Päpste pupsen nicht (German Edition)
unleserlich und ohne Punkt und Komma geschrieben. » PONTIFICMAXIMOTRINVNI « und so weiter. Außerdem war mitten in den Buchstaben ein Fenster eingehauen worden. Ich konnte nur CAESAR erkennen und natürlich SPQR , aber das brachte uns keinen Schritt weiter.
Es war schon später Nachmittag und die meisten Touristen waren wieder in ihren Bussen verschwunden. Wir gingen durch die Ruinen in Richtung Kolosseum. Eloise setzte sich auf die Stufen von einem Tempel und holte ihre Scoobidoo-Bänder heraus. Das war irgendwann einmal Mode gewesen bei uns in der Klasse. Aber Eloise macht Moden immer erst mit, wenn sie längst vorbei sind. Man muss zwei bunte Schnüre so verknoten, dass sie am Schluss ein Muster ergeben und man ein Freundschaftsarmband daraus machen kann. Wir hatten jede schon drei Armbänder um.
»Salve«, sagte da plötzlich jemand hinter uns. »Quid novi?«
Ich drehte mich um und sah einen Typen im Faltenröckchen und Sandalen aus Lederschnüren, die seine Waden hochgebunden waren. Der Mann trug außerdem einen blitzenden Metalloberkörper, auf dem man seine Muskeln sehen konnte, und auf dem Kopf einen Helm mit roten Federn drauf. Der Typ war mir unheimlich und ich versuchte, Eloise fortzuziehen. Aber die hatte ihm schon sein Schwert abgenommen und fuchtelte jetzt damit in der Luft herum. Der komische Mann lachte und tat so, als würde er sich ergeben. »Vae victis!«, jammerte er ziemlich übertrieben und war eigentlich doch nicht so unheimlich. Er hatte eine sehr lange Nase, lustige Augen und viele wirre Haare, die unter dem Helm hervorschauten. Eloise drehte ihren Daumen nach oben, wie sie es im Asterix gesehen hatte, und ließ den Mann am Leben. »Danke, Mädchen«, sagte er, und dass wir ihn Julia nennen sollten, weil er so hieß.
»Nicht gerade der klassische Männername, oder?«, fragte Eloise.
»Das ist mein Nachname. Mit Vornamen heiße ich Corrado, aber ich möchte, dass ihr Julia zu mir sagt, okay?«
Julia verdiente sich sein Geld damit, als Gladiator verkleidet auf dem Forum herumzulaufen und sich mit Touristen fotografieren zu lassen. »Das ist ein harter Beruf, wisst ihr«, sagte er und machte vor, wie er auf Kommando grimmig aussehen konnte. »Jeden Tag musst du zigtausendmal Kinder auf den Knien schaukeln, dir von quiekenden Frauen den Arm umlegen lassen oder so tun, als würdest du sie mit dem Schwert durchbohren. Manchmal sind Erwachsene dermaßen kindisch. Klick, klick, klick, und immer gute Miene zum doofen Spiel. Alles für ein paar lumpige Euro. Ich hasse es, ICH HASSE ES ! So weit ist es mit Rom also gekommen. O tempora, o mores«, seufzte Julia.
»Wie bitte?«
»Gut, was? Habe ich auswendig gelernt. Es heißt so viel wie: Die Welt wird immer schlechter. Oder so ähnlich. Passt auf jeden Fall bei jeder Gelegenheit.«
Als wir ihn dann nach dem schwarzen Stein fragten, nahm er sofort Haltung an, reckte den Arm nach oben wie eine Statue und fing an, wie ein Schauspieler zu reden: »Laut unserer Überlieferung, ihr Mädchen, ist dies der düstere Ort, wo Romulus – ihr wisst schon, der Gründer Roms – von den Senatoren ermordet wurde. Warum? Weil er ihnen zu mächtig geworden war und nichts von der Macht abgeben wollte. Doch höret weiter«, Julia war wohl der Arm schwer geworden, jedenfalls wechselte er die Position und zeigte uns seinen anderen Schwitzfleck unter der Achsel, »einst entdeckte man unter dem Stein ein versunkenes Heiligtum, den Tempel des Vulkanus.« Er hustete, wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte sich wieder zu uns. Wir waren jetzt ein wenig schlauer, aber immer noch keinen Schritt weiter. Was hatte dieser Romulus mit Vögeln zu tun?
»Tanti est pericula subire«, sagte Julia feierlich.
»Welche Tante?«
»Es ist der Mühe wert, die Gefahren auf sich zu nehmen. Das ist der zweite Satz, den ich auf Latein auswendig kann. Der passt auch immer, findet ihr nicht? Beeindruckt die Touristen jedenfalls.« Julia nahm seinen Helm ab, wischte sich erneut den Schweiß weg und fragte: »Und was macht ihr beiden hier zwischen den Steintrümmern?« Wir erzählten ihm von unseren Beobachtungen. Das war ja schließlich kein Geheimnis. Wir berichteten von den Figuren am Himmel, dem pupsenden Papst und dem Ministerpräsidenten, die alle Dinge taten, die sie sonst eigentlich nicht tun.
»Nach unserem Plan müsste der nächste Vorfall irgendwo hier auf dem Forum passieren. Aber Eloise und ich haben alles abgesucht. Sogar die Buchstaben auf dem kaputten Bogen
Weitere Kostenlose Bücher