Päpste pupsen nicht (German Edition)
Hölle in Bewegung gesetzt, um Eloise einen Zettel zukommen zu lassen. Er wusste ja, wer ihr Vater war. Der Zettel hatte als Absender irgendein lateinisches Amt, und darauf stand in feiner, etwas zittriger Schrift:
Bitte kommt heute noch in mein Labor , Studierzimmer,
um 17 Uhr und seid bitte pünktlich,
Gott zum Gruße, Monsignore Dienstbier, Prälatus.
Diesmal hörten wir keine Stimmen hinter der Tür. Dafür ein sehr trauriges, lang gezogenes Pfeifen, wie von einem gestrandeten Delfin im Fernsehen. (Ich habe nie verstanden, weshalb die Fernsehleute den Delfinen dann nicht helfen, statt ihre Kamera auf sie zu halten, aber das ist jetzt nur so ein Gedanke.) »Ach, Kinder«, sagte der Prälat Dienstbier, der auch ziemlich gestrandet aussah. Seine Haut war grau, sein Priesterkragen auch. Er ging zu einem CD -Spieler und machte das Pfeifen aus. »Das ist der Gesang der Wolken, der Starenwolken natürlich. Ich höre ihn manchmal an, wenn ich nicht mehr weiterweiß. Und glaubt mir, ich weiß nicht mehr weiter. Diese ganze Sache wird langsam zur Tragödie.«
Dienstbier erzählte, dass der Papst beschlossen habe, am Sonntag eine ganz besondere Ansprache zu halten, wie er es nur alle paar Jahre einmal macht. »Der Heilige Vater«, er verneigte sich zu dem Kruzifix über dem CD -Spieler, »will der Welt eine Botschaft zukommen lassen. Er hat die Berichte über Tsunamis, schmelzende Gletscher und aussterbende Königstiger gelesen. Das macht ihm Sorgen.«
»Mir auch«, musste Eloise dazwischenquaken.
»Jaja, gewiss, gewiss. Kurzum: Der Papst wird den Menschen ins Gewissen reden, dass sie sich gefälligst besser um die Schöpfung kümmern, bevor die Meerespegel immer weiter steigen und von Tigern, Nashörnern, Pandabären nur noch ein paar wenige Tiere übrig sind. Das hatten wir nämlich schon mal, wenn ihr euch erinnert.«
»Ist schon ziemlich lange her. Aber was ist so schlimm daran, wenn der Papst über Tiere redet?«
»Nichts. An sich gar nichts. Nur hat er angeordnet, dass sein Auftritt live in alle Länder der Erde übertragen wird. Globalvision! Und weil es um die Natur geht, will er die Rede im Freien halten. Ihr versteht? Und zwar an einem Ort, der noch älter ist als der Vatikan. Genau an der Stelle, wo alles anfing …«
»Dem Forum Romanum«, fuhr es mir durch den Kopf und offenbar auch aus dem Mund.
»Genau dort. Wo Rom gegründet wurde. Am Ara Coelis, dem Altar des Himmels. Wo es immer schon Starenschwärme gegeben hat. Wo es die einfachste Sache der Welt wäre, einen Poimnographen einzusetzen, wenn man etwas Böses im Schilde führt. Und daran …«, er atmete tief durch und wischte sich mit den Händen über das faltige Gesicht, »… daran besteht nach dieser Botschaft kein Zweifel mehr. Hier, lest.«
Er zog einen mehrfach gefalteten Zettel aus seinem Priesterrock und streckte ihn uns entgegen.
»›Stellen Sie sich dem PLAN nicht in den Weg. Es ist sowieso zu spät. Schauen Sie lieber in den Himmel. Bald wird jeder die Zeichen lesen können. Es gibt kein Zurück mehr. Und nochmals danke für die großzügige Hilfe‹«, las ich vor.
»Den Zettel habe ich wieder unter meiner Tür gefunden. Das macht es ja so unheimlich. Wer auch immer hinter dem Plan steckt, der hat auch Zutritt zum Vatikan. Der muss hier irgendwo sein.«
Mir kam schon wieder ein Gedanke. Das musste mit den Nutellabroten zu tun haben. Schokocreme schmiert das Gehirn. »Aber wer weiß denn, wo der Papst seine Weltrede halten will?«
»Na, noch niemand natürlich, außer dem Papst.«
»Dann ist doch alles paletti. Unser Mister X kann mit den Staren Figuren machen, wie er will, aber er kann von der Papstaktion nichts wissen.«
»Hmm«, machte Dienstbier. »Das wäre natürlich … Das ist natürlich wahr! Der Auftritt wird erst am Sonntagmorgen bekannt gegeben, damit nicht zu viele Leute aufs Forum kommen. Sonst gibt es Ärger mit den Archäologen. Wenn unser Unbekannter nicht ein Prälat ist …«
»… oder der Papst höchstpersönlich …«, funkte Eloise schon wieder dazwischen.
»… wovon ich ausgehen möchte. Dann kann er nichts von dem Ereignis wissen. Gott sei Dank!« Es kehrte wieder ein wenig Farbe in Dienstbiers Gesicht zurück. »Natürlich! Mein Gott, wie blind bin ich gewesen. Kinder, ich danke euch. Kommt jetzt.«
Wir gingen in sein Labor hinüber, setzten uns zwischen die Bildschirme, Computer und Vogelfutterdosen und Eloise erzählte von den Ereignissen der letzten Tage. Dienstbier nickte immer nur,
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