Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
in ein ganz anderes Land, einen anderen Erdteil oder wieder zurück nach Schweden weiterverbunden«, sagt Joona. »Jedenfalls handelt es sich um ein sehr kurzes Telefonat, es dauert nur dreiundvierzig Sekunden. Vielleicht hinterlässt er auch nur eine Sprachnachricht. Wahrscheinlich berichtet er von dem Foto und dem Inhalt des Erpresserschreibens und erklärt, dass er Hilfe erwartet.«
»Denn danach … ein paar Minuten später, ruft Palmcronas Haushälterin die Taxizentrale an und bestellt einen Wagen für zwei Uhr auf den Namen Palmcrona mit dem Fahrziel Flughafen. Exakt eine Stunde und fünfzehn Minuten nach dem kurzen Gespräch klingelt das Telefon. Palmcrona hat bereits Mantel und Schuhe an, geht aber dennoch an den Apparat. Das Gespräch kommt aus Bordeaux. Es ist die Nummer, die er selbst gewählt hatte. Dieses Gespräch dauert zwei Minuten. Palmcrona schickt daraufhin eine letzte Mail an seinen Erpresser. Darin heißt es: Jetzt ist es zu spät, du und ich, wir werden beide sterben. Er gibt der Haushälterin frei, die den wartenden Taxifahrer dafür bezahlt, dass er gekommen ist. Anschließend fährt sie nach Hause. Ohne seinen Mantel auszuziehen, geht Carl Palmcrona in den kleinen Salon, stellt seinen Aktenkoffer hochkant, klettert hinauf und erhängt sich.«
Es wird still am Tisch.
»Aber das ist nicht das Ende der Geschichte«, sagt Joona, »denn Palmcronas Telefonat hat etwas in Gang gesetzt … Ein internationaler Profi ist beauftragt worden. Ein Killer ist ausgesandt worden, um alle Spuren zu verwischen und das Foto zu vernichten.«
»Wie oft taucht bei uns in Schweden ein solcher Profikiller auf ?«, sagt Carlos skeptisch. »Für eine so drastische Maßnahme muss viel Geld auf dem Spiel stehen.«
Joona sieht ihn ausdruckslos an.
»Ja.«
»Am Telefon hat Palmcrona wahrscheinlich die erpresserische Mail vorgelesen, die auch die von Björn angegebene Kontonummer enthielt«, bemerkt Saga.
»Es ist nicht besonders schwer, jemanden anhand einer Kontonummer aufzuspüren«, murmelt Verner.
»Als Palmcrona den Koffer umkippt, hält Björn Almskog sich im Internetcafé Dreambow auf«, fährt Joona fort. »Er loggt sich in sein anonymes Mailkonto ein und sieht, dass er zwei Antwortmails von Carl Palmcrona bekommen hat.«
»Er hofft natürlich, dass Palmcrona sich bereit erklärt hat, eine Million für das Foto zu zahlen«, erklärt Saga.
»Stattdessen findet er Palmcronas Warnung und als Nächstes die kurze Mail, in der steht, dass es zu spät ist, dass sie beide sterben werden.«
»Und jetzt sind sie tot«, sagt Pollock.
»Man kann nur vermuten, wie sehr Björn sich gefürchtet haben muss«, meint Saga. »Er ist ja kein routinierter Erpresser gewesen, er hat nur eine Chance ergriffen, als sie sich ihm bot.«
»Was tut er?«
Petter sieht die beiden an, sein Mund steht gähnend offen. Carlos schenkt ihm einen Schluck Wasser ein.
»Björn bereut, was er getan hat, beschließt, Palmcrona das Foto zu schicken, und versucht, die Sache so aus der Welt zu schaffen.«
»Aber als Björn Palmcrona schreibt, dass er ihm das Bild schicken wird, ist dieser bereits tot«, sagt Joona.
»Das Problem ist, dass die Aufnahme an einer Glastür in Penelopes Wohnung hängt«, fährt Saga fort. »Und sie weiß nichts von der Erpressung.«
»Er muss also an das Foto herankommen, ohne ihr etwas von seinem Erpressungsversuch zu verraten«, sagt Tommy Kofoed.
»Wir wissen nicht, wie er Penelope erklären wollte, dass das Foto verschwunden ist«, meint Saga und lächelt. »Wahrscheinlich hat er in Panik gehandelt, wollte einen Schlussstrich unter die ganze Sache ziehen und hat gehofft, dass sich der Sturm verziehen würde, während sie sich auf seinem Boot in den Schären verstecken.«
Joona steht auf, geht zum Fenster und sieht hinaus. Eine Frau trägt ein Kind im Arm und schiebt einen Buggy mit Einkaufstüten auf dem Bürgersteig vor sich her.
»Am Morgen des nächsten Tages nimmt Penelope ein Taxi zum Fernsehsender, um an einer Diskussion teilzunehmen«, fährt Saga fort. »Sobald sie gegangen ist, begibt Björn sich in ihre Wohnung, greift sich das Foto, läuft zur U-Bahn-Station Slussen, fährt zum Hauptbahnhof, kauft in einem Laden einen Umschlag und eine Briefmarke, adressiert den Brief an Palmcrona, läuft zum Internetcafé und schreibt ihm eine letzte Mail, in der er ihm mitteilt, dass er das Foto in die Post gegeben hat. Anschließend fährt Björn in seine Wohnung, holt sein und Penelopes Gepäck und macht
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