Päpste pupsen nicht (German Edition)
unserer Lieblingsspiele.
»Stimmt zwar, ist aber trotzdem eine Unverschämtheit.«
»Du bist dran.«
Ich dachte nach. Aber mir fiel nichts Richtiges ein. »Sindbad pinselt Quallen rosa. Na ja …«
»Ich weiß was. Passt zu unserem Papst: Seine Pupse quietschen richtig.«
»Hihi. Nicht schlecht.« Ich kicherte. Dann kicherte ich nicht mehr: »Sag mal, was hast du gerade gesagt?«
»Seine Pupse …«
»Nein, das mit den Seiten, vom Rechteck und so.« Mir wurde ein wenig heiß. Ich hatte eine Idee. Vielleicht war das Leben ja doch mehr, als man denkt. »Hast du was zu schreiben dabei?«, fragte ich Eloise.
Ich breitete Eloises Stadtplan auf dem heißen Steinboden aus und fing an, nach Straßen zu suchen. An allen Orten, wo der Schwarm aufgetaucht war, machte ich ein Kreuz: die Brücke überm Tiberfluss, unser Haus in der Via Germanico, die Dachstube des Prälaten im Vatikan, der Petersdom, der Platz, wo der Ministerpräsident geredet hatte, und das Gebäude der Schweizer Schule in der Via Marcello Malpighi. Aber schlauer wurde ich aus dem Plan trotzdem nicht. »Und nun?«, fragte Elo. »Das sind nur Punkte. Keine Spuren von gar nichts. Und das Stadion hast du auch vergessen.«
Sie drehte den Plan zu sich herum und zeichnete eine Linie vom Petersdom zur Brücke. Unser Haus lag genau darauf. Und die Linie führte weiter bis zum – »Zum Zoo von Rom. Das gibt’s doch nicht.« Ich grapschte ihr den Stift wieder weg und krakelte eine zweite Linie vom Vatikan zum Venezia-Platz. Der Strich kreuzte komischerweise auch den Minerva-Platz, wo der weiße Elefant mit dem Obelisken steht und wo die Fratelli-Brüder das Kästchen gefunden hatten. Jetzt war auf dem Plan eine geöffnete Schere zu sehen. Oder ein geöffneter Schnabel. Und genau in der Mitte vor den beiden Linien lag das Kreuz von der Schweizer Schule. Wie eine Mücke vor dem Schnabel. Aber das brachte uns auch nicht weiter. »Das ist kein Vogel, das ist kein Flugzeug, das ist nicht Superman, das ist gar nichts«, sagte ich enttäuscht.
Eloise malte mit einer Piniennadel Linien auf den Plan und dachte laut nach. »Ein Drachen fliegt. Oder nicht?«
»Eloooo …«, sagte ich etwas genervt. »Spinnst du jetzt oder ist es nur die Sonne?«
»Er fliegt und lässt sich lenken. Wie unsere Stare.«
Ich verstand nur Bahnhof und regte mich über Eloise auf: »Komm, hör auf, mit Drachen zu nerven. Wir sind hier nicht in der Märchenstunde.«
»Mathe, nicht Märchen. Schau dir das hier mal an«, sagte Eloise und zog eine Linie vom Zoo zur Schule und von der Schule weiter nach unten. Auf dem Stadtplan war jetzt ein Viereck zu sehen. »Ein Drachen-Viereck.«
Alles, was wir bisher erlebt hatten, lag auf den Linien dieses Drachens. Das konnte kein Zufall sein. Da saß irgendwo in dieser Stadt jemand und hatte sich einen Plan ausgedacht. Aber wer war das? Und was hatte er vor? Warum machte sich jemand so viel Mühe, um an ausgewählten Orten für Chaos und Unordnung zu sorgen?
»Vielleicht ein Irrer?«, sagte Eloise.
»Dafür ist der Plan zu gut.«
»Oder ein Böser. So wie Lord Voldemort?«
»Das wäre schlecht.«
Es wurde immer verrückter. Jetzt hatten wir nicht nur Meerschweinchen und durchgedrehte Vögel in unserem Abenteuer, sondern auch noch einen echten Drachen. Ich beschloss, die ganze Geschichte später mal aufzuschreiben, auch wenn mir das dann bestimmt niemand glauben würde.
»Sag mal, Smilla? Wo steht eigentlich der Elefant mit dem Obelisken? Wie heißt der Platz noch mal?«
»Minerva. Davon hat Mama mir oft genug erzählt.«
Eloise fuhr mit dem Finger auf dem Stadtplan herum, als wäre da ein Elefant eingezeichnet. Dann bremste ihr Finger, ungefähr fünf Zentimeter vom Pantheon entfernt: »Mi-ner-va. Da ist der Platz. Genau vor einer Kirche. Und fällt Ihnen was auf, Fräulein S.?«
Mein Herz schlug jetzt knapp unter meinem Unterkiefer. So fühlt sich bestimmt Herzinfarkt an. Aber mit fast elf bekommt man den zum Glück noch nicht. Der Elefant stand ziemlich genau auf der Drachen-Linie vom Vatikan zum Venezia-Platz. Das war eigentlich nicht zu glauben.
»Moment mal«, sagte ich und zog die Karte wieder zu mir herüber. Die Linie zwischen Zoo und Schule kreuzte noch einen Ort, dessen Name jetzt etwas zugemalt war: »Galleria Borghese. Da waren wir gestern. Meine Eltern und ich. Und Benito.«
»Wieso BENITO ?« Eloise fasste es nicht. Ich hätte auch sagen können, dass wir mit Angela Merkel zum Eisessen gewesen waren.
Aber Benito war nun
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