Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Teufel stellt einen niemals vor leichte Entscheidungen. Wenn er das täte, wäre er nicht der Teufel, sondern ein mieser Hütchenspieler, der nur so tut, als ob.
Der echte Teufel stellt einen nicht vor die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Für die meisten Menschen wäre das viel zu einfach. Die meisten Menschen würden sich für das Gute entscheiden, selbst wenn sie mit Versuchungen konfrontiert wären, die ihre bisherigen Vorstellungskräfte übersteigen.
Der echte Teufel stellt einen vor die Entscheidung zwischen böse und noch viel böser. Ein Familienmitglied an einer schrecklichen Sucht verrecken zu lassen oder einen Freund zu verraten. Deshalb ist er ja der Teufel, Mann. Undwenn er sich erst mal richtig warm gelaufen hat, stellt er einen auch nicht vor die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle. Er zwingt einen, zwischen Hölle und Hölle zu wählen.
Josiah Pamavatuu ist ein guter Mensch, kein Zweifel. Jetzt sitzt er am Steuer seines Trucks mit zwei nassen und zitternden Frauen an seiner Seite und seinem besten Freund hinten drin, einem Mann, der für ihn wie ein Familienmitglied ist.
Aber wie Familie ist nicht Familie.
Familie ist Familie.
70
Johnny Banzai findet den aufgewühlten Teddy D-Cup einen »Bio-Martini« schlürfend im Lotos Cottage.
»Wo ist Tammy Roddick?«, fragt ihn Johnny.
Teddy deutet mit dem Daumen irgendwo Richtung Strand.
Das Krachen einer Explosion wird aus derselben Richtung laut und ein Feuerball lodert auf.
71
Hang Twelve rennt.
Er stößt sich mit allen zwölf Zehen ab und flitzt so schnell er kann zu Sunny nach Hause. Als wollte er die Angst durch seinen Blutkreislauf und aus seinem Körper herauspumpen.
Es funktioniert nicht.
Hang hat entsetzliche Angst.
Blitzschnell hat es sich bis Pacific Beach herumgesprochen.
Das Boonemobil ist am Sea Cliff Park über die Klippen geschossen und in Flammen aufgegangen. Boone Danielswurde nicht gefunden. Die Feuerwehrleute sind jetzt da. Man spricht schon davon, gemeinsam rauszupaddeln und nach der großen Wellenfront eine Gedenkfeier abzuhalten.
Hang weiß nicht, was er mit seiner Angst machen soll, also trägt er sie zu Sunny.
Dazu muss man wissen, wo er herkommt.
Wo er herkam.
Vater Crystaljunkie, Mutter Säuferin – Brian Brousseaus Zuhause, wenn man es als solches bezeichnen möchte, war ein schlechter Traum, der in einen Albtraum mündete. Brian erhielt ungefähr so viel Fürsorge und Aufmerksamkeit wie die Katze, und die will man lieber erst gar nicht sehen. Er war ungefähr acht, als er anfing, die übrig gebliebenen Jointstummel aufzuheben, die überall in dem verschissenen kleinen Haus herumlagen.
Brian mochte das Gefühl, das er bekam, wenn er die Kippen rauchte. Seine Angst wurde kleiner, die Streitereien zwischen seinem Vater und seiner Mutter wirkten wie gedämpft, und er schlief besser ein. Als er auf die Junior High kam, rauchte er täglich vor und nach der Schule. Wenn die Schule endlich vorbei war, spazierte er zum Strand, rauchte und beobachtete die Surfer. Eines Tages saß er breit wie eine Natter im Sand, als ein Surfer aus dem Wasser stieg, auf ihn zukam und sagte: »Ich sehe dich hier jeden Tag, Grom.«
Brian sagte: »Mh-hm.«
»Wieso guckst du nur zu?«, fragte Boone. »Wieso surfst du nicht?«
»Ich kann’s nicht«, sagte Brian. »Hab kein Board.«
Boone nickte, dachte eine Sekunde lang nach, musterte den dürren kleinen Jungen und sagte. »Willst du’s lernen? Ich zeig’s dir.«
Brian war nicht so sicher. »Bist du schwul, Mann?«
»Willst du reiten oder nicht, Dude?«
Brian wollte.
Hatte die Hosen voll, aber er wollte.
»Ich kann nicht schwimmen«, sagte er.
»Dann fall halt nicht runter«, meinte Boone. Er sah auf Brians Füße. »Dude, hast du sechs Zehen?«
»Zwölf.«
Boone schmunzelte. »Dann ist das dein neuer Name, Gremmie – Hang Twelve.«
»Okay.«
»Die Füße schulterbreit auseinander«, sagte Boone.
Hang stand auf. Boone versetzte ihm einen Stoß vor die Brust. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, trat Hang mit dem rechten Fuß einen Schritt zurück. »Was …«
»Du reitest goofy«, sagte Boone. »Linksfüßer. Leg dich aufs Board.«
Hang gehorchte.
»Auf den Bauch «, sagte Boone. »Herr Gott!«
Hang drehte sich um.
»Gut, jetzt spring auf die Knie«, sagte Boone. »Gut. Jetzt in die Hocke. Gut. Jetzt stell dich hin.«
Zwanzig Mal ließ Boone ihn das machen. Als Hang fertig war, schwitzte und japste er – so viel Sport hatte er in seinem ganzen Leben
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