. Boone packt eine davon, Tide die andere und gemeinsam torkeln sie zum Strand.
    Boone nuschelt, »Tide …«
    »Nur die Ruhe, Bruder.«
    »Sind sie …«
    »Es geht ihnen gut.« Tide zieht seine Jacke aus und legt sie der kleineren Frau, die heftig schlottert, um die Schultern. Dann zieht er seine Wollmütze aus und stülpt sie der größeren rothaarigen Frau über den Kopf. Das genügt nicht, aber fürs Erste wird’s ein bisschen helfen.
    Boone sagt, »Wie hast du …«
    »Strandtrommeln«, sagt High Tide. »Die Küste rauf und runter erzählt man sich, dass du hier bist.«
    »Wir müssen vom Strand weg«, sagt Boone. Er hievt die kleinere der beiden Frauen wie ein Feuerwehrmann in seine Arme.
    Petra will sagen, »Ich kann …«
    »Ich weiß, dass Sie das können.«
    Er trägt sie trotzdem. Tide schwingt den Rotschopf hoch und hält sie dicht vor seiner Brust, während sie die Stufen zum Parkplatz hinaufsteigen. Dort angekommen, schnappt sich Tide zwei Decken und einige Handtücher von seinem Truck, und Boone fängt an, Petra auszuziehen.
    »Was machen Sie da?«, nuschelt sie.
    »Sie müssen aus den Klamotten raus«, sagt Boone. »Unterkühlung. Hilf mir mal, hamo .«
    Boone, dessen Finger vor Kälte zittern, zieht Petra bis auf die Unterwäsche aus, wickelt sie fest in eine Decke und reibt ihr die Haare trocken, während Tide dasselbe mit Tammy macht.
    »Was ist mit dir?«, fragt Tide.
    »Mir geht’s gut«, sagt Boone.
    Sie setzen die Frauen vorne in Tides Truck, dann lässt Tide den Motor an und dreht die Heizung auf. Boone geht nach hinten an seinen Bus, zieht sich aus, trocknet sich ab und schlüpft in eine frische Jeans und ein frisches Sweatshirt.
    Tide steigt zu ihm in den Bus.
    »Was ist los, Brah?«
    »Ist kompliziert, Tide«, sagt Boone. »Kannst du mir helfen? Ich muss Zeit schinden.«
    »Was stellst du dir vor?«
    Als Boone es ihm sagt, meldet High Tide Widerspruch an. »Das ist das Boonemobil, Mann.«
    Aber Boone legt den Leerlauf ein, und er und Tide schieben ihn an den Rand der Felsen, nehmen Anlauf, durchbrechen das klapprige Holzgeländer und schieben ihn über die Klippen.
    »Leb wohl«, sagt Boone.
    Der Bus kippt über die Kante, bleibt eine Sekunde lang aufrecht stehen und macht einen Salto runter auf den Strand. Eine Sekunde später hört man eine gedämpfte Explosion; dann erhebt sich eine kleine Flammensäule im Nebel.
    Wahnsinnsfreudenfeuer am Strand heute Abend.
    Ein Wikingerbegräbnis für das Boonemobil.

69
    Der

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